Koestlbachers erster Fall
Chefportier!«
»War! War, nicht ist! Er wurde vor
einiger Zeit aus der Donau gefischt!«, sagte der Köstlbacher.
»Na, dann eben ›war‹ !«, sagte die Monika. »Mit dem
Herrn Gruber hatte ich sowieso nichts zu tun. Erinnere mich an ihn eben nur
gesichtsweise vom Hotel her. Der Name Knecht sagt mir schon eher was. Hieß der
nicht Phil oder so mit Vornamen?«
»Philip Knecht oder auch Phil.
Ganz recht! Wie gut kannten Sie ihn?«, fragte der Köstlbacher.
»Persönlich gar nicht! Aber gehört
habe ich schon viel von ihm. Soviel ich weiß ist der aber schon vor einigen
Jahren spurlos verschwunden. Es wurde zuerst gemunkelt, dass er was ausgefressen
und sich deshalb ins Ausland abgesetzt hat. Genaueres kann ich nicht
sagen. Der Benni hätte da mehr darüber gewusst, aber den kann ja jetzt
keiner mehr fragen«, sagte die Monika.
»Und was haben Sie so alles über
ihn gehört?«, wollte der Köstlbacher wissen.
»Der Phil soll angeblich in
Regensburg eine große Nummer gewesen sein. Aber das steht doch bestimmt in
Ihren Akten?«, sagte die Monika beiläufig.
Das hat den Köstlbacher nun ganz
schön getroffen. In dem Moment kam er sich vor wie ein kleiner Schuljunge, der
seine Hausaufgaben nicht gemacht hat und den sein Lehrer nun vor der ganzen
Klasse bloß stellt. Das war nun heute wirklich nicht sein bester Tag. Erst
stellte ihn die Klein schon mit ihren Ideen in den Schatten und jetzt musste er
sich auch noch von dieser Steingeister sagen lassen, dass er seine Arbeit mehr
als nur schlecht gemacht hatte.
»Wissen Sie, die Aktenlage ist
eine Sache, die Sichtweise aus einer anderen Perspektive eine andere. Ich
denke, ich bin gut beraten, mir von Ihnen erzählen zu lassen, was über den
Herrn Knecht und seinen Tod so an Gerüchten kursieren«, erwiderte der
Köstlbacher, sichtlich erleichtert, mit dieser Antwort die Kurve noch einmal
kratzten zu können.
»Wenn Sie meinen! Aber ich werde
Sie trotzdem nur langweilen, weil nach all dem Aufhebens, das damals von
der Polizei um den Phil gemacht wurde, nachdem seine Leiche aus der Donau
gefischt worden war, glaube ich kaum, dass ich da noch irgendwas Neues
hinzufügen kann«, sagte die Monika.
»Zerbrechen Sie sich darüber nicht
Ihren Kopf!«, beschwichtigte der Köstlbacher. »Erzählen Sie einfach!«
»Wie Sie sicher wissen, war ich
damals noch auf dem Gymnasium in Hessen, ›Internatsschule Schloss von Waldemar‹ . Aber weil ich aus Regensburg
komme und meine Eltern hier leben, habe ich den Kontakt zu Regensburg nie
verloren und war immer über alles informiert, was hier so abging. Also, der
Phil soll ein ganz spezieller Vogel gewesen sein. Als braver Bürger war er im
Stadtrat, engster Duzfreund vom Faltenhuber, und, was die meisten Leute
nicht wussten, und was deshalb nach seinem Tod auch so viel Staub aufgewirbelt
hat, er war so etwas wie der König vom Regensburger Rotlichtmilieu. In
Erscheinung getreten ist er als solcher praktisch nie, aber vom Benni weiß
ich, dass er alle fest im Griff hatte, Mädels wie Zuhälter. Und in den
einschlägigen Lokalen hatte er auch seine Finger mit drin. ›Marionettenspieler‹ haben ihn die genannt, die ihn etwas besser
gekannt haben, weil er jede und jeden wie Marionetten nach seinen Wünschen hat
hampeln lassen.«
»Sie meinen, der Herr Knecht war
so etwas wie eine ›Graue Eminenz‹ in
Regensburg?«, fragte der Köstlbacher.
›Graue Eminenz?‹ Das klingt mir zu sehr nach Kirche. Und damit
hatte er am allerwenigsten zu tun, zumindest was unter den Begriff ›konstruktive Zusammenarbeit‹ fallen
würde«, sagte die Monika. »Mit denen vom Bischof stand er eher auf Kriegsfuß«,
fügte sie noch hinzu.
»Spielen Sie da auf etwas
Spezielles an?«, fragte der Köstlbacher.
»Als Stadtrat war der Phil im
Bauausschuss. Da sind Reibereien mit den Kirchenvertretern unvermeidlich.
Die haben in Regensburg ja überall ihre Finger drin. Und spätestens mit der
Maria Magdalena hat die Kirche ihre guten Beziehungen zum Horizontalen Gewerbe
beendet und sie nie wieder neu belebt, zumindest nicht offiziell. Und genau die
inoffizielle Seite, über die hat der Phil so etwas wie Buch geführt. Nicht über
das, was nach der Maria Magdalena passiert ist, wenn Sie verstehen, was ich
meine. Aber umso mehr über das, was hier in Regensburg in den 5 bis 10 Jahren
vor seinem Tod so alles abging. Fragen Sie mich bitte dazu nicht über Details!
Damit kann ich Ihnen nicht dienen. Erstens ist das nun ja schon eine ganze
Reihe von Jahren her
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