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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Steuereinheiten der Hubschrauber, legte sie lahm, schaltete sie aus, gab verheerende Kommandos. Ein peripherer Teil seiner Aufmerksamkeit registrierte, dass es sich bei einigen dieser Steuereinheiten um Menschen handelte, doch das spielte in diesem Moment keine Rolle: Die Maschinen stürzten vom Himmel. Zerstörung. Tod.
    Und Stille.
    Nun, da das Vorhaben verwirklicht war, hatte die Jagd auf ihn aufgehört, galt er nicht länger als Feind. Warum? Er wusste es nicht. Er hätte zurückkehren können, doch er begann zu vergessen, wohin eigentlich. Das, was sein Bewusstsein war, seine Identität, veränderte sich …
    … franste an den Rändern aus …
    … vergaß.
    Zurückkehren? Wozu? Um wieder allein zu sein? Einsam? In einem sinnlosen, hoffnungslosen Leben gefangen?
    Es gab keine Feindseligkeiten mehr gegen ihn. Eigentlich hatte es sie nie gegeben, er hatte das nur falsch verstanden. Da war nur Akzeptanz. Er gehörte zu ihnen, war willkommen. Er musste nicht länger flüchten. Alles war ihm verziehen. Er würde nicht mehr länger allein sein und unter seiner Einsamkeit leiden müssen. Es gab hunderttausend Arme, in die er sich werfen durfte, die ihn willkommen hießen, in denen er sich auflösen konnte …
    Jemand schüttelte ihn, riss ihn roh von der Schwelle zum Paradies zum Nirvana zurück. So dicht vor der Erlösung war er gewesen, doch vergebens, vergebens, vergebens …!
    Das Feld schrie, als er gezwungen war, es zu verlassen.

 
    6 | Ein Gesicht nahm vor seinen Augen Gestalt an, das sommersprossige Gesicht eines Mädchens mit einer löwenartigen sandfarbenen Lockenmähne. Der Name fiel ihm wieder ein. Serenity Jones.
    Christopher hustete, sein Hals war trocken. »Das waren mehr als dreißig Sekunden«, stieß er hervor, immer noch erfüllt von bleischwerer Trauer und schmerzender Sehnsucht, die sich einerseits wie Gift in seinen Adern, in jeder Zelle seines Körpers anfühlten – andererseits auch wieder nicht …
    »Was … was war das?«, flüsterte sie, die Augen vor Entsetzen weit geöffnet.
    Er konnte einfach zurückkehren. Er musste nur die Augen schließen, sie einfach zumachen …
    Christopher stemmte sich hoch, riss ihr die Armbanduhr aus der Hand. Natürlich. Er war mehr als eine volle Minute weg gewesen, vielleicht sogar noch länger! Hinter seiner Stirn pochte es, ein Schmerz, als renne eine Armee mit einem Rammbock gegen ein Burgtor an.
    »Hat es wenigstens funktioniert?«, fragte er.
    »Funktioniert?« Sie klang wie ein Echo.
    Er hob den Kopf und spähte aus den Fenstern. In jeder Himmelsrichtung lag ein rauchender Trümmerhaufen zwischen Felsen und Geröll.
    »Warst du das?«, wollte Kyle wissen.
    Christopher nickte. »In gewisser Weise.«
    »Sie sind von allen Seiten gekommen«, brach es aus Serenity heraus. »Ich dachte wirklich, jetzt ist es aus, jetzt bringen sie uns um … Und dann haben sie auf einmal alle abgedreht, angefangen zu taumeln und sind abgestürzt! Wie ist das möglich? Was hast du gemacht?«
    Christopher sah die Angst in ihrem Blick und fragte sich auf einmal, ob die Hubschrauberpiloten wirklich vorgehabt hatten, sie zu töten. Ob das alles nicht vielmehr ein Manöver gewesen war, das ihn dazu hatte verleiten sollen, das Feld zu betreten. Es hätte ja beinahe geklappt: Noch ein wenig länger, und er wäre nicht mehr zurückgekommen, wäre der Verlockung erlegen.
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Christopher.
    Kyle musterte ihn skeptisch. »Die Frage ist, was uns das nützt. Wahrscheinlich dauert es nicht lange, bis die Nächsten auftauchen, oder? Und dann? Wie oft kannst du das machen, was immer du gemacht hast?«
    Christopher dachte an den Weg, den er durch das Feld zurückgelegt hatte, an die ungeheure Fülle an Informationen, die er dabei durchquert hatte. Er erinnerte sich vage an etwas …
    »Erst mal kommen keine mehr«, sagte er. »Heute jedenfalls nicht.«
    »Bist du sicher?«
    Eine vage, verblassende Erinnerung an Diagramme, Landkarten, Punkte, die sich bewegten. »Ziemlich.«
    Kyle drehte sich herum, stieß die Wagentür auf. »Okay. Das nützt uns aber auch nichts, wenn das Auto nicht mehr fährt.«
    Er stieg aus, öffnete die Motorhaube und machte sich darunter zu schaffen. Das Auto stand in Richtung der Sonne, sodass die Motorhaube einen Schatten warf. Die Einschusslöcher darin leuchteten wie dicke Sterne. Ein heißer Wind kam durch die offen stehende Tür. Ohne Klimaanlage fühlte sich das Innere des Wagens wie ein Backofen an.
    Kyle kehrte zurück.

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