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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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noch groß rauskommst. Das dauert halt nur. Du musst an dich glauben und…« Sie suchte den Blick ihrer Freundin. »Ich jedenfalls glaub an dich.«
    Ein Lächeln huschte über Madonnas Gesicht, flüchtig wie der Schatten einer verwehenden Wolke.
    »Ehrlich!«, bekräftigte Serenity.
    »Das ist lieb von dir. Aber überleg doch mal«, sagte Madonna und kratzte mit dem Schälmesser an einer verkrüppelten Rübe herum. »Die Kohärenz hat uns im Visier. Sie sucht uns. Okay – in erster Linie sucht sie Christopher, deinen Vater und Dr. Connery. Aber wenn sie kommt, um die zu holen, meinst du, die sagt dann zu uns ›so, und ihr anderen geht alle mal schön nach Hause‹? Nicht im Ernst, oder?«
    Serenity hielt erschrocken inne. Ach ja, richtig. Die Kohärenz. Die hatte sie gerade so schön ausgeblendet.
    »Sie wird uns nicht finden«, erklärte sie fest. »Nicht hier. Hier sind wir sicher.«
    »Das wollen die uns einreden. Uns und sich selber.« Madonna ließ ihr Messer sinken. »Aber ich glaube es nicht. Ich glaube, uns kriegt die Kohärenz als Erste.« Sie hob den Blick, sah hinaus über das Camp, den Fluss, die namenlosen Wälder jenseits des Wassers. »Weißt du, ich hab immer davon geträumt, auf einer Bühne zu stehen und meine Songs zu singen. Schon als kleines Kind wollte ich das und ich wünsche es mir immer noch. Und wenn es nur in irgendeiner Kneipe wäre. Muss gar nicht der Madison Square Garden sein. Irgendeine Bühne würde reichen.«
    Serenity sah ihre Freundin erschüttert an. »Eines Tages wirst du auf einer Bühne stehen«, sagte sie mit einem Kloß im Hals. »Bestimmt.«
    »Wie denn?«, flüsterte Madonna. Man hörte, dass sie sich die Tränen verbiss. »Wie soll das denn gehen?«
    Serenity schwieg betreten. Das wusste sie auch nicht. Sie fühlte sich so hilflos! Hilflos und… ja, verängstigt. Denn was Madonna über die Kohärenz gesagt hatte – dass sie sich nicht mit Dr. Connery begnügen würde –, das leuchtete ein.
    Aber verdammt noch mal, man konnte doch nicht Tag und Nacht ans Ende der Welt denken!
    »Funktioniert das heutzutage nicht so, dass man erst mal ein Video von sich aufnimmt und ins Internet stellt?«, fragte sie nach einer Weile, die sie beide nur stumm Mohrrüben bearbeitet hatten. »Das entdeckt dann jemand, sagt es seinen Freunden weiter, die es ihren Freunden weitersagen… und irgendwann ist man weltberühmt. Oder?«
    »Ja. Klar.« Madonna ließ eine einigermaßen geschälte Möhre in die Schüssel fallen. »Hab ich sogar gemacht, stell dir vor.«
    »Echt? Ein Video von dir?« Serenity war perplex. Das klang jetzt richtig cool. »Mit welchem Lied?«
    »Na, rate mal.«
    »Und?«
    »Ganze vierundsechzig Aufrufe in sieben Monaten. Vierundsechzig! Und jeder zweite Aufruf war von mir selber, um nachzusehen, ob jemand einen Kommentar geschrieben hat.« Madonna seufzte. »Ist doch klar, oder? Such mal bei YouTube nach ›Madonna‹. Da kommen erst mal eine Million Videos von der anderen Madonna.«
    Serenity nickte. Daran hatte sie gar nicht gedacht. »Vielleicht musst du dir einen Künstlernamen zulegen«, schlug sie vor.
    »Kommt nicht infrage«, erwiderte Madonna trotzig.
    »Und warum nicht?«
    Madonna schwieg eine ganze Weile. Dann sah sie Serenity an und zuckte mit den Schultern. »Ist doch egal. Es hätte eh keinen Zweck mehr.«
     
    Er möge zu Jeremiah Jones kommen, hatte jemand Christopher ausgerichtet, es ginge um eine wichtige Frage. Also war er gekommen und saß nun auf einem wackligen Klappstuhl in dem Zelt, das der Anführer der Gruppe zusammen mit seinem Sohn Kyle bewohnte.
    Jeremiah Jones saß an einem Campingtisch und hatte ein schmales Notizbuch vor sich liegen, in dem er in winziger Schrift seine Pläne entwickelte.
    »Du hast gesagt, du kannst eine Mail an alle schicken, die eine E-Mail-Adresse haben«, begann er.
    »Ja«, sagte Christopher.
    »Das dürften ziemlich viele sein.«
    »Schätzungsweise zwei Milliarden. So viele Internetnutzer gibt es ungefähr.«
    »Zwei Milliarden?« Jones hob die Augenbrauen. »Kannst du mir erklären, wie man das macht? Wie man jedem von denen eine E-Mail schickt?«
    Christopher überlegte. Solche Dinge zu erklären, fiel ihm immer schwer, weil die meisten Leute bald nicht mehr verstanden, wovon er redete. »Am besten ist es, wenn man sich zuerst die Mail-Adressen besorgt. Man kann sie auch raten – einfach Mail-Adressen auf Verdacht erzeugen –, aber da wird schnell der Rücklauf ein Problem; außerdem riskiert man, Mailagents

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