Koestlbachers erster Fall
durchaus etwas Interessantes gefunden. Wenn Sie mich bitte in mein
Büro begleiten würden! Den Kaffee können Sie sich gerne mitnehmen!«
Nachdem der Köstlbacher gespannt
gegenüber dem Schreibtisch vom Gerichtsmediziner Platz genommen hatte,
begann der mit wichtiger Amtsmiene:
»Wie Sie sicher wissen, alle vier
Opfer sind erstochen worden und zwar mit erstaunlich ähnlichen Stichen.«
»Genau deswegen bin ich hier!«,
unterbrach der Köstlbacher den Gerichtsmediziner. »Habe mir Ihr Fachchinesisch
ja schon mehrmals durchgelesen. Die Stiche kamen von hinten zwischen
den Rippen hindurch in die Lungenflügel und waren absolut tödlich!«
»Exakt so ist es!«, meinte der
Rechtsmediziner von der Pathologie. »Es handelte sich bei jedem Opfer
um zwei Stiche! Jeder brachte jeweils einen Lungenflügel zum Zusammenfallen!
Die Opfer erstickten!«
»Aber es hieß in den Berichten
doch irgendwas mit Thorax.«, fragte der Köstlbacher.
»Richtig!«, sagte der von der Pathologie.
»Aber wenn Sie auf das Herz anspielen, das sich auch im Thorax befindet: Es
blieb in allen Fällen unverletzt. Wenn die Stiche ins Herz gegangen wären,
dann hätte das erstens eine ganz schöne Sauerei gegeben und zweitens wäre
es für den Täter erheblich unsicherer geworden, die Stiche so genau
zu platzieren, dass das Opfer zuverlässig daran stirbt. Zudem hätte es einer
längeren Stichwaffe bedurft.«
»Können Sie mir das bitte genauer
erklären?«, fragte der Köstlbacher.
»Sehen Sie sich einmal dieses
Skelett an!«, sagte der Gerichtsmediziner und deutete dabei auf die
Nachbildung eines menschlichen Skeletts, das neben seinem Schreibtisch stand,
zur Dekoration, wie der Köstlbacher zuvor vermutet hatte.
»Hier zwischen den Rippen befinden
sich die beiden Lungenflügel. Die Stiche sind mit einer kurzen, sehr
scharfen Waffe, ähnlich einem Skalpell hier von hinten links und hier von
hinten rechts jeweils zwischen den 7ten und den 8ten Rippen erfolgt. Dabei
wurden die Lungenflügel angestochen. Die fallen sofort zusammen wie ein
zerplatzter Luftballon. Ich erwähnte das bereits. Es fließt kaum Blut, aber das
Opfer erstickt innerhalb kürzester Zeit«, erklärte der Dr. Manz ganz in seinem
Element.
»Sie sagten ›ähnlich einem Skalpell‹ ! Kann es sich auch tatsächlich um ein
Skalpell gehandelt haben?
»Ich erinnere mich gut an die
letzten drei Opfer. Das vierte liegt schon etwas arg weit zurück. Aber bei den
letzten drei wäre es durchaus denkbar, dass die Tatwaffe ein Skalpell war!«,
antwortete der Gerichtsmediziner.
»Muss man über spezielle
Kenntnisse verfügen, wenn man mit so einem Skalpell einen Mord begehen will?«,
fragte der Köstlbacher.
»Nun, ich gehe davon aus, dass der
Personenkreis, der mit einem Skalpell umgehen kann, durchaus fachmännisch dazu
in der Lage wäre«, meinte der Gerichtsmediziner.
Weil der Köstlbacher nun nur noch
in Gedanken versunken da saß, fragte ihn der Dr. Manz:
»Wären Ihre Fragen damit
beantwortet?«
»Wenn Ihnen sonst nichts
aufgefallen ist, was ich noch wissen sollte!«, antwortete der Köstlbacher, aus
seinen Gedanken heraus gerissen.
»Reicht Ihnen das nicht?«, fragte
der Gerichtsmediziner und lächelte.
»So war das nicht gemeint! Sie
haben mir sehr geholfen! Der in Frage kommende Täterkreis dürfte damit
erheblich eingegrenzt werden können!«, sagte der Köstlbacher, bedankte
sich noch einmal und verabschiedete sich.
Beim Hinausgehen zwinkerte er der
Sekretärin im Vorzimmer vom Gerichtsmediziner noch zu und hielt ihr seine
leere Tasse hin. Die Tasse nahm die Sekretärin vom Köstlbacher entgegen, mit
dem Zwinkern konnte sie nichts anfangen. Ihr Chef hatte das noch nie gemacht.
Warum auch?
Studcafé
Kapitel 25
Der Rosi ging es nicht so gut. Die
Kripo hatte die Leiche vom Manu immer noch nicht frei gegeben, weswegen bis
heute, fast zwei Wochen nach seiner Ermordung, auch noch keine Beerdigung
stattgefunden hatte. Manus nächste Verwandtschaft in Berlin hatte verfügt,
dass seine Leiche nach der Freigabe dorthin überführt werden sollte, um
verbrannt zu werden. Die Urnenbeisetzung sollte dann im kleinsten Kreis
erfolgen. Und obwohl die Rosi eigentlich zuletzt die engste Vertraute und
Freundin vom Manu gewesen ist: Sie zählte nicht zu diesem kleinsten Kreis, weil
Verwandtschaftsgrad negativ.
Bei einer großen Beerdigung, da
kannst du dich ja auch quasi heimlich unter die Trauergäste schmuggeln, wenn du
Abschied nehmen möchtest. Das würde kaum jemandem
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