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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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schon wieder dabei, mich in mein eigenes Requiem einzugrooven. Schluss damit! Ich hatte Wochenende und konnte tun und lassen, was ich wollte. Nur im Rahmen meiner derzeitigen Fähigkeiten, aber nichtsdestotrotz. Ich hatte das vielleicht kleinste Kammerspiel der Welt in meinem Kopf, einen High-Tech-Fernseher über mir und ich beschloss, beides besser kennenzulernen und zu nutzen.
    Obwohl kein BSS-Pflichtprogramm auf der Tagesordnung stand, begann ich damit, mir das Buddhismusprogramm näher anzuschauen. Ich war angenehm überrascht. Es war nicht bedingungslos religiös motiviert, sondern wirkte eher wie eine Reportage im Stile von National Geographics. Auf ruhige, angenehm nüchterne Art wurden sowohl die Entstehung als auch das regional unterschiedliche Praktizieren des Buddhismus behandelt.
    Ich war mehr als erstaunt, dass BSS nicht auch daraus ein Hirnwäscheprogramm mit Vorwäsche und extra Schleudern gemacht hatte. Oder war es einfach nur subtiler und sanfter ausgearbeitet? Vielleicht hatte BSS aber auch nicht damit gerechnet, dass jemand das Programm wählen könnte und sich gar nicht die Mühe gemacht, diese esoterische Minderheit , wie Bruder Martin die Anhänger des Buddhismus abgetan hatte, ernst zu nehmen.
    Ob einfache Ignoranz seitens BSS die Ursache war oder man die Erziehungsmethoden mithilfe des Buddhismus in einer subtileren Verpackung transportieren wollte, blieb mir verborgen. Das Programm hatte jedenfalls zweifellos eine bemerkenswerte Wirkung: Die Bilder drangen förmlich in mich ein, hoben mich sanft in die Höhe und trugen mich schließlich auf und davon. Plötzlich hatte ich den Geruch von Räucherstäbchen in der Nase, die Sonne brannte mir ins Genick. Ein leichter Windhauch brachte keinerlei Erleichterung mit. Die Klamotten waren klatschnass und klebten auf meiner Haut als würde ich in voller Montur einen Saunaaufguss mitmachen. Aber das Schöne daran war … es störte mich nicht. Ganz im Gegenteil, ich fühlte mich völlig frei und ruhig. Mit jedem Atemzug schien ich ein bisschen mehr Zufriedenheit zu inhalieren und einen Teil meiner Sorgen blies ich mit der verbrauchen Luft einfach aus.
    Ich fragte mich beim Ausatmen, warum ich sie als Sorgen überhaupt erst in meinem Körper aufgenommen und mit mir herumgetragen hatte. Der Geruch von Wasser und Pflanzen wehte jetzt auch in meine Nase. Im Geiste schlug ich die Augen auf und fand mich inmitten in einer alten Khmer-Tempelanlage wieder. Vor mir lag einer der Wassergräben, dahinter die großen steinernen Stupas. Ein in leuchtendem Orange gekleideter Mönch zündete keine 30 Meter entfernt auf einem im Freien gelegenen Altar Räucherstäbchen an und setzte sich zur Meditation oder zum Gebet vor einen circa drei Meter hohen steinernen Buddha. Dieser hatte die Haare zu kleinen Röschen zusammengebunden, sodass der Kopf aussah, als säßen viele kleine Kügelchen darauf. » Ayuttayah-Stil«, schoss es durch meinen Kopf und ich musste innerlich grinsen. Neben mir lag ein Fahrrad in der Wiese. An seinem Lenker zog die große silberne Klingel meine Aufmerksamkeit geradezu magisch an. Ein in Relief geprägtes Krokodil war in der Mitte des Kreises zu sehen. Eingerahmt mit den Worten Crocodile an der Oberseite und darunter Trade Mark . Jetzt wusste ich, wo ich war!
    Als ich zu Studentenzeiten mit dem Rucksack kreuz und quer durch Thailand gezogen war, hatte ich mich über eine Woche in Sukkothai aufgehalten. Wenn ich es richtig in Erinnerung hatte, konnte man am Nordtor von Alt-Sukkothai Fahrräder ausleihen, um die riesige Tempelanlage zu erkunden. Selbst in vollen drei Tagen war es unmöglich, das gesamte Gebiet zu erkunden. Und da ich mir Zeit gelassen hatte, an einzelnen Punkten zu verweilen, war ich auch nach sieben Tagen nicht an allen Ecken der riesigen Tempelanlage gewesen. Jedenfalls hatte ich mich eines Tages neben meinem Fahrrad ins Gras gesetzt und die silbern glänzende Crocodile - Klingel fotografiert. Deswegen erkannte ich sie sofort wieder.
    Ich hatte damals versucht den Tempel, die ganze Umgebung und die friedliche Stille in mich aufzusaugen. Und wie es aussah, war mir das tatsächlich gelungen. Mehr noch, ich hatte sie bis heute in meinem Inneren konserviert. Es hatte nur eines kleinen Anstoßes bedurft und ich war dort. Und wie ich dort war! Ich hatte nicht den geringsten Zweifel, mich in diesem Augenblick inmitten der Tempelanlage zu befinden. Ich genoss die Sonne, die mir heiß auf den Rücken schien. Die Wärme tat mir gut und

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