Koestlbachers erster Fall
Qualitätsstufen.
»Und wie ging das dann weiter mit
dem Herrn Kleber?«, fragte der Köstlbacher, weil inzwischen das Gespräch mit
der Klein quasi auf gleicher Augenhöhe, zumindest die Kaffeepause
betreffend.
»Er tauchte nach seiner Entlassung
aus der JVA Moabit in Berlin wieder in Regensburg auf!«, sagte die Klein.
»Und alle warteten nur drauf, ihm
wieder als Lokalmatador aller Zuhälter Regensburgs zu huldigen?«, wunderte sich
der Köstlbacher.
»Soweit ich mitbekommen habe,
hatte ihm inzwischen sein Busenfreund, der Benni Tischke, die Position frei
gehalten. Die beiden kannten sich wohl schon länger und konnten es recht gut
miteinander. Zumindest traten die beiden in Regensburg nie
aktenkundlich gegeneinander an«, erläuterte die Klein.
›Ein Zuhälterkrieg scheint es nicht gewesen zu sein. Dem spricht ja
auch entgegen, dass der Manu als einziger in Frage kommender Täter mit einem
halbwegs vorstellbaren Motiv nun selbst zum Opfer wurde. Aber wer kann dann
hinter allem stecken?‹ , dachte der Köstlbacher laut und leerte seine
Tasse. ›Vielleicht ein weiterer Zuhälter?
Dann womöglich doch Zuhälterkrieg?‹
»Ich weiß es nicht! Aber mein
Gefühl sagt mir, dass Sie über die Frauen an den Mörder oder die Mörderin heran
kommen werden«, antwortete die Klein und trank ebenfalls ihre Tasse leer.
»Ich traue meinen eigenen Gefühlen
nicht. Wie sollte ich da den Ihren trauen?«, antwortete der Köstlbacher, weil
er nun wieder einmal soweit war, wie er nicht sein wollte. Er wollte sich an
Fakten halten, nicht auf Gefühle bauen, womöglich wieder auf solche, die
aus seinem Bauch heraus kamen oder, noch schlimmer, aus dem Bauch der Klein.
»Müssen Sie ja nicht!«, sagte die
Klein und wandte sich zum Gehen. »Aber auf Gefühle ganz verzichten, kann auch
verkehrt sein!«, fügte sie als Abschluss der Unterhaltung noch hinzu.
Marionettenspieler
Kapitel 20
In Regensburg könnte praktisch
jeder jeden kennen, weil so unübersichtlich groß ist die Stadt nicht. Aber das
trifft natürlich nicht unbedingt für den Köstlbacher zu, weil der ja quasi neu
in Regensburg und keine alten Seilschaften und Kontakte und so.
Wenn du jetzt denkst, dass dafür
aber die Klein schon ewig in Regensburg und darum für den Köstlbacher kein Problem,
über sie an die Damen des Gewerbes ran zu kommen, dann vergisst du dabei
ganz den Stolz vom Köstlbacher. Schließlich war es dem ja eigentlich schon
fast peinlich, dass ihm seine Sekretärin Ermittlungstipps gegeben hat. Die
Klein jetzt auch noch direkt in die Ermittlungen mit einbeziehen, das wollte
der Köstlbacher tunlichst vermeiden. Er konnte ja auf die Sitte zurückgreifen,
weil die ja vermutlich auch ein Register der Damen vom Milieu. Einige
ließen sich unter Umständen sogar über das Arbeitsamt oder das Finanzamt
auskundschaften. Also ganz normale Routineermittlungsarbeit!
Wirklich interessant waren ja
sowieso nur die Hasen, die den Ermordeten am nächsten gestanden haben. Und von
denen eine bereits bekannt: Die Monika Steingeister! Dass die und der Tischke,
das hatte der Köstlbacher schon länger an seiner Pinnwand vermerkt.
Aber wenn du jetzt glaubst, dass
der Köstlbacher mit dieser Weisheit was anfangen konnte, dann irrst du dich.
Der stand irgendwie auf der Leitung, obwohl die ihm die Klein doch gerade erst
quasi frei gemacht hatte.
Wie in Trance griff er zum Telefon
und wählte intern die Nummer der Klein im Vorzimmer.
»Frau Klein, bitte machen Sie mir
eine Verbindung mit der Steingeister. Eine Vorladung dauert mir zu lange!«, sagte
er in die Sprechmuschel.
»Gerne!«, antwortete die Klein.
»Ich stelle durch, sobald ich sie dran habe!«
In der Beziehung war die Klein
unschlagbar. Wenn du zu der gesagt hättest, du brauchst eine Verbindung mit der
Angela Merkel, die Klein hätte dir hundertpro eine gemacht. Frag mich
nicht wie, aber das hatte sie echt drauf.
Es dauerte auch nur wenige
Minuten, als das Telefon vom Köstlbacher läutete und die Steingeister dran war.
»Monika Steingeister!«, meldete
sie sich.
»Hallo Frau Steingeister. Kripo
Regensburg am Apparat. Kommissar Köstlbacher.«
Dass die Steingeister jetzt erst
einmal ein wenig erschrocken ist, das siehst du zwar nicht durchs Telefon,
aber du kannst es spüren. Es sind die Schweigesekunden, die es dir erzählen. Da
kommt kein freudiges:
›Hallo! Schön Sie zu hören!‹
und auch kein spontanes:
›Das ist aber nett, dass Sie sich bei mir melden!‹
Da kommt eben erst
Weitere Kostenlose Bücher