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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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etwas schneller herausfindet. Ich habe siebeneinhalb Minuten gebraucht.«
    Serenity sah, wie ihr Bruder kampflustig die Augen zusammenkniff. »Werd ich machen, stell dir vor.«
    Er bog ab, fuhr um ein paar Kurven und hielt vor einer Telefonzelle. Ehe er ausstieg, schaute er auf die Uhr. »Acht Uhr vierzig. Die Wette gilt.«
    Es dauerte länger als siebeneinhalb Minuten. Wesentlich länger. Kyle machte einen Anruf, musste warten, notierte etwas, eine Telefonnummer vermutlich, tätigte den nächsten Anruf, redete, gestikulierte, kam offenbar richtig ins Schwitzen.
    »Stimmt das wirklich, was du erzählt hast?«, fragte Serenity irgendwann.
    »Klar.« Das war alles, was Christopher dazu sagte.
    Nach etwas mehr als einer halben Stunde kam Kyle zurück. »Okay. Eine Mauer des Schweigens, wenn man bei der Firma selbst anruft. Aber im Hospital hab ich jemanden an die Leitung bekommen, der bestätigt hat, dass bei dem Bombenanschlag keine Kinder verletzt wurden. Dann hat er Schiss gekriegt, irgendwas gebrummt von wegen, er hätte nichts gesagt, und aufgelegt.« Er hieb auf das Lenkrad.
    Dann steckte er den Schlüssel ins Schloss. »Gebongt. Ich bring dich zu meinem Vater.«
    »Wir«, korrigierte Serenity entschlossen. »Wir bringen dich zu ihm.« Sie sah ihren Bruder an. »Ich fahre mit.«
    Kyle verzog keine Miene. »Wenn du dir das antun willst …«
    »Will ich.«
    Hinten bewegte sich Christopher. Die altersschwachen Federn des Sitzes knarrten.
    »Könnten wir dann bitte so schnell wie möglich aufbrechen?«, sagte er. »Ich weiß nämlich nicht, wie lange ich hier in der Stadt noch sicher bin.«
    »Kein Problem«, erwiderte Kyle und gab Vollgas. Bremsen quietschten und andere Autofahrer gestikulierten empört, als er rücksichtslos zurück auf die Straße bretterte. »Schnell genug?«, fragte er grimmig.
    »Ja, nicht schlecht«, meinte Christopher und sah sich skeptisch um. »Bloß ist das, glaube ich, die Richtung, aus der wir gekommen sind.«
    »Gut beobachtet«, sagte Kyle. »In die Richtung fahren wir nur, weil die junge Dame hier noch ein paar Sachen einpacken muss.«
    Serenity starrte auf die Straße. »Das wird Mom nicht gefallen«, sagte sie leise.
    Kyle nickte knapp. »Das glaube ich auch.«

 
    21 | Es wurde der hastigste Reisebeginn, den Serenity je erlebt hatte: parken, ins Haus stürmen, ein paar Kleidungsstücke und Waschsachen in ihren Rucksack werfen und los. Als sie auf dem Highway 9 stadtauswärts fuhren, war seit Kyles Beschluss gerade mal eine halbe Stunde vergangen.
    Eine halbe Stunde, die dann doch nicht das große Drama wurde.
    Es gefiel Mom tatsächlich nicht. Einerseits. Auf der anderen Seite war Mom ziemlich cool.
    Serenity hatte einen Moment lang erwogen, eine Ausrede anzubringen. Irgendwas in der Art, dass sie mit Kyle ein paar Tage nach San Francisco fahren würde. Aber zu den Eigenschaften, die sie an ihrer Mutter am meisten schätzte, gehörte, dass diese ihr immer die Wahrheit gesagt hatte. Das hatte sie halbwegs glimpflich durch die Pubertät gebracht und davor durch die kaum weniger schreckliche Zeit nach der Trennung ihrer Eltern. Es war nur fair, Mom einzuweihen.
    Na ja, sie zumindest teilweise einzuweihen.
    Als Serenity sie umarmte und ihr ins Ohr flüsterte: »Wir fahren zu Dad!«, konnte sie förmlich spüren, wie Mom von Angst überwältigt wurde. Aber dann schien sie sich einen Ruck zu geben. Sie hielt Serenity ein Stück von sich weg und fragte mit ernster Miene: »Hast du dir das auch gut überlegt?«
    Hatte sie sich das gut überlegt? Nein. Genau genommen hatte sie sich überhaupt nichts überlegt. Sie wusste einfach, dass sie mitfahren musste.
    »Mom, ich muss das machen. Gerade jetzt.« Ihre Mutter hatte für einen Moment geschwiegen, dann hatte sie wortlos genickt und sich auf die Suche nach Serenitys Rucksack gemacht, während Serenity selbst einen Moment lang wie verloren in ihrem Zimmer stand und insgeheim Abbitte für all die kleinen Scharmützel tat, die sie sich mit Mom in der Vergangenheit geliefert hatte.
    Als ihre Mutter mit dem Rucksack zurückkam, pfefferte Serenity eine Handvoll Unterwäsche hinein, ein Handtuch, ein paar T-Shirts, noch eine Hose.
    »Hast du meinen Kamm gesehen?« Sie konnte unmöglich ohne ihren grobzinkigen Kamm aufbrechen, das einzige Produkt auf dem Markt, das es mit ihren Haaren aufnahm.
    »Hier«, sagte Mom, zauberte das Ding von irgendwoher herbei. Serenity fragte sich, ob sie auch so cool gewesen wäre, wenn sie gewusst hätte, dass sich

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