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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Zumindest stand das so in dem Fax.
    Um sie herum herrschte Kommen und Gehen. Leute stiegen in Taxis oder wurden abgeholt, umarmten sich, redeten aufeinander ein, lachten. Autos warteten mit laufendem Motor, wurden mit Gepäck beladen, rangierten in Parkplätze hinein oder aus Parkplätzen heraus. Ein großes weißes Campingfahrzeug schob sich beharrlich durch das Gewusel, kam direkt vor ihnen zum Stehen. Der Fahrer hatte langes, wallendes Haar und sah aus wie aus einem dieser Kostümfilme entsprungen, die am Hofe der alten französischen Könige spielten. Die drei Musketiere. Nur dass dieser Musketier kein Kostüm trug, sondern ein weites weißes Hemd und eine dickrandige Brille.
    »ComputerKid!«, rief er aus dem heruntergekurbelten Fenster und winkte ihnen zu.
    Christopher erstarrte. »Wie bitte?«
    »Ich bin PentaByte-Man«, sagte der Mann mit dem wallenden Haar. »Steigt ein.«
    Er öffnete die Seitentür, damit sie ihr Gepäck verstauen konnten, dann quetschten sie sich auf die Beifahrerbank.
    »Giuseppe Forti, aber ihr könnt Guy zu mir sagen. Ist mir sogar lieber.« Er reichte Christopher die Hand. »Du heißt Christopher Kidd, nicht wahr? Ich hab dich nach den Fotos erkannt, die damals in den Zeitungen waren.«
    Christopher schüttelte die dargebotene Hand. »Ich dachte eigentlich, ich sehe inzwischen anders aus«, gestand er. Es hatte ihn noch nie jemand nach diesen komischen alten Kinderbildern identifiziert!
    »Ach, weißt du, ich habe ziemlich viele Bilderkennungsalgorithmen entwickelt. Da kriegt man einen anderen Blick.« Er nickte in Serenitys Richtung. »Du kannst mir übrigens auch gern deine schöne Begleiterin vorstellen.«
    Christopher merkte, wie Serenity neben ihm überrascht einatmete. Angenehm überrascht, kam es ihm vor. Interessant. Und das bei einem so plumpen Kompliment.
    »Serenity«, sagte er und bemühte sich, dabei weltgewandt zu wirken. »Serenity Jones.«
    »Serenity Jones!« Guys überaus markante Augenbrauen hoben sich. »Kann es sein, dass der gestern so spektakulär verhaftete Jeremiah Jones dein Vater ist?«
    Serenity nickte heftig. »Wissen Sie darüber Genaueres?«, fragte sie hastig. »Wir haben heute Morgen die Bilder im Fernsehen gesehen, aber kein Wort verstanden.«
    Hinter ihnen hupte jemand. Guy winkte beruhigend aus dem Fenster, ließ das Wohnmobil sanft anrollen und lenkte es in Richtung Straße.
    »Es war keine sonderlich originelle Meldung«, erklärte er. »Jones und seine Leute sind verhaftet worden, als sie gerade Bomben mit Fernzündung im zentralen Mobilfunkknoten von Connecticut installiert haben. Da das haargenau zu dem passt, was man ihm ohnehin vorwirft – dass er gern Computer in die Luft sprengt; ein Mobilfunkknoten ist ja nichts anderes –, gilt der Fall als klar.«
    »Die Vorwürfe gegen meinen Vater waren alle erfunden«, entgegnete Serenity.
    »Das mag sein«, räumte Guy ein, »aber diesmal nicht. Diesmal haben sie ihn auf frischer Tat erwischt, da wird der Staatsanwalt leichtes Spiel haben. Jedenfalls befinden sich dein Vater und seine Freunde anscheinend jetzt auf einer Odyssee durch diverse Staats- und Bundesgefängnisse.«
    Christopher musterte den PentaByte-Man von der Seite. Er hatte ihn sich immer total anders vorgestellt. Er hatte damit gerechnet, einen dicklichen Nerd mit einem Kamerahelm auf dem Kopf zu treffen, der Serenity durch unangenehmen Körpergeruch belästigen würde – nicht einen Dandy, der ihr billige Komplimente machte! Nicht jemanden, der eher aussah wie ein Filmschauspieler auf Urlaub als wie ein Hacker auf der Flucht.
    Überhaupt, man musste sich wundern, dass Guy so weit gekommen war. Er war eine beunruhigend auffallende Erscheinung. Wenn seine Verfolger ein Foto von ihm besaßen, das sie herumzeigen konnten, würden sich eine Menge Leute – eine Menge Frauen vor allem – daran erinnern, ihn gesehen zu haben.
    »Ich hoffe, euch ist in Rennes nicht langweilig geworden«, meinte Guy. Er sprach Englisch mit einem leichten italienischen Akzent. »Es ging leider nicht eher. Ich musste erst ein paar Dinge arrangieren.«
    »Schon okay«, sagte Christopher. »Wir haben uns nicht gelangweilt.« Serenity drückte seine Hand, sie wechselten rasch einen verstohlenen Blick. »Wir haben eine Menge von der Stadt gesehen und so.«
    »Die geschnitzten Fassaden zum Beispiel«, fügte Serenity hinzu.
    »Oh ja, die geschnitzten Fassaden«, bekräftigte Christopher. »Die waren toll. Obwohl – die Parks haben mir noch besser gefallen.

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