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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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laufen, und als sie endlich müde wurden, fand sich ein anderer, kleinerer Park und darin eine Bank.
    »Dein PentaByte-Man«, sagte Serenity leise und hätte sich am liebsten ganz in Christophers Umarmung verkrochen. »Glaubst du, er meldet sich überhaupt noch?«
    »Ich weiß es nicht«, bekannte Christopher.
    »Und wenn nicht? Was heißt das dann?«
    »Na ja. Dafür gäbe es nur zwei Erklärungen. Entweder, die Kohärenz hat ihn geschnappt – oder sie hat uns unter Beobachtung und er meldet sich deshalb nicht.«
    »Beides gleich schlecht.«
    »Genau. Wenn ihn die Kohärenz erwischt hat, dann ist die Information, die ich suchen wollte, inzwischen vernichtet. Und wenn sie uns beobachtet ... « Er hielt inne, hob den Kopf. »In ein paar Wochen wird sich das überhaupt nicht mehr vermeiden lassen. Bald werden überall so viele Lifehook-Träger unterwegs sein, die schon dabei sind, in die Kohärenz überzugehen, dass sie uns irgendwann einfach sehen wird.«
    Serenity durchfuhr ein Schreck. Stimmt, das hatte sie sich noch gar nicht überlegt! Sobald ein Lifehook-Träger Teil der Kohärenz wurde, sah die Kohärenz durch seine Augen. Wie immer man sich das vorstellen musste.
    Christopher blickte sie an, aus dunklen, traurigen Augen. »Deswegen habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, wie wir zurückkommen, verstehst du?«, sagte er leise. »Wenn der PentaByte-Man nicht auftaucht, ist es aus. Dann gibt es keinen Weg mehr, den wir gehen können. Dann übernimmt die Kohärenz die Welt. Alles, was wir dann noch tun können, ist zu versuchen, ihr so lange wie möglich auszuweichen. Was, fürchte ich, nicht sehr lange sein wird.«
    Serenity musterte ihn, studierte seine Wimpern, den Schwung seiner Brauen, die Kontur seiner Lippen. Ein heftiges, warmes Gefühl der Zuneigung zu diesem blassen, seltsamen Jungen wallte in ihr auf – und außerdem ein anderes, ebenso heftiges Gefühl, das sie bislang noch nie so empfunden hatte.
    Sie merkte, dass sie mit Christopher schlafen wollte.

61

    Wehmut erfüllte Christopher. Da hielt er das schönste Mädchen der Welt in den Armen und wusste, dass sie ihn liebte – aber er wusste eben auch, dass die Kohärenz das alles wieder kaputt machen würde.
    Er schaute sich um. Er wollte die Zeit, die sie miteinander hatten, so intensiv wie möglich erleben. Das Jetzt, das gab es, und das würde ihnen niemand nehmen können. Diese Minuten, in denen sie hier unter einem wolkenlosen Himmel saßen und von der Sonne durchwärmt wurden. Dieser Augenblick, in dem jenseits der Gitter rings um den Park ein Lieferwagen hupte. Irgendwo kleine Kinder krakeelten. Fünfzig Meter entfernt zwei Gärtner ein Blumenbeet wässerten. Eine Frau auf einem Balkon in einer Seitenstraße Wäsche aufhängte. Schritte auf dem Kies knirschten, von einem Mann mit einer Aktentasche, der im Gehen telefonierte, drängend »Oui. Oui. Exactement« sagte.
    Christopher drückte sein Gesicht in Serenitys Haar, das so dicht und fest war und wunderbar duftete und kitzelte. Eigentlich sandbraun, glänzte es im Sonnenlicht wie von Goldfäden durchzogen.
    Serenity zog ihren Kopf weg und betrachtete ihn forschend, als würde auch sie gerade diesen Augenblick festhalten wollen. Wie schön sie war! Ihre fein geschnittene Nase gefiel Christopher, und wie sich die Flut von Sommersprossen in verschwenderischer Fülle darüber ergoss.
    Er spürte ihren Körper, fühlte ihre Brüste an seinem Brustkorb. Er musste an jenen Morgen am See denken, an jenen versehentlichen, heimlichen Anblick, wie sie am Seeufer gesessen hatte, mit nacktem Oberkörper, umrahmt vom hellen Grün der Bäume, vom flirrenden Licht verzaubert, eine Märchenfee.
    Diese Märchenfee blickte ihn nun an und fragte: »Du, sag mal ... Kann ich dich was Ernsthaftes fragen?«
    »Klar«, erwiderte er. »Was denn?«
    »Wie ist das eigentlich mit Sex in der Kohärenz? Gibt's das da überhaupt noch?«
    Christopher hob überrascht die Brauen. Er fühlte sich ... nun ja, ertappt. Er musste sich räuspern, ehe er antworten konnte.
    »Komisch«, meinte er. »Fast wortwörtlich dieselbe Frage hat mir Madonna damals im Camp gestellt, nur bezogen auf Musik.«
    Serenity kuschelte sich tiefer in seinen Arm. »So hat halt jeder seine Prioritäten«, murmelte sie. »Sag schon.«
    Christopher versuchte, sich zu erinnern. Nicht alle seine Erinnerungen waren seine eigenen. Er war Teil der Kohärenz gewesen, hatte die Leben der anderen Upgrader mitgelebt, wie sie das seine mitgelebt hatten. Nur

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