Koerpersprache im Beruf
Moment, gedulden Sie sich bitte.«
»Sichtbare« Missverständnisse
Gesten können also nicht nur sehr unterschiedlich, sondern auch sehr missverständlich sein, selbst wenn es sich um vermeintlich selbstverständliche und geläufige Zeichen handelt.
• Ein mit Daumen und Zeigefinger geformtes »O« gilt in Nordamerika und Europa als positives und zustimmendes Zeichen. Japaner symbolisieren auf diese Weise Geld. In Frankreich, Belgien und Tunesien erkennt man in dieser Handbewegung die Form einer Null und versteht darunter eine Geste, die etwas als wertlos einordnet. In Malta, Tunesien, Griechenland, der Türkei, Russland, Teilen Südamerikas sowie im Nahen Osten ist das »O« eine beleidigende Geste und gilt als äußerst obszön. Ebenso das sogenannte »Victory-Zeichen«, bei dem Zeige- und Mittelfinger V-förmig nach oben gestreckt werden, und das meistens als Symbol für Sieg oder Frieden gilt. In Großbritannien und Australien gibt diese Geste jemandem auf sehr unhöfliche Weise zu verstehen, dass seine Gegenwart nicht mehr erwünscht ist.
Die »O«-Geste kann je nach Land zustimmend, neutral oder beleidigend sein.
Der zum V geformte Zeige- und Mittelfinger steht in den meisten Ländern für Sieg und Frieden.
• Als Linkshänder kann man in arabischen Kulturen schnell in Ungnade fallen, wenn man mit der linken Hand etwas reicht oder entgegennimmt, denn die linke Hand gilt als unrein und ist hygienischen Funktionen vorbehalten. Daher gehört sie beim Essen auch nicht auf den Tisch und wird schon gar nicht zur Nahrungsaufnahme benutzt.
• »Daumen hoch« hat in vielen Ländern eine positive Bedeutung. Diese Geste kommt aus der römischen Gladiatoren-Zeit. Zeigte der Daumen des Kaisers nach oben, dann war der Kampf beendet, und dem Kämpfer wurde die Freiheit geschenkt. Zeigte er nach unten, ging die Show weiter, und der Kämpfer musste sterben. Seitdem bedeutet der nach oben gerichtete Daumen in vielen Kulturen »alles okay«, »prima« oder »hervorragend«. Nicht jedoch in Australien oder Nigeria, wo diese Geste eine völlig andere Aussage hat, zum Beispiel »hau ab«. Dabei wird der Daumen in der Regel ein wenig hin und her bewegt.
Daumen nach oben heißt meist »alles okay«, kann jedoch auch etwas anderes bedeuten.
Während der gestreckte Daumen in Deutschland auch für die Zahl »eins« stehen kann, weil wir mit ihm eine Aufzählung beginnen, kann in Japan die Zahl »fünf« gemeint sein. In Teilen des Mittleren Ostens ist der Daumen außerdem ein Flirtsignal, und in einigen Teilen Griechenlands wird er als obszöne Geste verstanden.
• Oder nehmen wir eine so alltägliche Geste wie auf etwas deuten. Bei uns lernen schon Kinder, dass man mit dem Finger nicht auf Leute zeigt. Auch in China, Indonesien und Sri Lanka ist das Zeigen mit dem Zeigefinger auf Menschen tabuisiert. Besonders vorsichtig sollte man mit Zeigefinger-Gesten in Thailand sein. Wer dort lässig grüßend mit dem Zeige- und Mittelfinger an seine Schläfe tippt, lädt zu homosexuellen Abenteuern ein. Und wer wie hier seine Rede mit einem Faustschlag in die eigene Hand bekräftigt, beleidigt Frauen, weil diese Geste als sexuelle Aufforderung verstanden wird.
Mit dem Zeigefinger auf jemanden zu deuten, ist absolut tabu.
• Ein körpersprachlicher Fettnapf, den Sie im Mittleren Osten unbedingt vermeiden sollten: Zeigen Sie niemals Ihre Schuhsohle, zum Beispiel indem Sie mit übereinandergeschlagenen Beinen sitzen. Mit der Schuhsohle zeigen Sie Ihrem Gegenüber den Schmutz der Straße, der als unrein gilt. Nicht ohne Grund ist das Bewerfen mit Schuhen in der arabischen Kultur Ausdruck großer Verachtung.
Damit sind Sie auf der sicheren Seite
Dass diese Beispiele nur einen Bruchteil möglicher »Sprachfallen« aufzeigen, die die internationale Verständigung auf nonverbaler Ebene bereithält, erscheint angesichts unzähliger kultureller Unterschiede weltweit naheliegend. Es ist ohnehin schier unmöglich, sich alle kulturbedingten Gesten einzuprägen. Fünf einfache Grundregeln können jedoch helfen, Fehlinterpretationen zu reduzieren:
1. Körpersprachliche Signale sollten nicht einzeln für sich, sondern immer im Zusammenhang betrachtet werden. Ein einzelnes körpersprachliches Signal sagt wenig aus, wenn der übrige Körper den Eindruck nicht verstärkt. Das Zusammenwirken von Körpersprache, Sprache, Situation und Kultur ist entscheidend.
2. Vorurteile haben bei nonverbaler Völkerverständigung nichts zu suchen, denn nur wer
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