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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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nicht? Sie war dreizehn Jahre alt gewesen. Sie hatte sich Sorgen gemacht wegen ihrer bevorstehenden Mandeloperation, und Tammy, ihre bis dahin beste Freundin, hatte sie nicht zu ihrer Geburtstagsparty eingeladen. Und auf einmal war es gewesen, als seien alle Erwachsenen verrückt geworden. Den ganzen Tag lang redeten sie nur von Geld. Die einen meinten, jetzt seien alle reich und das sei großartig, und die anderen behaupteten, es sei eine Katastrophe.
    Auf jeden Fall hatten sie im Einkaufszentrum vor geschlossenen Türen gestanden. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Serenity hungern müssen. Das mit der Katastrophe hatte es wohl doch am ehesten getroffen.
    Was damals geschehen war, hatte sie erst später verstanden. Bis heute erschienen Artikel und Bücher, die die Geschichte des dreizehnjährigen Jungen erzählten, der die Weltwirtschaft an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hatte. Der sich im fernen Deutschland, in Frankfurt, eines Nachts in das Büro seiner Mutter geschlichen hatte, die bei einer der vielen Banken dort arbeitete, um sich mitten ins Herz des weltweiten Finanzwesens zu hacken. Der es fertigbrachte, das System der untereinander vernetzten Bankcomputer so auszutricksen, dass am nächsten Morgen jeder Mensch auf der ganzen Welt, der ein Bankkonto besaß, darauf eine Überweisung in Höhe von einer Milliarde Dollar vorfand – ohne dass selbst die Fachleute verstanden, wie das hatte geschehen können, und vor allem ohne dass irgendjemand die Möglichkeit gesehen hatte, es rückgängig zu machen.
    Woher war das Geld gekommen? Von nirgendwoher. Der noch minderjährige Junge, dessen richtigen Namen die Medien nicht abdrucken durften und den sie sowieso lieber Computer Kid nannten, hatte Trillionen von Dollar aus dem Nichts erschaffen, einfach, indem er Zahlen in Speicherstellen schrieb. Er hatte dazu eine Lücke im System ausgenutzt, die niemand vor ihm entdeckt hatte, auch die hoch bezahlten Computerspezialisten der Banken nicht, und über die die Öffentlichkeit nie mehr erfuhr, als dass sie inzwischen geschlossen sei.
    Aber damals … Eine Woche lang hatte das völlige Chaos geherrscht. Auf einmal war jeder reich gewesen – aber nur auf dem Papier. Die Banken hatten schnell gemerkt, dass etwas nicht stimmte, und schalteten die Bargeldautomaten und das Onlinebanking ab und sperrten die Karten. Ein paar ganz Schnelle schafften es noch, etwas von dem Geld abzuheben, aber ziemlich bald ging nichts mehr. Gar nichts. Geschäfte akzeptierten weder Kreditkarten noch Schecks – und schlossen schließlich ganz. Niemand konnte mehr irgendetwas bezahlen, weil alle Banken die Schotten dicht machten und nur noch damit beschäftigt waren herauszufinden, was passiert war und woher all die Milliarden gekommen waren. Die Börsen brachen zusammen. Der Handel kam zum Erliegen. Es war eine Krise, wie es sie noch nie gegeben hatte.
    Staatschefs jetteten um die Welt, trafen sich zu hektischen Konferenzen, die ganze Nächte dauerten, und schließlich beschloss man, die Uhr zurückzudrehen. Die Datensicherungen des Tages vor dem Auftauchen der Trillionen wurden wieder eingespielt, und damit wurde alles, was danach passiert war, sozusagen ungeschehen gemacht. Das, so hieß es, sei technisch die einzige Möglichkeit, die Situation zu bereinigen – mit ein paar Verlusten, klar, aber wenigstens konnte das Leben wieder weitergehen. Und das war höchste Zeit, denn die Leute saßen längst vor leeren Kühlschränken.
    Alle waren Milliardäre gewesen, aber am Schluss hatten sie nichts mehr zu essen gehabt: Diesen Aspekt der Geschichte hatten sie in der Schule oft genug zu hören bekommen.
    Und irgendwie war das logisch: Wenn jeder glaubte, so reich zu sein, dass er nicht arbeiten musste – dann arbeitete niemand. Und wenn niemand arbeitete, blieben die Regale im Supermarkt leer. Egal, wie viel Geld da war.
    Aber das Beste an der Geschichte war, dass Computer Kid erst dreizehn Jahre alt und damit nicht strafmündig gewesen war. Das heißt, man hatte ihn überhaupt nicht dafür belangen können. Nur seine Mutter war entlassen worden – weil sie nicht gut genug auf ihren Büroschlüssel aufgepasst hatte. Aber ihm selber war nichts geschehen.
    Und das sollte der Junge vom Strand gewesen sein? Irgendwie wollte Serenity das nicht in den Kopf.
    Andererseits, wenn sie an die Sache mit dem Auto dachte – das war höchst rätselhaft gewesen. Geradezu Furcht einflößend.
    Ein Windstoß ließ die Hecke hinter ihnen rascheln. Die

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