Koestlbachers erster Fall
klingt, aber eben auch nur das.
Ich meine, das musst du erst
einmal können, deinem Gegenüber was so zu verkaufen, dass der glaubt,
du hast Wunder was bewerkstelligt, obwohl du keinen wirklichen Schritt
weiter gekommen bist.
Aber die Kraft zu dieser spontanen
Äußerung, die hatte der Köstlbacher aus dem Gespräch mit der Klein geschöpft.
Weil jetzt neue Anhaltspunkte in Sicht.
»Ausgezeichnet Kollege
Köstlbacher, ausgezeichnet!«, lobte der Dr. Huber. »Details?«, hakte er noch
nach.
›Details! Details! Sonst noch was!‹ , dachte der Köstlbacher. ›Müssen es denn gleich Details sein?‹ Und laut antwortete er, die Worte der Klein noch frisch im Gedächtnis:
»Ich bin nach reiflicher
Überlegung und intensiver Ermittlungsarbeit zu dem Schluss
gekommen, dass wir über die Frauen der Ermordeten Licht in den Fall bringen
werden. Sie wissen doch: Hinter jedem Mann steht eine Frau! Anfangen
werden wir mit der Monika Steingeister. Sie hat nach unseren Erkenntnissen dem
Benni Tischke am nächsten gestanden. Ihre Vernehmung steht kurz bevor!«
Wenn der Köstlbacher kein
Kriminaler geworden wäre, dann wäre er vermutlich auf der anderen Seite
gelandet, weil so wie der ›Statement‹ ,
da wäre er für jedes Verhör als Krimineller fit. Und dabei solltest du
jetzt nicht den Fehler machen, Kriminaler und Krimineller miteinander zu
verwechseln, nur weil du wieder einmal keine Geduld und durch Diagonallesen
schnell zur Auflösung der Fälle gelangen willst.
»Gut! Sehr gut, Kollege
Köstlbacher!«, sagte da der Dr. Huber in seiner gewohnt kurzen und prägnanten
Art.
»Bin auf das Ergebnis gespannt!«,
fügte er noch hinzu, drehte sich um und wollte gerade das Zimmer verlassen, als
die Klein mit den beiden Tassen Kaffee herein kam.
»Oh!«, sagte der Dr. Huber. »Den
Kaffee habe ich nun doch glatt vergessen!«
»Da bin ich ja gerade noch
rechtzeitig gekommen!«, antwortete die Klein.
»Wissen Sie was, schöne Frau?
Trinken Sie ihn an meiner Stelle! Ich habe noch einen wichtigen Termin!«, sprach’s
und verschwand nach draußen.
Der Köstlbacher wusste erst nicht,
wie er mit der Situation umgehen sollte. Aber weil ihn die Klein fragend
anschaute, entschloss er sich, ein paar Minuten Kaffeepause mit ihr zu machen.
Womöglich würde er in einem zwanglosen Gespräch der Klein noch weitere Ideen
entlocken können.
»Sie waren doch vor 5 Jahren auch
schon hier, als der Philip Knecht als Leiche von den Kollegen der Feuerwehr aus
der Donau gefischt worden ist!«, begann der Köstlbacher vorsichtig und
bewusst emotionslos ein Gespräch mit der Edith Klein, quasi nur halb
dienstlich, weil offiziell von oben angeordnete Kaffeepause.
»Klar!«, antwortete die Klein,
ohne eine direkte Frage vom Köstlbacher abzuwarten.
»Der Tod vom Phil hat damals viel
Staub aufgewirbelt!«, fuhr sie fort. »Alle haben geglaubt, dass der Kleber was
mit seinem Tode zu tun haben müsste, weil der damals aus dem Nichts in
Regensburg aufgetaucht war und quasi über Nacht den Phil als lokalen
Zuhälterkönig abgelöst hat. Zudem hat Ihr Vorgänger schnell herausgefunden,
dass der Manuel Kleber in Berlin als Roberto de Santis gesucht wurde. Und
obwohl ihn Ihre Kollegen überraschend schnell festnehmen und den Behörden
in Berlin überstellen konnten, ein Zusammenhang zwischen der Ermordung vom
Phil und dem Manuel Kleber konnte niemand herstellen oder gar beweisen.
Eingebuchtet haben sie den Kleber in Berlin wohl für ein paar Jahre, aber nicht
wegen Mordes. Ich glaube, er hatte damals eine Frau, die in Berlin für ihn
anschaffen gegangen war, übel zugerichtet.«
»Klein, Klein, Klein, Sie sind ja
ein wandelndes Lexikon!«, sagte der Köstlbacher ganz begeistert und wusste
plötzlich nicht mehr, was ihn nun an dieser Frau mehr faszinierte, ihre
weiblichen Attribute, die er, wie ich dir schon erzählt habe, wegen seiner Anna
eher verdrängte, oder ihr Wissen, das ein Sekretärinnenwissen offensichtlich um
einiges überstieg.
Die Klein schenkte dem Köstlbacher
einen dankenden Blick, nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und sagte mit
bescheidener, aber dennoch flötender Stimme:
»Sie übertreiben, Herr
Köstlbacher. Ich weiß das eben, weil ich damals die Aussagen und Protokolle zu
diesem Fall tippen musste.«
Natürlich wusste der Köstlbacher,
dass eine Sekretärin praktisch alles mitbekam, was in einer Dienststelle
so vor sich ging. Aber mitbekommen und es sich merken, das waren ja wohl zwei
ganz unterschiedliche
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