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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ein winziges Stück eigenen Willens und eigenen Denkens hatte er sich bewahren können, dank des Defekts in seinem Chip.
    »Soweit ich mich erinnere, war Sex eher eine Art Pflicht. Etwas, das man tut, um nicht aufzufallen. Ein Teil der Tarnung, auf die die Upgrader damals noch Wert gelegt haben.«
    »Klingt ja grässlich«, sagte Serenity.
    »Sex ist der Kohärenz nicht wichtig. Die Kohärenz ist ein Zusammenschluss von Gehirnen. Es kommt ihr nur auf den Geist an, auf die Intelligenz. Alles Körperliche ist unbedeutend. Es ist der Kohärenz egal, wie ein Essen schmeckt. Es dient nur dazu, ihre Körper am Leben zu erhalten. Es ist ihr gleichgültig, wie sie gekleidet sind. Sie lebt in Hunderttausenden von Körpern – Millionen inzwischen. Wenn ein paar von diesen Körpern Sex haben, hat das für das große Ganze keine Bedeutung. Das empfindet die Kohärenz nicht stärker als wir, wenn wir uns eine juckende Stelle kratzen. Das geht nebenbei, ohne dass wir recht merken, was wir tun.«
    Serenity ächzte. »Klingt supergrässlich.«
    »Wenn man Teil der Kohärenz ist, kommt einem das ganz normal vor so. Sex ist etwas, das man tun muss, um Kinder zu zeugen.«
    »Wow.«
    Eine Weile sagte Serenity nichts, dann ging ein Rucken durch ihren Körper. Sie hob den Kopf, sah ihn an und meinte: »Komm. Lass es uns tun.«
    »Tun? Was?« Christopher hatte das Gefühl, dass ihm seine Ohren einen Streich spielten. »Sex?«
    Serenity verdrehte die Augen. »Ja, ich weiß. Ein braves Mädchen sagt so was nicht. Aber zufällig bin ich mit einem gewissen ComputerKid zusammen, und bei dem ist es besser, man sagt klipp und klar, was Sache ist, damit er's kapiert. Ja, Sex. Falls du nichts dagegen hast.«
    Christopher durchfuhr ein freudiger Schreck. »Hab ich nicht.«
    »Na, großartig.«
    »Und ich finde es wirklich besser, wenn man klipp und klar sagt, was Sache ist.«
    »Dann komm.« Serenity stand auf, zog ihn an den Händen mit sich. »Wir müssen vorher Kondome kaufen.«
    Bis jetzt hatten sie nicht auf Apotheken geachtet, aber es war nicht schwierig, eine zu finden. So etwas hieß hierzulande Pharmacie und war an einer grellgrünen Leuchtreklame in Form eines Kreuzes, über das unablässig blinkende Muster wanderten, weithin zu erkennen.
    Kurz davor blieb Serenity stehen. »Das bring ich jetzt nicht«, bekannte sie und gab einen verzagten Seufzer von sich. »Sorry. Ich bin nicht so cool, wie ich tue. Und ich weiß nicht mal, was Kondom auf Französisch heißt.«
    Mehr denn je hatte Christopher das Gefühl, sie beschützen zu wollen. Er drückte sie an sich und sagte: »Schon okay. Ich mach das irgendwie.«
    Es war überhaupt kein Problem. Die Kondompackungen hingen zwischen Zahnbürsten und Salben im Regal. Und irgendwie sahen Apotheken überall auf der Welt gleich aus. Sie rochen auch alle gleich.
    Zurück im Hotelzimmer schoben sie erst einmal die beiden Betten zusammen. Dann standen sie davor und küssten sich, lange, weil keiner von ihnen wusste, wie es nun weitergehen sollten.
    Schließlich begann Serenity damit, Christopher das T-Shirt auszuziehen. »Ich hoffe, du erwartest jetzt nicht Wunder was«, sagte er. »Ich hab das noch nie gemacht.«
    Serenity grinste schief. »Ich auch nicht. Aber es wird schon irgendwie klappen.«
    Wie sich kurz darauf herausstellte, klappte es erst einmal nicht.
    »Es geht offenbar nicht auf Kommando«, stellte Christopher fest.
    »Sieht ganz so aus.« Serenity wirkte auf irritierende Weise enttäuscht und erleichtert zugleich. Wobei es Christopher eigentlich genauso ging. Es war herrlich genug, Haut an Haut neben ihr zu liegen, sie zu spüren, sie zu halten ...
    »Ich denke zu viel«, bekannte er. »Das war schon immer mein Problem. Zu viel denken lähmt.«
    Serenity versuchte vergebens, sich das Lachen zu verbeißen, und prustete schließlich los: »Sorry. Man soll nicht lachen, wenn man mit einem Jungen im Bett ist.«
    Christopher musterte sie verwundert. »Wieso nicht?«
    »Weil sie das missverstehen und dann gar nichts mehr geht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Haben die Mädchen in meiner Klasse behauptet. Keine Ahnung, ob es stimmt.«
    »Ich mag es, wenn du lachst.«
    »Vielleicht war das einfach zu schnell.«
    »Gut möglich«, meinte Christopher. »Eigentlich bin ich nämlich gerade so glücklich, dass es glücklicher gar nicht geht.«
    Serenity richtete sich auf, küsste ihn. »So geht's mir auch.« Sie kuschelte sich wieder an ihn. »Ich glaub, ich steh überhaupt nie wieder auf.«
    »Ich

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