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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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friedlichen Oberfläche Schreckliches anbahnte.
    Zur dritten Stunde hatte sie Biologie. Auf dem Weg dorthin kam sie an einem der allgemeinen Terminals vorbei. Serenity blieb stehen, von einer dumpfen Vorahnung erfüllt.
    Hacker sind Leute, die in fremde Computer eindringen.
    Euer Schulcomputer ist gut organisiert.
    Sie schob ihren Schülerausweis in den Leseschlitz, tippte ihr Passwort ein und rief ihre Notenübersicht auf.
    Das F in Mathematik war verschwunden.

 
    18 | Serenity starrte den Schirm an und hatte das Gefühl, zur Salzsäule zu erstarren. Es kostete sie schier übermenschliche Anstrengung, ihren Ausweis wieder herauszuziehen, und es war eine Erlösung, als der Bildschirm dunkel wurde.
    Sie wusste nicht, was sie denken sollte.
    Natürlich sah die Notenliste ohne das F besser aus. Viel besser. Nicht genial, nicht aufsehenerregend – aber sie sah nach ihr aus, nach den Noten von Serenity Jones.
    Keine Frage, dass Christopher das gemacht hatte.
    Keine Frage auch, dass das völlig idiotisch von ihm gewesen war.
    Er konnte ihre Note doch nicht einfach löschen! Wie stellte er sich das vor? Es existierte ein Prüfungsblatt, ein Stück Papier, auf dem die Fragen und ihre absolut unzureichenden Antworten darauf geschrieben standen, und schließlich, in roter, unlöschbarer Farbe, die Zensur! Und selbst wenn man dieses Beweismittel hätte beseitigen oder manipulieren können, gab es immer noch den Lehrer, der sich an ihre Arbeit erinnerte. Er würde sofort wissen, dass etwas nicht stimmte.
    Diese bekloppten Computerfreaks!, dachte Serenity grimmig. Die glauben alle, sie könnten das ganze Leben mit Mausklicks bewältigen!
    Ein Glück, dass sie vor den Ferien keine Mathematik mehr haben würde. Sie hätte nicht gewusst, was sie sagen sollte. Und ihr schlechtes Gewissen hätte man ihr auf hundert Meilen Entfernung angesehen.
    Dabei war sie unschuldig! Ganz und gar!
    Aber wie sollte sie das beweisen?
    Mit einem Schaudern wurde Serenity bewusst, dass es ihr auf einmal genauso ging wie ihrem Vater. Bloß in kleinerem Maßstab.
    Wenigstens kam Kyle, wie versprochen. Punkt fünf Uhr röhrte es draußen in der Einfahrt, und als Serenity ans Fenster sprang, manövrierte er gerade seinen alten, staubigen Geländewagen neben Moms Auto. Fuhr das Ding also immer noch! Das hieß, es geschahen noch Wunder.
    Sie stürmten hinaus, beide. Mom umarmte Kyle, der mit seinem zum Pferdeschwanz gebundenen Haar – okay, eher so eine Art Wischmopp; er hatte dieselben Locken wie Serenity, bloß in einer gefügigeren, drahtigeren Version – immer mehr wie ein Neo-Hippie aussah. »Du bleibst hoffentlich über Nacht.« Mom schaute ihn bittend an.
    »Nee«, sagte Kyle. »Ich fahr nach dem Abendessen zurück. Hab jede Menge zu tun.«
    »Du könntest mir helfen, die Garage auszumisten. Nur ein bisschen! Immerhin stehen da auch noch Sachen von dir.«
    Er warf seiner Schwester einen Das hast du mir eingebrockt!- Blick zu, dann meinte er: »Na, mal sehen.«
    Er legte den Arm kurz um Serenitys Schultern. »Na, Schwesterlein? Was gibt es so Dringendes?«
    »Schulprobleme, Liebeskummer, das Übliche halt«, sagte sie und hielt ihm gleichzeitig den Zettel hin, den sie vorbereitet hatte. Darauf stand: Vorsicht bei Gesprächen im Haus. Kann sein, dass das FBI uns abhört, um rauszufinden, wo Dad ist.
    Kyles Augenbrauen hoben sich. »Ah«, meinte er doppeldeutig. »Hätte ich mir eigentlich denken können.«
    »Gehen wir erst mal rein«, sagte Mom.
    Gleich darauf saßen sie um den Küchentisch herum. Kyle hatte sich eine Coke aus dem Kühlschrank geholt und erwies sich, wie üblich, als nicht besonders gesprächig. Wo er denn gewesen sei? »Och, unterwegs halt«, sagte er und deutete auf das Wort »Dad« auf Serenitys Zettel.
    Sie nickte.
    Mom sah von einem zum anderen. »Ich mach mich mal ans Abendessen«, sagte sie und lächelte leicht. »Ihr beiden könnt ja ein bisschen raus in den Garten gehen und über die Sachen reden, die mich nichts angehen.« Sie spähte aus dem Fenster zum Himmel, an dem sich die Wolken zuzogen. »Solange es noch nicht regnet.«
    »Gute Idee«, meinte Kyle.
    In dem Moment, in dem Mom das Licht über dem Herd anschalten wollte, fiel der Strom aus. Die Lampen blitzten nur einmal kurz auf, und das Brummen des Kühlschranks verstummte.
    Mom seufzte. »Das ist das dritte Mal diese Woche!«
    »Das liegt am kalifornischen Stromnetz«, erklärte Kyle. »Das ist völlig veraltet und eigentlich ständig überlastet. Liest man immer

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