Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
Vom Netzwerk:
daran, was Sie tun und vor allem was Sie lassen könnten!«, antwortete Bruder Martin scharf.
    »Ach Du Sch…, Entschuldigung, das ist mir gerade nur so rausgerutscht. Das war ich nicht, ich schwör’s!«
    »Bei wem?«, fragte Bruder Martin.
    »Ich schwör‘s bei Gott – ich schwör’s bei allem, was mir heilig ist. Bitte glauben Sie mir, Bruder Martin.«
    »Na, das hört sich schon besser an, aber helfen Sie jetzt diesem Mann.«
    »Das ist ja furchtbar! Bin schon dabei«, sagte Brötchen gehetzt und stürmte zur Tür hinaus, um gleich darauf mit seinem Servicewägelchen wieder hereinzustürzen.
    »Bin schon dabei, bin schon dabei.« So gehetzt und devot hatte ich Brötchen noch nie erlebt. Er musste einen Heidenbammel vor dem Priester oder dessen Macht haben.
    »Ja, ja, schon gut, nur machen Sie, machen Sie schnell!« Während er das sagte, ließ Bruder Martin seinen Blick über seine anderen Schäfchen gleiten. Die anderen hatten die Holografien über ihren Betten abgeschaltet und wollten wohl ebenfalls mitbekommen, was sich gerade abspielte.
    »Mein Gott – vergib mir Vater – sehen Sie nur! Nr. 4 und Nr. 5 haben auch Sch… äh sind auf die gleiche Art beschmutzt wie Nr. 1! «
    »Das ist doch wohl kein Zufall, Herr Becker? Oder? Also was ist passiert? In dieser Schicht hatten nur Sie und Herr Mengele Zutritt zu diesem Trakt! Ich werde Sie wohl der Gefängnisleitung melden müssen!«
    »Bruder Martin, bitte tun Sie das nicht«, sagte Brötchen mit gesenktem Kopf. »Bitte tun Sie das nicht! Ich weiß wirklich nicht, was passiert ist, aber ich werde mir Mosquito, äh Herrn Mengele, höchstpersönlich vorknöpfen. Ich fühle mich für ihn verantwortlich, schließlich habe ich ihn auf diesen Posten eingelernt. Ich weiß wirklich nicht, was in ihn gefahren ist! Aber seien Sie sicher, ich kümmere mich umgehend darum. Bitte geben Sie uns, äh, bitte geben Sie mir die Chance das Ganze wieder ins rechte Licht zu rücken.«
    “Sind Sie wirklich sicher, dass Sie das hinbekommen, Herr Becker? Sie wissen, wenn dies nicht der Fall sein sollte, dann fällt auch ein Schatten auf mich. Und Sie wollen mich doch sicherlich nicht in Schwierigkeiten bringen … oder Herr Becker?«, fragte Bruder Martin mit einem scharfen, drohenden Unterton.
    »Nein – nein um Himmels willen, wo denken Sie hin«, stammelte Brötchen. Ihr Wohl liegt mir am Herzen, ich werde Sie niemals in Bedrängnis bringen, seien Sie unbesorgt, Bruder Martin. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, dass so etwas nie wieder vorkommt.«
    »Na, dann hoffen wir für uns beide und insbesondere für Sie, dass Ihre Macht tatsächlich ausreicht, hier sofort wieder Ordnung hineinzubekommen. Ich verlasse mich ganz auf Sie. Sollten Sie mich enttäuschen, dann … aber bis dahin haben Sie ja noch etwas Zeit, sich zu bewähren. Ich bin die nächsten vier Wochen nicht im Haus, da ich höhere Aufgaben erfüllen darf. Also enttäuschen Sie mich nicht! Wenn ich zurückkomme, will ich hier alles pikobello vorfinden, haben wir uns verstanden?«
    Trotz seiner massigen Figur stand Brötchen zusammengefallen da wie eine nasse Semmel. Die Schultern hingen schon so weit nach vorne herunter, als wären sie ausgekugelt.
    »Verlassen Sie sich auf mich, Bruder Martin, ich werde Sie nicht enttäuschen, ganz bestimmt nicht.« Bruder Martin stand bereits in der geöffneten Tür.
    »Gott stehe Ihnen bei!«, sagte er mit der tonlosen Doppelzüngigkeit einer Schlange. Die Tür ging zu, um keine zwei Sekunden später wieder aufzuschwingen.
    »Und vergessen Sie nicht, die beiden anderen zu reinigen! Apropos vergessen …« Er griff in seine schwarze Robe und zog seine Fernbedienung aus der Tasche. »Jetzt hätte ich beinahe versäumt, Ihnen allen noch einmal die Chance zu geben, an der Barmherzigkeit des Christentums teilzuhaben. Ich stelle Ihre Holo-Flat-Pads wieder auf die Grundeinstellung um. Ich bin sicher, Sie werden mir dankbar sein! Also dann, wir sehen uns wieder in vier Wochen. Möge Gott mit Ihnen sein.«
    Die Tür schloss sich hinter ihm und wir waren mit Brötchen allein.
    »Mosquito«, sagte er kochend vor Wut. »Ich klatsch Dich an die Wand …«

Dankbarkeit
    Ich war Bruder Martin tatsächlich überaus dankbar. Zum einen natürlich, weil er Brötchen mit Nachdruck dazu angeleitet hatte, unsere Oberlippen gründlich zu reinigen. Zum anderen hatte er die Holo-Flat-Pads auf die Grundeinstellung zurückgesetzt und damit unbewusst die Blockade der Religionsauswahl

Weitere Kostenlose Bücher