Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
Vom Netzwerk:
Event-Manager!« Er zwinkerte mir verschmitzt zu.
    »Äh, ja wir haben morgen frei«, sagte ich.
    Miranda strahlte schüchtern vor sich hin. »Au-ja!«
    Ariane sah mich irritiert von der Seite an und murmelte: »Regisseur und Eventmanager?!« Dann klärte sich ihr Blick auf, und sie strahlte mich mit ihren schönen blauen Augen an. »Wenn Du morgen frei hast, Frank, gehst Du dann mit mir ins Kino? Morgen Mittag läuft so’n neuer Film mit ‘nem Vampir an. Echt gruselig!«
    Echt gruselig, dachte auch ich. Was war mit Stufe eins und Stufe zwei? Kein herumalbern, kein Händchen halten?! Von null auf drei war für mich eine Beschleunigung auf Lichtgeschwindigkeit in Liebesdingen. Blaue Flecken und Knutschen, einfach so von heute auf morgen? Der Hyperraum von gequetschtem Bindegewebe und nassen Küssen lag vor mir …
    »Na, was ist, kommst Du?«, fragte Ariane auffordernd, fast schon ein wenig quengelig.
    »Äh, ja klar … ich hab nur überlegt, ob es noch was Gruseligeres gibt.«
    Sowohl Ariane und Sunny atmeten erleichtert auf. Und Miranda stand einfach da und himmelte Sunny in epischer Breite an.
    Ich schämte mich dafür, dass ich in einem kurzen Anflug von Eifersucht gedacht hatte, er würde mir Ariane ausspannen. Meine bisherigen Freunde verhielten sich nicht so loyal wie er. Sunny war wirklich der beste Freund, den ich mir vorstellen konnte. Wir hatten gemeinsam eine tolle Vorstellung hingezaubert und er hatte es geschafft, dass Ariane in mir den großen Regisseur und Eventmanager sah!
    Einen Tag später hatte ich die Initialisierung des großen westlichen Männlichkeitsritus hinter mich gebracht. Blaue Flecken und nasse, wunde Lippen. Eine Mischung aus Ekel und Gier kroch mir von der Brust aus in den Nacken und ließ mich frösteln. Und das alles in zwei Tagen.
    Mein Vater sagte immer: »Junge, genieße Deine Jugend, solange Du kannst! Später geht alles Schlag auf Schlag und Du hast kaum Zeit zum Atem holen!«
    Und ich dachte mit meinen zarten zehn Lenzen auf dem Buckel: »Scheiße, fängt das jetzt schon an?!«
    Und irgendwie war das tatsächlich auch der Fall. Wir hatten mit diesem Auftritt unser erstes Geld verdient und unser Taschengeld so aufgepimpt, dass die Eis-Dealer dieser Welt uns schon mit Namen ansprachen, wenn wir zur Tür hereinkamen. Und an der Kinokasse wurden wir augenzwinkernd gefragt: »Na, soll’s einer von den Doppelsesseln ganz hinten im Eck sein?«
    Patrick, der Jugendhausleiter, hatte für uns bei seinen Jugendhaus-Kollegen Werbung gemacht und die ersten Anrufe bei mir zu Hause ließen nicht lange auf sich warten. Jeder wollte uns! Als wir im Gymnasium eingeschult wurden, waren wir schon so bekannt wie bunte Hunde. Wir hatten bereits im ersten halben Jahr alle vier Jugendhäuser der Stadt bespielt und waren inzwischen dabei, die Jugendhäuser der anderen Vorstädte klarzumachen.
    Nach dem dritten Auftritt gab es in der Lokalzeitung einen Artikel mit Bild über uns. Nach dem vierten Auftritt hielt die GEMA die Hand auf und wollte die Lizenzgebühren für die Musik eintreiben. Und nach dem siebten Auftritt kam ausgerechnet das Jugendamt auf den Plan und wollte die Auftritte wegen der Bestimmungen des Jugendarbeitsschutzgesetzes verbieten.
    Unsere Eltern bedauerten zwar, dass wir in so kurzer Zeit so flügge geworden waren, waren andererseits aber stolz wie Bolle auf uns, wenn mal wieder ein Zeitungsartikel über uns erschien oder wir sogar im Radio bei den Veranstaltungshinweisen genannt wurden. Also setzten sie alle Hebel in Bewegung, dass wir unserem Hobby auch weiterhin nachgehen konnten. Solange die Schulnoten gut waren, wollten Sie uns unterstützen, wo es nur ging.
    Leider trudelten wenig später die ersten Unterlassungsklagen ein und öffentliche Auftritte in öffentlichen Einrichtungen wurden uns definitiv untersagt. Dagegen konnten auch unsere Eltern nichts ausrichten. Fast ein halbes Jahr ging so ohne Auftritt ins Land und Sunny und ich waren sowohl finanziell als auch emotional abgebrannt.
    In dieser Zeit saßen wir oft zusammen und sahen fern. Zuerst schauten wir den Classic-Sender aus lauter Jux und Tollerei. Die redeten so komisch und hatten so eigenartige Moralvorstellungen. Auf dieses ganze dämliche Stargate-Geballere der Privatsender hatten wir keinen Bock mehr. Das war so gotterbärmlich schlecht. Während die ersten Folgen noch ihren eigenen Charme hatten, verkamen die späteren Folgen zum Ballerspiel. Und die Handlung war so doof wie die der Lindenstraße . Wir

Weitere Kostenlose Bücher