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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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nicht rechtzeitig einging, auch wenn er selbst die Schuld daran trug. Mit sechstausend Dollar Schulden in Form eines auf dem Boden ausgestreckten Hundes konnte ich es mir allerdings nicht leisten, umsonst zu arbeiten. Nachdem ich zwei Stunden lang versucht hatte, das Beste aus dem vorhandenen Material zu machen, reichte es mir, und ich ging online, um die Kommandos auf dem gelben Papierbogen zu übersetzen. Scheinbar hieß ›Nein ‹ ›Fuj ‹ , was wie ›Pfui ‹ ausgesprochen wurde. Na prima, dachte ich, als wäre es nicht schon schlimm genug, mit seinem Hund in einer Sprache sprechen zu müssen, die man nicht beherrschte– jetzt klinge ich auch noch, als wäre ich neunzig Jahre alt. Genauso gut könnte ich ›Verdammter Mist ‹ , ›Geh zum Teufel ‹ oder ›Fahr zur Hölle ‹ sagen.
    Es gab siebenundzwanzig Kommandos. Die einleuchtendsten und nützlichsten wie sitz, bleib Platz, bei Fuß, bring her, lass fallen, Platz standen zuoberst. Aber dann kamen ungewöhnliche wie ›such Drogen ‹ und ›durchsuch das Gebäude ‹ . Es fiel mir schwer, mir Joe als einen Hund vorzustellen, der ein Haus durchschnüffelt und Drogendealer stellt, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, den Teppich vollzusabbern.
    Die Sätze auf der Rückseite der Kommandoliste entpuppten sich als ein Rezept für Hundefutter, bestehend aus gekochtem Huhn, Reis, Sellerie, Möhren und Olivenöl. In einem der Hundebücher in der Bücherei hatte ich ein ganzes Kapitel über selbst gekochtes Futter gesehen, weil der beste Weg, seinen Hund gesund zu erhalten, angeblich darin bestand, ihm das zu geben, was auch Menschen aßen. Ich hatte diesem Thema damals keine große Beachtung geschenkt und Joe teures Nassfutter mit dem ›perfekten Mix aus Proteinen und Vitaminen ‹ in den Napf gefüllt. Aber das Rezept erschien mir einfach genug. Wenn er an solche Sachen gewöhnt war, kam es mir unfair vor, ihn mit Dosenfutter zu füttern. Für mich selbst hatte ich auch nicht mehr viel Essbares im Haus. Huhn, Reis und Gemüse wären eine deutliche Verbesserung meiner üblichen Diät aus Fertiggerichten und Frühstücksflocken.
    Ich musste Joe in seine Kiste stecken, um zum Einkaufen zu Wegmans fahren zu können.
    » Poy-ed Sem«, wandte ich das Kommando für ›Geh hinein ‹ an und hielt dabei die Kistentür auf.
    Joe reckte den Hals, bellte, richtete die Nase auf mich und spannte die Lefzen an. Das grollende Bellen klang wie eine Beschwerde.
    » Geh.« Ich deutete auf die Kiste. » Poy-ed Sem.« Ich kam mir vor, als würde ich einem trotzigen Teenager befehlen, auf sein Zimmer zu gehen.
    Joe warf mir einen bekümmerten Blick zu und ging dann so langsam in die Kiste, als hoffte er, ich würde meine Meinung doch noch ändern. Als ich das nicht tat, ließ er sich auf den Bauch fallen.
    » Braver Junge«, lobte ich, als ich die Tür schloss. Er seufzte schwer. Ich hatte nicht gewusst, wie ausdrucksvoll Hunde sein konnten.
    Bei Wegmans war es ziemlich leer. Ich hatte den perfekten Zeitpunkt für meinen Einkauf gewählt: nach dem Lunchandrang und vor dem Ansturm der Leute, die nach der Arbeit etwas zum Abendessen besorgen wollten. Es dauerte nicht lange, bis ich alles beisammenhatte, was ich brauchte, und die Schlange an der Kasse war auch nur kurz. Ich konnte nicht viel länger als eine halbe Stunde weg gewesen sein.
    Als ich nach Hause kam, empfing mich Joe an der Garagentür, wedelte mit dem Schwanz und bellte ein lautes ›Hallo ‹ . Erst freute ich mich, dass er mich an der Tür begrüßte. Schon lange hatte niemand mehr zu Hause auf mich gewartet. Dann fiel mir ein, dass ich ihn in seine Kiste gesperrt hatte.
    » O nein, o nein, o nein! Was hast du jetzt schon wieder angestellt?« Ich rannte nach oben, um zu sehen, wie er sich aus der Kiste befreit hatte. Joe folgte mir, als ich den Flur entlang und ins Schlafzimmer stürzte. In einer Ecke der Kiste klaffte neben den Luftschlitzen ein großes Loch. Der Boden war mit Plastiksplittern übersät. Joe sprang herum, schnappte nach einem großen Stück Plastik, schleuderte es durch das Zimmer und stürzte sich erneut darauf. Dann brachte er es zu mir, dabei wedelte er mit dem Schwanz, als hätte er soeben ein lustiges neues Spiel erfunden.
    » Du bist eine Nervensäge«, teilte ich ihm mit, als ich mich bückte, um die Splitter einzusammeln. Die rauen Kanten blieben im Teppich hängen; ich konnte sie nicht mit den Händen zusammenfegen, und mein alter Staubsauger würde auch nicht mit ihnen

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