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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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Zusammenarbeit mit ihr vorstellen. Meine Mundwinkel waren bei dem Gedanken wohl selbstständig in Richtung meiner Ohren gekrochen, denn Dominic sagte: »Wenn ich Dein Grinsen richtig deute, dann haben wir RegenSchirmer bereits im Boot. Wie sieht es mir Dir aus, Tanja?«
    Etwas irritiert wandte sie sich von mir ab und meinte: »Äh, ja, die Mediapriests sind dabei!«
    Dominic klatschte die Hände zusammen und rieb sie sich anschließend zufrieden. »Es gibt allerdings noch eine kleine Bedingung …«
    Tanja und ich schauten ihn fragend an.
    »… es geht hier um eine Art Experiment … wir haben noch nie in dieser Konstellation und dieser Offenheit zwei unterschiedliche Agenturen mit solch einem Projekt betraut. Es ist uns sehr daran gelegen, dass die Kommunikation sowohl zwischen Creative Cosmetics und den Agenturen als auch zwischen den Agenturen reibungslos abläuft. Wir haben heute hier gesehen, dass ihr beide sogar innerhalb dieser außergewöhnlichen Konkurrenzsituation in der Lage seid, das Abstecken der klassischen Claims zum Wohle des Projektes hintenanzustellen. Aus diesem Grunde bestehen wir darauf, dass die gesamte Abstimmung der Projekte zwischen Tanja, Frank und mir stattfindet.«
    »Damit kann ich leben«, dachte ich und freute mich schon darauf, mit Tanja zusammenzuarbeiten. Und die Lösung, den Etat aufzuteilen, war mir gar nicht so unrecht, denn im Bereich Media und klassische Werbung waren die Mediapriests einfach besser und erfahrener.
    Es wurden vermutlich mehr Hände geschüttelt, als anwesend waren und mehr Schultern geklopft, als diese vertrugen. Dominic hatte sich abermals wegen eines weiteren Termins entschuldigt und versprach das ausstehende gemeinsame Abendessen ein anderes Mal nachzuholen. Er hatte Tanja und mich im Towerhotel im gleichen Stockwerk eingebucht, damit wir schon, wie er es nannte, die ersten Koordinationspunkte abstimmen konnten . Ich fragte mich so langsam, ob Dominic das Ganze von vornherein so eingefädelt hatte, und welche Art von Koordinationspunkten er genau meinte …

Fern – schnell – gut!
    Tanja und ich gingen nochmals gemeinsam essen, und Sie bestand darauf, mich in ein schickes Thai-Restaurant auszuführen. Es wurde ein grandioser Abend. Das Essen war phantastisch und mir wurde langsam nicht nur vom Gung Panäng heiß.
    Ich fühlte mich nicht nur einfach wohl in Ihrer Nähe, nein, ich fühlte mich mit jeder Faser meines Körpers zu ihr hingezogen. Sie war in jeglicher Weise attraktiv, geistreich und hatte einen unglaublich hintergründigen Humor. Wir waren so in unser Gespräch vertieft, dass wir erst recht spät bemerkten, dass die Aufräumarbeiten im Restaurant schon voll im Gange waren. Nachdem sie es sich nicht hatte nehmen lassen zu zahlen, schlenderten wir ausgelassen zurück ins Hotel.
    Die Bar war noch offen, sodass wir vor dem Lift noch einmal abschwenkten, um uns einen Absacker zu genehmigen. Vielleicht war es aber auch einfach nur die klassische Warteschleife, um uns darüber klar zu werden, wo uns diese phantastische Nacht noch hinführen sollte.
    Ich sah sie an und dachte: »Kann man auf so einen Tag noch »i-Tüpfelchen« setzen? Heißt es nicht immer, man solle dann aufhören, wenn es am schönsten ist? Es heißt aber auch, eine Glückssträhne soll man nicht abreißen lassen …« Ich war mir über mein weiteres Vorgehen völlig unklar.
    Doch als man uns aus der Hotelbar höflich hinauskomplimentierte, nahm mir Tanja die Entscheidung ab und fragte mich, ob wir noch ihre Minibar plündern wollten. Die Weichen waren gestellt und ich fuhr in eine Richtung, von der ich gar nicht wusste, ob ich jetzt schon dort hin wollte.
    Völlig unpassend schoss mir durch den Kopf, was Mike von seinen Außeneinsätzen an fragwürdigem Erfahrungsgut mitbrachte. Er erzählte einmal in seiner verschwörerisch-prolligen Art: »Weißt Du, was mir besonders an Aufenthalten fern der Heimat gefällt?« Ich hatte damals verneint und er war fortgefahren: »Es ist die Nähe, die durch Anonymität so schnell möglich wird. Man weiß, man trifft sich vermutlich nie wieder. Bar-Bett-fertig. Oder wie’s die Fernfahrer früher auf ihre LKW’s geklebt hatten: Fern-schnell-gut! Hähä!«
    Ich schüttelte mich, innerlich angewidert und dachte: »Ja, genauso schnell, wie man sich bei einem Urlaubsflirt dermatologischen Behandlungsbedarf einfangen kann.«
    Das, was sich zwischen Tanja und mir anbahnte, war etwas völlig anderes. Es heißt, Vorfreude sei die schönste Freude.

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