Körper-Haft (German Edition)
Vielleicht sollten wir es deshalb auch für diesen Tag einfach nur dabei belassen …
… und dann ging alles verdammt schnell, viel zu schnell.
Der Instantkaffee danach, aus dem zimmereigenen Kocher, war furchtbar. Aber alles andere, was davor war, war deutlich schlechter. Von der himmelhochjauchzenden Stimmung, den wild herumfliegenden Kleidungsstücken und der animalischen Gier blieb nur der deprimierende und schale Beigeschmack einer Katerstimmung. Verlegen schauten wir uns erst an und dann aneinander vorbei.
Sex ist nicht alles, aber dennoch der Grundstock vieler Partnerschaften. Und zumindest diesen Grundstock hatten wir gründlich atomisiert. Wir waren damals vermutlich beide zu lange solo gewesen, um aufeinander einzugehen. Denn wenn Egoismus in Sex gipfelt, kann dieser Gipfel nur eine kurze und unbefriedigende Begleiterscheinung sein. Wir hatten wahrscheinlich beide das schale Gefühl, uns gegenseitig zum Preis unserer jungen Freundschaft ausgenutzt zu haben.
Die zweite Chance
Das nächste Treffen mit Tanja glich für mich einem Spießrutenlauf. Bei der Präsentation bei Creative Cosmetics hatte ich mich noch auf die Zusammenarbeit mit Tanja gefreut. Jetzt hatte ich regelrecht Angst davor, ihr wieder zu begegnen. Allein der Gedanke daran, sie auch nur anzusehen, war schon irgendwie peinlich. Aber der Tag X rückte näher und eine der Grundbedingungen für die Etats war, dass nur Dominic, Tanja und ich die Zusammenarbeit koordinieren sollten. Als wir uns dann das erste Mal nach unserer gemeinsamen Nacht wiedersahen, schien es Tanja nicht anderes zu gehen.
Eine betretene Stille machte sich breit, die auch Dominic nicht entging. »He Leute, was ist los? Drückt das Wetter heute aufs Gemüt oder habe ich irgendetwas verpasst?«
»Nein, alles ist bestens«, sagten Tanja und ich einmal mehr beinahe synchron und schauten uns dann verstohlen und irritiert an. Ich hatte mir vorgenommen, egal was kommt, meinen Job einfach professionell abzuwickeln. Das gleiche Programm schien Tanja zu fahren. Doch die Spannung zwischen uns hing so deutlich in der Luft, dass ich fast glaubte, die dunklen Wolken sehen zu können. Der Luftzug des nahenden Sturms ließ mich frösteln.
Dominic meinte am Abend unserer ersten gemeinsamen Besprechung. »Liebe Tanja, lieber Frank, wir haben heute den ganzen Tag gemeinsam durchgearbeitet und sind aus meiner Sicht hervorragend weitergekommen. Wir haben Riesenschritte gemacht und sind weiter gekommen, als ich es für möglich gehalten hätte! Dafür erst einmal ein herzliches Dankeschön! Was mich heute …«, er suchte nach einem möglichst neutralen Wort, »… irritiert hat, war die fehlende Begeisterung, der Mangel an jenem Esprit, der Euren Präsentationen zu eigen war. Ich möchte nicht allzu persönlich werden, aber da Ihr beide der Dreh- und Angelpunkt meiner neuen Produkteinführung seid, muss ich Euch doch nochmals fragen. Ist bei Euch alles in Ordnung?«
»Oh, danke der Nachfrage, Dominic, ich habe letzte Nacht nur nicht so besonders geschlafen!«, hörte ich mich zeitlich leicht versetzt im Kanon mit Tanja sagen. Wir schauten uns wieder völlig verwirrt an und sahen dann zu Dominic, der seinerseits etwas konsterniert dreinblickte und den Kopf schüttelte.
»Sagt mal, übt Ihr Eure Antworten heimlich oder gibt es irgendeinen Werbe-Knigge, mit dessen Hilfe man die Dialoge einstudieren kann? Aber solange ihr Euch so auf einer Wellenlänge befindet, kann ja eigentlich nichts schief gehen, oder?« Er grinste uns an.
Tanja und ich stimmten professionell mit ein und warfen uns scheue Blicke zu. Wir standen auf und Dominic legte uns rechts und links den Arm um die Schulter.
Er schob uns zur Tür und sagte: »Und jetzt, Ihr Lieben, möchte ich endlich das gemeinsame Abendessen mit Euch einlösen. Ich hoffe, das kommt nicht zu spontan, ich hatte glaube ich ganz vergessen, das zu erwähnen.« Er log ganz ausgezeichnet, wenn es darauf ankam. Aber ich konnte das auch ganz gut und meinte, obwohl ich mir lieber die Decke über den Kopf gezogen hätte: »Klasse, dann können wir uns endlich wieder einmal in aller Ruhe privat unterhalten.«
Auch Tanja schien der Gedanke überhaupt nicht zu gefallen, und doch strahlte sie: »Das ist ja toll, ich dachte schon, wir kriegen das mit Deinen ganzen Terminen und so gar nicht mehr unter einen Hut.«
Dominic, der immer noch die Arme um uns gelegt hatte, zog uns beide noch enger heran. »Tut mir wirklich leid, dass ich die letzten beiden Male nicht
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