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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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bis zum Ende gegangen ist, zählt nichts anderes für sie.«
    Christopher wusste, dass George damit recht hatte. Er hätte sich das alles auch schon selber sagen können, er hatte nur nicht gewollt. Obwohl er nicht verstand, wieso er nicht gewollt hatte.
    »Sie hat mich geküsst«, sagte er. Es rutschte ihm einfach so heraus. Vielleicht war es nicht sehr sinnvoll, das ihrem Bruder zu erzählen, aber irgendwie ließen sich die Worte nicht aufhalten. »Als mich der Virus im Chip überwältigt hat, hat sie mich geküsst, und das hat mich gerettet.«
    Das brachte ihm einen langen, sehr nachdenklichen Seitenblick Georges ein.
    »Das hat nichts zu bedeuten«, urteilte er schließlich und schaute zu Christophers Erleichterung wieder auf die Straße.
    »Aber es ist die Wahrheit.« Er wollte nicht, dass es nichts zu bedeuten hatte.
    George schwieg. »Sie bemerkt nicht einmal, dass du sie ansiehst«, sagte er schließlich. »Und wenn eine Frau das nicht bemerkt, dann ist das ein mehr als deutliches Zeichen.«

49 | Jeremiah Jones war weit weniger zuversichtlich, als er sich den Anschein zu geben bemühte. Die anderen erwarteten von ihm, dass er die Führung übernahm; es war ihnen nicht damit gedient, wenn er sich seine Zweifel anmerken ließ.
    Außerdem war es seiner Erfahrung nach besser, zu handeln als zu zweifeln, insbesondere, wenn man sich gar keine Chancen ausrechnete. Nur wenn man handelte, bestand die Aussicht auf einen glücklichen… nun ja, Zufall. Ein Wunder, im Grunde. Das war es, was sie brauchten.
    Wunder waren nichts, was man planvoll herbeiführen konnte, gewiss. Aber manchmal ereigneten sie sich. Nicht selten dann, wenn man mit anderen Dingen beschäftigt war.
    Sie hatten nun immerhin klare Pläne für insgesamt vier Routen, die vier Gruppen nehmen würden, und wenn alle Zeitungen, Zeitschriften, Radiosender, Druckereien, Kulturvereine und so weiter mitmachen sollten, würden sie bis zu zwei Millionen Leute erreichen. Nicht viel, verglichen mit der Gesamtbevölkerung, aber man durfte davon ausgehen, dass Leute, die unkonventionelle Medien bevorzugten, geistig reger und aktiver waren als der Durchschnitt: Sie würden weitererzählen, was sie gehört hatten, und im besten Fall damit eine Welle von Mundpropaganda auslösen. Was die dann bewirken würde, nun, das musste man abwarten. Auf jeden Fall würden sie einen ersten Schritt tun.
    Wenn er sich das alles vor Augen hielt, war es nicht so schwer, Zuversicht zu zeigen. Er spürte sie beinahe selber. Und endeten nicht alle schlimmen Geschichten damit, dass am Ende doch das Gute siegte? Man durfte immer hoffen.
    »Ein Auto kommt!« Es war die Wache, die das rief.
    Lilian sprang auf. »Die Kinder?«
    »Keines von unseren«, kam der zweite, warnende Ruf.
    »Okay«, sagte Jeremiah und sah in die Runde. »Ihr wisst alle, was zu tun ist.«
    Sie hatten für einen solchen Fall – dass ein Fremder des Wegs kommen würde – verabredet, dass alle, deren Gesichter schon in Form von Fahndungsfotos im Fernsehen gezeigt worden waren, sich versteckt hielten. Die anderen standen bereit einzugreifen, falls es nötig wurde; sie waren gegenüber den Insassen eines einzelnen Fahrzeugs in der Überzahl und sollten diese notfalls überwältigen und fesseln können.
    Jeremiah beobachtete das Geschehen durch einen Spalt in einem grauen, ranzig riechenden Vorhang. Es war ein hellblauer Pick-up, der da vor dem Haus hielt.
    Richard Blyne übernahm es, dem Auto entgegenzutreten, ein blonder junger Mann, der einst seiner damaligen Freundin zuliebe zu ihnen auf die No-Nonsense-Farm gekommen und dageblieben war, im Gegensatz zu dem Mädchen, das ihn kurz darauf verlassen hatte. Er hatte eine Kamera über der Schulter hängen und lächelte; zufälligen Passanten würde er erzählen, dass er Location Scout einer Filmgesellschaft sei und man dieses Haus daraufhin untersuche, ob es sich als Drehort für einen Spielfilm eigne – über den, das müsse man verstehen, er nichts Näheres sagen dürfe.
    Die Fahrertür ging auf. Eine grauhaarige Frau stieg aus, die derbe Stiefel und ein grob kariertes Hemd trug. Sie wechselte ein paar Worte mit Richard, dessen Lächeln erstarb. Er nickte ernst. Die Frau verabschiedete sich mit einem kurzen Heben der Hand, stieg wieder ein, wendete den Wagen und fuhr davon.
    Gleich darauf kam Richard die Treppe hochgerannt. »Es war eine Frau aus dem Kontaktnetzwerk«, berichtete er atemlos. »Mit einer Botschaft.«
    Das Kontaktnetzwerk bestand aus Freunden von

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