Koerpersprache Der Erotik
eine angenehme Stimme »getroffen« hatte? Gegen diese Regungen anzukämpfen, wäre absolut sinnlos. Sie lassen sich nicht unterdrücken, denn was Ihnen als angenehm oder unan-
genehm erscheint, ist die direkte Reaktion der Haut! Sie fühlt sich dann gestreichelt, geschmeichelt und zugegebenermaßen manchmal auch abgestoßen. Denn die Haut ist unsere größte erogene Zone - die uns immer wieder verrät!
XI
Hautnah
Die Haut, eine perfekte Hülle
Die gängigen Sprachwendungen verraten es schon: Dies geht uns unter die Haut; der möchte aus der Haut fahren oder in die Haut des anderen schlüpfen; hautnah empfinden wir etwas; den können wir nicht riechen; da haben wir Berührungsängste. Wir sprechen von dünnhäutigen und dickfelligen Zeitgenossen, bürsten etwas gegen den Strich, wechseln die Farbe, brauchen Streicheleinheiten und fühlen uns wohl in unserer Haut oder auch nicht. All diese Formulierungen entsprechen dem nonverbalen Informationssystem: der Sprache der Berührungen und Gesten. Jeder versteht sie. Teils ist sie international, ja sogar artübergreifend, teils ist sie bestimmten Regeln einzelner Kulturkreise unterworfen.
Keinem anderen Körperteil schenken Menschen mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung als der Haut- und keiner wird so stark strapaziert. Die Haut ist das einzige lebenswichtige Organ, das jeder Laie beurteilen kann
- ob trocken oder fett, schuppig oder verbrannt.
Das fast zehn Pfund schwere und etwa zwei Quadratmeter große Organ muß die Schläge eines Boxers wegstecken und beim zartesten Kuß den ganzen Körper in Erregung bringen. Es darf nicht zerreißen, es muß sibirische Kälte und tropische Hitze ertragen und dabei die Temperatur des Körpers auf siebenunddreißig Grad halten. Und wenn die Haut doch einmal zerreißt, dann muß sie sich selbst schnell reparieren und möglichst keine Narben hinterlassen.
Alle siebenundzwanzig Tage erneuert sich die Oberhaut. Von den unteren Schichten wandern Zellen nach oben und werden abgestoßen. Talgdrüsen produzieren Tag für Tag Fett, damit die Haut geschmeidig bleibt.
Die Schweißdrüsen in der Haut verdunsten bei extremer Hitze täglich bis zu zehn Liter Wasser, damit der Körper abkühlt. Ein Viertel des gesamten Blutes zirkuliert in ihren feinen Adern und ändert ihre Farbe und Temperatur je nach Situation. Wenn das Herz vor Aufregung klopft und mehr Blut in den Kreislauf pumpt, werden die Depots in der Haut geleert, und
sie wird blaß. Rote Ohren wiederum sind auch ein Körpersignal der Gefühlswelt. Die Haut ist die sichtbare Verbindung von Physis und Psyche!
Liebe geht direkt unter die Haut
Nie wird dies so deutlich wie in den Stunden von Lust und Liebe. Die Haut des Menschen ist ein einziges riesiges Sinnesorgan. Hochempfindlich reagiert sie nicht nur auf derbe oder zupackende Berührungen, sondern auch auf feinste Reize - auf das Fächeln eines Luftzugs ebenso wie auf den gehauchten Kuß oder das sanfte Streicheln der Fingerkuppe.
Wie ansprechbar die Körperhülle ist, läßt sich sogar in Zahlen ausdrücken: Rund 80 000 hochempfindliche und 640 000 weniger sensible Nerven münden unter der Haut. Diese empfindlichen Punkte sind aber nicht zufällig oder willkürlich über den ganzen Körper verteilt und verstreut, sondern nach einem sinnvollen Plan. Besonders reich ausgestattet sind zum Beispiel alle verletzlichen Körperteile wie der Kopf oder wichtige Werkzeuge wie Finger. Und geradezu verschwenderisch viele Nervenenden befinden sich in den sogenannten »erogenen Zonen« des Menschen - in den Bereichen, die direkt oder indirekt am Liebesspiel zwischen zwei Menschen beteiligt sind.
Den Begriff »erogene Zone« hat der Begründer der modernen Psychologie, SIGMUND FREUD, geprägt. Er wollte damit deutlich machen, daß sich die sexuelle Lust nicht auf die Geschlechtsorgane beschränkt, sondern -
mehr oder weniger intensiv - auch an anderen Stellen des Körpers gespürt und genossen wird.
Von Freud stammt auch die heute allgemein akzeptierte Theorie, daß schon ein Neugeborenes erogene Zonen hat. Seine wichtigste Lustquelle ist der Mund: Beim Saugen an der Brust der Mutter stillt das Kind nicht nur seinen Hunger, sondern erlebt auch intensive Wonnegefühle. Später - im Kleinkindalter - entdeckt der Mensch über diese Lustempfindungen hinaus beim Ausscheiden einen zweiten großen erogenen Bereich: die Analregion. Erst mit der Pubertät und der sexuellen Reife werden dann die Geschlechtsorgane zu den wichtigsten Zentren
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