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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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und schlug für einen Moment die Augen nieder. Ich wusste, dass sie meine vorgeschobene Galanterie nur zu gut durchschaute. Ich wollte etwas Zeit gewinnen, um mich nochmals vorzubereiten und konnte, ganz nebenbei, ihre guten Ideen in meine eigene Präsentation einbauen. Dies durfte natürlich nicht zu offensichtlich sein, aber das ein oder andere war schon drin …. Es gibt die Verkäuferregel: »Wer zuerst seinen Preis nennt verliert!« Vermutlich kannte sie diese Regel auch. Aber was sollte sie machen? Gegen eine Höflichkeitsfloskel, mit der ich ihr galanterweise den Vortritt gelassen hatte, revoltieren?
    Also begann sie mit ihrer Präsentation, die sich im Laufe der Minuten als ebenso kurzweilig wie prägnant offenbarte. Ich erwischte mich ein paar Mal dabei, wie ich anerkennend die Augenbrauen hochzog und bejahend nickte. Ihre Schwerpunkte lagen naturgemäß im Bereich der klassischen Werbung und der Mediaplanung. Film und Event waren nicht unbedingt schlecht, aber aus meiner Sicht deutlich verbesserungswürdig.
    Zu meinem Erstaunen schaute Sie nach exakt 40 Minuten auf ihre Armbanduhr und sagte: »Meine Herren, wir liegen gut in der Zeit. Ich möchte Ihnen deshalb für die verbleibende Zeit noch die Möglichkeit geben, Fragen zum Konzept der Mediapriests zu stellen.«
    Tatsächlich wurde die eine oder andere komplexe Frage gestellt, die sie souverän in prägnanten und fundierten Antworten verpackte. »Wow”, dachte ich, das war mal richtig gut und ich strahlte sie wohl völlig unbewusst an. Die fünfundvierzig Minuten waren um und Dominic drückte die Stopptaste seiner Tischuhr.
    »Weitere Fragen werden wir zu einem späteren Zeitpunkt erörtern. Kommen wir jetzt zur Präsentation der Agentur RegenSchirmer . Frank scheint sich entweder schon enorm auf seine eigene Präsentation zu freuen oder er ist völlig begeistert von Tanjas Ausführungen. So oder so: Lassen wir ihn nicht länger zappeln!« Die gesamte Mannschaft inklusive Tanja lachte. Erst jetzt bemerkte ich mein eigenes verklärtes Lächeln, fing mich aber sofort wieder.
    »Das ist in der Tat so. Ich freue mich über die gelungene Präsentation meiner Kollegin, aber mehr noch über das, was mein Team und ich für Sie vorbereitet haben …«
    Ich versuchte die Missstände in meiner eigenen Präsentation durch die gerade von Tanja gehörten Punkte auszubügeln. Aber auch ich versuchte auf sicherem Terrain Boden zu gewinnen und punktete in den Bereichen Event, Film und Internet. Ich schaffte es tatsächlich ebenfalls, nach 40 Minuten meine Präsentation zu beenden, und konnte zu den Fragen überleiten, die ich ebenso prägnant und gehaltvoll wie Tanja beantwortete.
    Nachdem meine fünfundvierzig Minuten verstrichen waren, sagte Dominic: »Herzlichen Dank für diese beiden wunderbaren Präsentationen. Vielen Dank Tanja, vielen Dank Frank! Wir werden uns jetzt zu einer internen Beratung zurückziehen und unsere Entscheidung gegen 16:00 Uhr hier im Besprechungsraum mitteilen. Bitte habt Verständnis dafür, dass wir heute nicht gemeinsam zu Mittag essen können. Das holen wir aber gerne ein anderes Mal nach. Es gibt hier um die Ecke eine Menge netter Lokale, in die Ihr gehen könnt. Die Laptops könnt Ihr hier lassen, der Raum wird verschlossen. Also dann, bis heute Nachmittag!«
    Wir verließen alle den Raum und Dominic schloss die Tür ab. Die Herren verabschiedeten sich von uns und verschwanden in einer Wolke aus Stimmgemurmel. Wir schauten ihnen schweigend hinterher.
    Als sie um die Ecke des Ganges verschwunden waren, drehte ich mich zu Tanja und fragte: »Darf ich Dich zu einem Döner einladen oder möchtest Du etwas anständiges Essen?«
    Sie grinste mich an und meinte: »Die Döner-Angebote sind heute geradezu inflationär. Es würde mich nicht wundern, wenn der Dow Jones Index heute einige Punkte in den Drehspieß-Charts nachgeben würden!«
    »Also, wonach ist Dir?«, fragte ich. »Italienisch, asiatisch, American Diner oder was auch immer?«
    »Was auch immer hört sich gut an … aber italienisch hört sich besser an.«
    »Also gut, dann gehen wir zum Italiener, ich kenne da eine nette, kleine Trattoria, bei der wir nach dem Essen noch gemütlich die Zeit bis 16:00 Uhr mit dem einen oder anderen Cappuccino vertrödeln können. Es sei denn, Du hast einen anderen Vorschlag. Ich bin für alles offen.«
    »Nein, nein, die kleine Trattoria hat mich völlig überzeugt.«
    Ich war froh, dass die Spannung, die vor unserer Präsentation geherrscht hatte,

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