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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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auf dem Rücksitz von Kyles Wagen, in den Fußraum gekauert, ein magerer Junge unter einer Decke verborgen hielt.
    Christopher blieb noch eine ganze Weile unter der Decke, in der Stadt und auch, als sie längst draußen waren und den Highway 9 hochfuhren, eine schmale Straße durch dichten Wald.
    »Komm bitte raus«, sagte Kyle irgendwann. »Ich kann mich nicht aufs Fahren konzentrieren, wenn ich drüber nachdenken muss, ob du dahinten unter meiner stinkenden alten Decke erstickst oder nicht.«
    Christopher schlug sie beiseite, musterte das Hell-Dunkel der vorbeiziehenden Bäume und stemmte sich schließlich auf den Sitz empor. »Das war nur wegen der Verkehrsüberwachungskameras«, erklärte er.
    Serenity sah, wie Kyle die Augen verdrehte, aber so, dass Christopher nichts davon mitbekam. »Hier gibt es keine Kameras«, sagte er. »Hier gibt es nur Wald.«
    »Welche Strecke fahren wir genau?«
    »Den Highway 9 hoch, bis wir auf die 35 kommen, und dann Richtung Redwood und San Francisco -«
    »Wir kommen also nicht durch Silicon Valley?«, unterbrach Christopher ihn.
    »Nein«, sagte Kyle. »Das wäre ein Umweg.«
    »Gut«, sagte Christopher und ließ sich nach hinten zurücksinken. »Gut.« Es klang richtiggehend, als entspanne er sich.
    Die Straße war nicht stark befahren, nur einmal mussten sie eine Weile hinter einem Truck herzotteln, der sich die steile, kurvige Steigung emporquälte. Nach einer Stunde erreichten sie eine Tankstelle mit einem kleinen Diner. Kyle lenkte den Wagen vor eine der Zapfsäulen.
    »Ich nehme mal an, du hast noch nicht gefrühstückt?«, fragte er und drehte sich nach ihrem Passagier um. Doch der versank schon wieder im Fußraum.
    »Tankstellen sind mit Überwachungskameras ausgestattet«, flüsterte Christopher. »Ich will nichts riskieren.«
    Kyle und Serenity wechselten einen leidenden Blick.
    »Okay«, sagte sie. »Wir bringen dir was mit.«
    »Keinen Kaffee bitte.« Er wisperte, als befürchte er, dass tausend Abhörmikrofone auf sie gerichtet waren.
    Kyle tankte, und Serenity besorgte derweil Frühstück: einen Kaffee für Kyle und sie, einen heißen Kakao für Christopher, eine Flasche Orangensaft, dazu Bagels mit verschiedenen Füllungen und einen Frühstücksburger mit Speck und Rührei.
    Kyle kam mit ein paar Landkarten vom Zahlen zurück und verbannte Serenity zu ihrem Missvergnügen auf den Rücksitz zu Christopher. »Ich brauche beim Fahren eine Landkarte neben mir«, erklärte er.
    »Ich könnte uns doch dirigieren«, schlug Serenity vor.
    Kyle sah sie an, als hätte sie angeboten, das Auto die nächsten hundert Meilen zu schieben. »So wie letztes Jahr auf der Fahrt nach L.A.?«
    »Was kann ich dafür, wenn du mir eine falsche Karte in die Hand drückst?«, protestierte Serenity.
    »Es war nicht die falsche Karte, es war nur die falsche Seite der Karte. Und als wir dann weiter nach Santa Monica wollten, sind wir in einer Sackgasse vor einem Müllplatz gelandet statt am Pier, oder?«
    Er hatte ja recht. Straßenkarten waren einfach nicht ihr Ding, sosehr sie sich auch bemühte. Aber sie hätte trotzdem lieber vorne gesessen.
    Auf der Weiterfahrt hielt sie sich ganz außen, möglichst weit von Christopher entfernt, der ziemlich müffelte. Er schien nicht weiter auf sie zu achten, sondern war viel mehr damit beschäftigt, alles herunterzuschlingen, was sie gekauft hatte. Es sah so aus, als hungere er schon seit Tagen.
    »Wie bist du eigentlich hergekommen?«, wollte Kyle wissen. »In die Staaten, meine ich. Grenzkontrollen und so weiter.«
    »Über Mexiko«, sagte Christopher kauend.
    »Über Mexiko? Ich dachte immer, die Grenze dort wird besonders gut bewacht?«
    »Ja. Aber sie verwenden da eben auch Computer.«
    »Ah«, machte Kyle, und nach einer Weile, in der Christopher nur den letzten Bagel mampfte und kein weiteres Wort sagte: »Verstehe.«
    Christopher nahm sich noch einmal alle Tüten vor, als hoffe er, in einer davon etwas übersehen zu haben, aber sie waren tatsächlich schon alle leer. Er knüllte sie zusammen und stopfte sie in das Netz an der Rückwand des Vordersitzes, offensichtlich unzufrieden.
    »Da wir gerade beim Thema Computer sind«, hakte Serenity ein, »da hätte ich auch was anzumerken. Und zwar wegen meiner Mathe-Note. Nicht, dass ich das F vermissen würde, aber … Also, so funktioniert das nicht, verstehst du? Es mag ja sein, dass du ein Super-Hacker bist und alles und meinetwegen auch der größte Computerfreak der Welt, aber das mit meiner Note

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