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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Jeremiah Jones, die über die ganzen USA verstreut lebten und über die er den Kontakt mit der Welt aufrechterhielt. Bis jetzt hatte sich das System aus Codes, geheimen Signalen und Kurieren bewährt. Ohne diese Leute wären sie aufgeschmissen gewesen, da alle Telefonate überwacht wurden.
    »Und wie lautet sie, die Botschaft?«, fragte Rus ungeduldig.
    »›Die Aufsicht über die Abwasserentsorgung musste endgültig eingestellt werden‹«, zitierte Richard. »›Die Hausbewohner waren nicht einverstanden mit der Art und Weise der Durchführung. Die Aufsichtsperson ist wohlauf, wird aber nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.‹« Er hüstelte. »Ende der Nachricht. Klingt nicht gut, oder?«
    Jeremiah spürte seinen Mut sinken. Auch das noch. Ihnen blieb auch nichts erspart. Was hatten sie denn getan, um das Schicksal so gegen sich aufzubringen?
    »Das ist nicht gut, nein«, erklärte er. »Es bedeutet, dass unser Kontaktmann beim FBI aufgeflogen ist.«

50 | »Ich kenn mich mit so was nicht aus«, gestand Christopher. »Mädchen, meine ich.« Das hatte er noch nie jemandem anvertraut, aber irgendwie war es hier und jetzt, in dieser Situation, kein Problem. In seinem alten Leben, in dem noch Schule und Klassenkameraden eine Rolle gespielt hatten, wäre es undenkbar gewesen. Wobei er damals niemanden gekannt hatte, dem er so etwas hätte sagen können, und es war auch nicht wirklich ein Problem gewesen. Er hatte nie besonders viel mit Mädchen zu tun gehabt. Mädchen waren irgendwie nicht wichtig gewesen.
    George nickte nur grimmig. »Ja«, sagte er, »das merkt man. Du bist nämlich das Musterbeispiel des weißen Mannes. Du lebst nur in deinem Kopf. Du spürst weder deinen Körper noch die Welt, die dich umgibt.«
    Das sagte er so knallhart, dass Christopher einen Moment die Luft wegblieb. Sofort spürte er, wie der Chip wieder zuckte, musste den geistigen Griff verstärken.
    Als er endlich imstande war, George eine Antwort zu geben, hatte sich der Impuls, alles von sich zu weisen und George, grob ausgedrückt, deutlich zu sagen, wohin er sich seine Weisheiten stecken konnte, schon wieder verflüchtigt. Denn… so ganz unrecht hatte er damit gar nicht. Dass Christopher hauptsächlich in seinem Kopf lebte, war eine Beschreibung, die ihm vielleicht nicht schmeichelte, aber absolut zutraf. Er lebte in seinem Kopf und in der Welt der Computer. Alles andere waren eher… Störungen.
    Wobei er sich bis jetzt nie Gedanken darüber gemacht hatte, ob es eigentlich so gut war, so zu leben.
    Er seufzte. »Ich weiß auch nicht… Man lebt eben so, wie man aufwächst. Oder? Das wird bei dir auch nicht anders gewesen sein.«
    »Das ist eine Erklärung«, meinte George kühl. »Aber keine Entschuldigung, so weiterzumachen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Hat dir schon mal jemand gesagt, du seist sehr intelligent?«
    Christopher musste sich räuspern. »Ähm… ja.« Dauernd wäre die richtige Antwort gewesen, aber als Angeberei missverstanden worden.
    »Klang es wie ein Lob?«
    »Das ist doch eins, oder?«
    George hob die Augenbrauen. »Hast du dir schon mal überlegt, ob Intelligenz vielleicht eine Krankheit sein könnte?«
    Christopher stutzte. »Ehrlich gesagt, nein.«
    »Dann denk mal drüber nach.« George deutete mit einer knappen Bewegung hinaus, auf die karge Landschaft, die sie umgab. »Indianer haben hier jahrtausendelang gelebt. Nicht immer friedlich, zugegeben – aber immer im Einklang mit der Natur, im Einklang mit Niiitsiitapi, dem Großen Ganzen. Dann sind die Europäer gekommen. Vor ein paar Hundert Jahren erst. Der weiße Mann mit seiner Intelligenz, die ihn Feuerwaffen und Maschinen hat erfinden lassen. Der weiße Mann ist unglaublich stolz auf seine Intelligenz. Aber was hat er damit hervorgebracht? Nichts als Probleme. Ich will gar nicht erst anfangen von all den Morden an den indianischen Völkern, die begangen wurden, um uns das Land wegzunehmen. Aber was hat der weiße Mann in seiner Intelligenz aus dem Land gemacht, das er erobert hat? Er hat es ausgelaugt mit seinen angeblich modernen Anbaumethoden, er hat es mit Chemikalien vergiftet, mit radioaktiver Strahlung verseucht, es zugebaut und zubetoniert, es hässlich gemacht und krank. Und dabei ist er selber nicht mal glücklich geworden – schau dir doch an, wie die Leute in den großen Städten leben! Wie sie ihre Tage, wie sie ihre Leben verbringen! Sie arbeiten in hässlichen Fabriken, um hässliche Dinge herzustellen, die man gar nicht braucht

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