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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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breit, dabei entblößte er schöne Zähne.
    » Wodka und ein Rin-Tin-Tin-Film nach dem anderen«, gestand ich. Ich wusste, dass meine Wangen hochrot loderten.
    » Scheinbar eine gefährliche Kombination.« Dr. Brandt lachte jetzt ganz offen.
    Ich zog Joes Papiere aus der Tasche und reichte sie ihm.
    Dr. Brandt strich sie auf seinem Schreibtisch glatt, beugte sich darüber, tippte mit dem Kugelschreiber auf die Worte und brummte etwas vor sich hin.
    » Ist alles in Ordnung?«, fragte ich besorgt. » Hat er alle notwendigen Impfungen?«
    » Oh, natürlich. Wenn Sie ihn importiert haben, muss er geimpft worden sein, ehe er in den Flieger verladen wurde.« Er deutete auf die Papiere. » Sehen Sie hier?«
    Ich ging zu ihm und stellte mich neben ihn, um einen Blick auf Joes Papiere zu werfen. Er roch nach Seife und frisch gewaschenen Kleidern. Joe sprang vom Tisch, zwängte sich zwischen uns und legte die Pfoten auf den Schreibtisch.
    Dr. Brandt und ich mussten lachen. » Er weiß, dass wir von ihm sprechen«, meinte Dr. Brandt, dabei strich er Joe über den Kopf.
    Dann deutete er auf den obersten Rand des Bogens, wo 11/5 stand. » Das ist sein Geburtsdatum.«
    » Ich glaube, da hat eine Verwechslung stattgefunden. Sie haben den falschen Hund geschickt– und die falschen Papiere. Joe kann unmöglich am fünften November geboren sein.« Ich begann, Dr. Brandts ärztliche Qualitäten anzuzweifeln. Wie konnte er glauben, Joe könne in so wenigen Wochen so groß geworden sein? Ich wusste nicht viel über Hunde, aber ich wusste, dass Joe nicht so schnell gewachsen sein konnte. Joe nahm die Pfoten vom Tisch und schmiegte sich an meine Beine.
    » Er ist im Mai geboren«, erklärte Dr. Brandt.
    Endlich fiel bei mir der Groschen. » Die Europäer schreiben das Datum anders herum!« Ich schlug mir gegen die Stirn. » O Gott, und ich dachte, sie hätten einen Fehler gemacht und mir den falschen Hund geschickt!«
    » Sie haben einen viel größeren Hund bekommen, als Sie wollten, nicht wahr?«
    » Ja«, räumte ich ein.
    » Hatten Sie Angst?«
    » Ein bisschen.«
    » Werden Sie ihn behalten?«
    » Natürlich«, erwiderte ich, von dem Gedanken schockiert, ihn wieder abzugeben. Man konnte eine Jeans zurückgeben, wenn sie nicht so schlank machte, wie es in der Umkleidekabine ausgesehen hatte, und man konnte Milch zurückgeben, wenn sie schon sauer war, bevor man den Karton öffnete, aber doch keinen Hund. Und so sehr Joe manchmal an meinen Nerven zerrte– zurückschicken oder ihn weggeben wollte ich ihn auf keinen Fall. Ich hatte ihn gern um mich.
    » Nun, er ist gesund und in Topform. Und er wird ruhiger werden, wenn er älter wird. Arbeiten Sie mit ihm. Achten Sie darauf, dass er genug Bewegung hat. Sorgen Sie dafür, dass er weiß, wer das Sagen hat. Das wird schon klappen.« Er übertrug ein paar Sachen aus den Papieren in Joes Akte. Ich stand noch immer dicht neben ihm. Mein Kopf summte, als hätte mir mein Schulschwarm gerade einen Liebesbrief zugesteckt.
    Er faltete Joes Papiere, gab sie mir zurück und schob den Kugelschreiber in seine Brusttasche. » Wir sehen uns dann in drei Monaten wieder, dann gebe ich ihm ein paar Spritzen. Viel Glück, Ms Leone.« Er zwinkerte mir verschwörerisch zu und verließ den Raum.
    Ich blieb verwirrt zurück. Drei Monate. Ich wusste, es war dumm von mir, aber ich verspürte einen Anflug von Enttäuschung. Drei Monate waren eine lange Zeit. Sollte er sich Joe nicht schon früher noch einmal ansehen, um sicherzugehen, dass mit ihm alles in Ordnung war? Als ich endlich daran dachte, mich zu bedanken oder wenigstens von ihm zu verabschieden, war er schon verschwunden, und ich nahm Joe an die Leine und machte mich mit ihm auf den Heimweg.

12
    Joe war eine Woche bei mir, als ich den Brief vorfand. Ich kam von einer Besprechung nach Hause und sah den orangefarbenen Umschlag vom Hauseigentümerverein zwischen meiner Tür und dem Rahmen stecken. All diese Benachrichtigungen kamen in verschiedenfarbigen Umschlägen, weil Mr Wright, der Vereinsvorsitzende, der größte Korinthenkacker auf Gottes Erdboden war. Blau hieß, dass das Wasser wegen Wartungsarbeiten abgestellt wurde. Grün stand für alles, was mit dem Rasen zusammenhing– wie viele Plastikflamingos oder Gartenzwerge und Windspiele erlaubt waren und welche Farbe die Blumen in den Beeten haben sollten– und Gelb stand für alles, was mit Strom zu tun hatte.
    Ich hatte schon einmal einen orangefarbenen Brief bekommen, weil ich vergessen hatte,

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