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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Wolkendecke wurde immer dunkler. Mom hatte recht behalten, es würde jeden Moment anfangen zu regnen.
    »Der Punkt ist«, sagte Kyle, »wenn der Junge, den du getroffen hast, tatsächlich Christopher Kidd ist, dann kann er Dad vielleicht wirklich helfen.«
    »Wie denn?«, fragte Serenity.
    »Dad hat mich gefragt, ob ich an der Uni einen guten Hacker kenne.« Die ersten Tropfen fielen. Kyle streckte die Hand aus, wie um sie aufzufangen. »Ich hab ihm gesagt, ich kenne nur Leute, die sich für gute Hacker halten. Ich wollte natürlich auch wissen, was so einer für ihn tun soll, aber …« Er seufzte. »Er hat’s mir erklärt, ich hab bloß kein Wort verstanden. Dad nutzt die moderne Technik zwar nicht, aber er versteht sie besser als jeder andere, den ich kenne.« Er ließ die Hand wieder sinken. »Vielleicht lässt er deshalb die Finger davon.«
    Im Haus ging das Licht wieder an. Der Stromausfall war also vorüber.
    »Dann war es ziemlich blöd, dass ich einfach weggegangen bin«, meinte Serenity geknickt.
    »Das konntest du ja nicht ahnen.«
    »Wieso nicht? Er hat es mir schließlich gesagt.«
    »Nicht alles, was jemand behauptet, stimmt auch.« Die vereinzelten Tropfen gingen in einen Nieselregen über, und es sah nicht aus, als würde es gleich wieder aufhören. Kyle stand auf. »Lass uns reingehen.«
    »Und was machen wir mit … ihm?«
    »Wir gehen ihn morgen früh suchen«, erklärte Kyle auf dem Weg zur Terrassentür.
    Serenity folgte ihm, erfüllt von einem Gefühl der Hilflosigkeit. Santa Cruz hatte sechzigtausend Einwohner. Wie wollten sie da einen einzelnen Jungen aufspüren? Abgesehen davon, dass Christopher behauptet hatte, verfolgt zu werden, und vermutlich nicht viel Wert darauf legte, sich finden zu lassen.
    Mom rührte gerade einen großen Salat um. »Wenn der Strom nicht wieder ausfällt, mache ich uns Hamburger dazu, was haltet ihr davon?«, fragte sie.
    »Super Idee«, sagte Kyle. »Wir müssen eh noch was im Internet nachsehen.«
    Serenity verstand nicht gleich, was er meinte, aber da Kyle den Zeigefinger warnend vor die Lippen hielt, verzichtete sie auf eine Nachfrage. Sie holte ihren Laptop und schaltete ihn ein.
    Kyle rief eine Bildersuchmaschine auf und gab den Namen »Computer Kid« ein. Die erste Seite voller Fotos erschien, und ungefähr die Hälfte davon zeigten den Jungen, den sie am Strand getroffen hatte – so, wie er vor einigen Jahren ausgesehen haben mochte.
    Sie nickte. »Das ist er.«
    »Okay«, sagte Kyle und schaltete das Gerät wieder ab. »Morgen. Jetzt kümmern wir uns erst mal um die Hamburger.«
    Am nächsten Morgen war Mom alles andere als begeistert, dass sie gleich nach dem Frühstück aufbrechen wollten. »Wir müssen was erledigen«, erklärte Kyle und umarmte sie. »Geschwisterzeugs, das Eltern nichts angeht.«
    »Und was ist mit der Garage?«
    »Muss warten.«
    Mom schüttelte den Kopf. »So wird das nie was. Am besten, ich werf einfach alles weg.«
    »Ja, vielleicht ist das am besten«, stimmte ihr Kyle friedfertig zu. »Wenn ich meine Sachen all die Jahre nicht gebraucht habe, können sie wohl kaum wirklich wichtig sein.«
    Sie machten sich auf den Weg. Sobald sie die Haustür hinter sich geschlossen hatten, raunte Serenity ihrem Bruder nervös zu: »Ich hab aber keine Ahnung, wie wir ihn finden sollen. Vielleicht ist er nicht mal mehr in der Stadt!«
    »Ja, aber vielleicht geht es auch einfacher, als wir denken«, sagte Kyle und betätigte die Fernbedienung seines Autoschlüssels. Die Türen des Geländewagens klackten vernehmlich. »Ich habe mir überlegt, dass das ja kein Zufall gewesen sein kann am Strand. Er muss dir gefolgt sein. Das heißt, er will von uns gefunden werden.«
    Er öffnete die Fahrertür – und zuckte alarmiert zurück.
    Auf dem Rücksitz bewegte sich etwas.
    Eine Decke. Jemand kam darunter zum Vorschein, schaute sich hohlwangig und verschlafen um.
    Es war der Junge vom Strand.

 
    20 | »Ist er das?«, fragte Kyle, an Serenity gewandt.
    Sie nickte matt. Schlief sie noch? Träumte sie das alles?
    »Wie bist du hier reingekommen?«, fragte Kyle den Jungen.
    Der blinzelte träge, bewegte die Hand zur rechten Seite. »Durch die Tür«, sagte er.
    »Der Wagen war abgeschlossen.«
    »Ich weiß.«
    Kyle stieß einen unwilligen Knurrlaut aus. »Steig ein«, sagte er zu Serenity. Er schwang sich hinters Steuer, schloss die Tür und ließ den Motor an. Serenity war noch dabei, die Tür zuzuziehen, als Kyle schon rückwärts auf die Straße

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