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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Chips, abschaltbar zu sein?«
    Christopher griff nach seinem zweiten Käsebrot. »Ich glaube, nein. Ich weiß es nicht genau. Als ich noch Teil der Kohärenz war, wusste ich natürlich, wie die Chips konstruiert sind, wie sie funktionieren und so weiter, aber jetzt erinnere ich mich nicht mehr an alles.«
    »Ich frage mich eben«, meinte Dad, »ob man andere … Upgrader? So hast du sie genannt, nicht wahr?«
    »So nennen sie sich selber.«
    »Okay. Könnte man Upgrader dazu bringen, ihre Chips abzuschalten?«
    Christopher dachte einen Moment nach. »Ich glaube nicht. Nein. Ich konnte das, weil ich … Also, man braucht auf jeden Fall gewisse Hackerfähigkeiten. Man muss komplexe Maschinen kontrollieren können, verstehen, wie sie funktionieren und so …« Er hielt inne, starrte einen Moment ins Leere, dann schüttelte er den Kopf. »Mein Chip ist abschaltbar, weil er beschädigt ist. So fühlt es sich jedenfalls an. Ich meine, was wäre auch der Sinn eines abschaltbaren Chips? Wenn es was gibt, was die Kohärenz um jeden Preis verhindern will, dann, dass sich ihre Teile ausklinken.«
    Dads Augenbrauen hoben sich. In seinen Augen glomm ein Funke, der Serenity bekannt vorkam. So sah es aus, wenn Dad gerade ein Gedanke gekommen war, den er für bedeutsam hielt.
    »Das finde ich einen bemerkenswerten Zufall«, erklärte er. »Dass ausgerechnet dein Chip anders ist als alle anderen. Findest du das nicht auch eigenartig?«
    Christopher stellte seinen Teller beiseite. »Doch. Schon seltsam. Und?«
    »Ich hab manchmal so Probleme mit Zufällen.«
    »Wenn das Ding draußen ist, können Sie es sich ja mal genauer anschauen.«
    Auf dieses Stichwort hin beugte sich Dr. Connery vor. »Darüber haben Dr. Lundkvist und ich uns übrigens gestern Nacht noch Gedanken gemacht. Wir können ein medizinisches Einsatzfahrzeug der Bergrettung bekommen – leihweise, versteht sich –, das auch für schwierigere Operationen ausgerüstet ist. Eigentlich ist es ein OP in einem Container. Er steht auf einem Transportfahrzeug, kann aber genauso von einem Hubschrauber transportiert werden. Wir sind zwei Ärzte, beide mit hinreichender Erfahrung, was Operationen anbelangt – aber trotzdem bleibt dieser Eingriff riskant, das muss dir klar sein. Doch grundsätzlich möglich wäre er.«
    Christopher knetete seine Hände. »Da muss ich eben durch.«
    Serenitys Vater blickte erst Dr. Connery, dann Christopher nachdenklich an und sagte dann: »Ich schlage vor, es nicht zu tun.«
    »Was?«
    »Den Chip zu entfernen.«
    Christopher zog den Kopf ein. Einen Moment lang wirkte er wie ein in die Enge getriebenes Tier. »Wieso nicht?«
    »Wüsste ich auch gern«, stimmte ihm ein äußerst verdutzt dreinblickender Dr. Connery bei.
    Vater faltete die Hände. Serenity kannte auch diese Geste. Das tat er immer, wenn er Leute überzeugen wollte, von denen er annahm, dass sie sich schwer überzeugen lassen würden.
    Er sah Christopher an, als nehme er ihn ins Visier. »Nach allem, was wir wissen, bist du der einzige Mensch mit einem Interface-Chip, der diesen abschalten kann und damit kontrollierten Zugang zur Kohärenz hat. Außerdem bist du der Einzige, der die Kohärenz jemals verlassen hat, sie also von innen kennt. Und du bist ein Hacker, und zwar nicht irgendeiner, sondern Computer Kid. Eine Legende, mit anderen Worten.«
    Christopher starrte ihn an, sagte aber nichts.
    »In gewisser Weise«, fuhr Vater fort, »kann man sagen, dass du vom Schicksal auserwählt bist. Und wozu, wenn nicht dazu, die Menschheit zu retten?«

 
    55 | Serenity hielt den Atem an, weil sich irgendetwas in ihrem Brustkorb zu bewegen schien. So, als mache ihr Herz auf einmal wilde Sprünge.
    Ja. Ihr Vater hatte recht. Es konnte nicht anders sein. Wenn man die Geschichte so betrachtete, war es, als fielen alle Teile eines riesigen Puzzles von selber an die richtigen Stellen.
    Doch Christopher blies die Backen auf und meinte nur: »Toller Spruch. Aber eher einer für einen Fantasyroman.«
    Dad musterte ihn. »Du glaubst nicht an so etwas wie Bestimmung, heißt das.«
    »Es ist egal, ob ich an Bestimmung glaube oder nicht – es ist in jedem Fall aussichtslos.« Christophers Blick war düster. »Was soll ich denn gegen die Kohärenz ausrichten? Ich bin froh, dass ich ihr entkommen bin. Das war schwer genug. Wäre sie damals schon gewarnt gewesen, hätte ich nicht mal das geschafft. Aber mehr als das … Das ist utopisch.«
    »Es ist niemals egal, was man glaubt«, sagte ihr Dad sanft.

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