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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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nenne es die drei Stufen der Glückseligkeit – Schwimmbad, Eissalon und die Königsdisziplin Kino!«
    Sunny geriet richtig in Fahrt, aber in mir machte sich Ratlosigkeit breit. »Jetzt blick‘ ich’s gar nicht mehr! Schwimmbad, Eissalon, Kino und drei Stufen wohin?«
    Sunny grinste mich verschwörerisch an. »Stufe 1: Im Schwimmbad herumalbern und sich näherkommen. Stufe 2: Im Eissalon Händchen halten. Und Stufe 3: Im Kino knutschen und kuscheln. Am besten in der Nachmittagsvorstellung, da sind nicht so viele andere Leute. Und diejenigen, die nachmittags da sind, knutschen eh rum. Und wenn das mit dem Knutschen beim ersten Mal nicht klappt, dann könnt ihr immer noch Händchen haltend den Film anschauen und beim zweiten Termin knutschen. Und bevor ich’s vergesse: Such Dir am besten ‘nen gruseligen Film aus, da schnuckeln sich die Mädels bei den gruseligen Szenen sofort an und drücken Dir blaue Flecken in den Arm!«
    »Ich will keine blauen Flecken!«
    »Ok, ok, das mit den blauen Flecken ist blöd, aber irgendein Opfer muss man bringen. Und außerdem wird Dir der Rest gefallen, ich schwör’s!«
    »Hm, sagte ich versonnen. »Also erst die drei Stufen zünden und dann bin ich tatsächlich schon in ihrer Umlaufbahn? Weißt Du, Ariane ist ’ne echte Rakete!« Wir lachten beide und Sunny steppte in seinen Turnschuhen lautlos den Bordstein entlang.
    »Glaubst Du, Sie kommt?«, fragte ich.
    »Hm, kann sein, dass sie eines der Plakate sieht und zufällig vorbeikommt. Aber an Deiner Stelle würde ich nichts dem Zufall überlassen. Lade sie doch einfach ein, dann weiß sie auch, von wem die Show kommt!«
    »Klar«, sagte ich und wusste zugleich, dass der einfache Lösungsvorschlag von Sunny für mich die höchste Stufe der Überwindung darstellte. Ich musste das Gravitationsfeld meiner Ängste verlassen und Ariane ansprechen.
    Doch das Glück war mir hold. Als ich ein paar Tage später mit dem Fahrrad unterwegs war und das Plakat an der Einganstür des Supermarktes anklebte, hörte ich eine Stimme hinter mir: »Das ist ja cool!«
    Ich drehte mich nicht um, da ich mich voll auf den verhedderten Klebefilm konzentrierte, und sagte ganz cool über die Schulter: »Kommst Du? Gib einfach Deinen Freunden bescheid, jeder ist willkommen!«
    »Klar, wir sehen uns, Frank!«
    »Oh, jemand der mich kennt!«, dachte ich erstaunt. Ich schaute mich um und sah Ariane, die gemeinsam mit ihrer Mutter auf die Einkaufswagen zusteuerte.
    »Äh, schön, also bis dann!«, rief ich ihr hinterher. Zum Glück leuchtete mein Schädel erst dann wie eine Leuchtboje auf, als sie bereits hinter einem Regal verschwunden war. Ich kämpfte noch eine halbe Ewigkeit mit dem Klebeband, aber schließlich hing das Plakat mit Sunny Regen und Frank Schirmer gut platziert an der Tür des Supermarktes. Ich ging wieder raus zu meinem Fahrrad und sah Ariane und ihre Mutter die Einkäufe in ihrem Auto verstauen. Sunny sagte immer: »Nachhaltigkeit ist der erste Schritt zum Erfolg.« Also nahm ich all meinen Mut zusammen und radelte zu ihr hinüber und zog ein Plakat aus meinem Rucksack.
    »Möchtest Du ein Plakat haben? Nur, damit Du nicht vergisst zu kommen!«
    »Keine Sorge, ich komme auf jeden Fall, aber das Plakat nehme ich trotzdem gerne.« Weil ich nicht wusste, was ich noch sagen sollte, schwang ich mich wieder auf mein Fahrrad und sagte: »Cool, also bis dann!«
    »Der ist ja süß«, hörte ich noch Arianes Mutter sagen.
    »Pst«, sagte Ariane, »der muss ja nicht gleich alles wissen …«
    »Ariane kennt meinen Namen und Ihre Mutter findet mich auch noch süß! Wow!« Beinahe wäre ich vor lauter Glück in den vorbeifahrenden Omibus geradelt, der hupend, bremsend in die Dämpfer ging. Der Fahrer fluchte und fuchtelte wild in der Gegend herum. Aber ich war der glücklichste Junge der Welt.

Der Auftritt
    Die nächsten Tage hatten wir nichts anderes im Kopf, als am Programm zu feilen und zu proben, proben, proben. Wir fragten Ronald und Nancy, ob sie uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben konnten. Sie verbesserten noch die ein oder andere Szene, arbeiteten Dramatik und Pointe noch ein bisschen aus. Aber vermutlich wollten Sie auch nicht zu stark eingreifen. Inzwischen wusste ja sogar ich, was authentisch hieß.
    Das Einzige, was noch fehlte, war der Hintergrund. Und damit meinte ich nicht das Bühnenbild, sondern die passende Musik. Bühnenbilder blendet der Zuschauer in den meisten Fällen gedanklich aus, es sei denn, sie sind so schlecht,

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