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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Sinn.
    Sie betraten den Park durch ein schmiedeeisernes, von Heckenrosen überranktes Tor. Dahinter lag eine aufwendig gestaltete Grünanlage, die wirkte wie der Garten eines verschwenderischen Königs.
    »Hübsch«, sagte Serenity. Ihre Miene hellte sich auf. Es schien ihr tatsächlich zu gefallen.
    Eine Weile wanderten sie schweigend zwischen den Blumenrabatten, Büschen und Bäumen dahin. Sie waren nicht die einzigen Besucher, aber man war trotzdem für sich.
    Das war ein geeigneter Moment, sagte sich Christopher, blieb stehen und erklärte: »Ich muss dir was sagen.«
    Serenity sah ihn überrascht an. »Ja?«
    Es war nicht so einfach, wie es in seiner Vorstellung gewesen war. Und schon da war es nicht leicht gewesen. »Vielleicht setzen wir uns einen Moment dort drüben hin?« Christopher deutete auf eine der vielen grünen Holzbänke, die vor einer langen Hecke standen. »Es ist ein bisschen ... schwierig.«
    »Okay«, sagte sie.
    Sie setzten sich, Serenity nur auf die vordere Kante der Bank, als wolle sie jederzeit aufspringen und davonrennen können.
    Christopher holte tief Luft. »Also, es geht um etwas, mit dem ich keine Erfahrung habe. Wahrscheinlich stelle ich mich total blöd an, aber es ist besser, ich sage es irgendwie als gar nicht.«
    Puh. Das war richtig heftig. Als schnüre ihm irgendwas den Atem an. Ein unsichtbarer Ring aus Stahl um seine Brust oder dergleichen. Er rief sich noch einmal ins Gedächtnis, dass er alles sagen durfte, solange er von sich selber sprach. Solange er ihr jede Freiheit ließ, wie sie reagieren wollte, war es in Ordnung.
    Sie saß reglos da, die Augen weit geöffnet. Beinahe entsetzt sah sie aus.
    Christopher schluckte noch einmal. »Die Sache ist die, dass ich mich in dich verliebt habe. Nicht gerade eben und auch nicht erst vor ein paar Tagen, sondern schon eine ganze Weile. Es ist mir nur nicht bewusst geworden, weil ... tja, also ... es war wohl einfach zu viel los.«
    Es war ein eigenartiges Gefühl, diese Worte auszusprechen. So musste es sich anfühlen, mit Anlauf über eine Klippe ins Unbekannte zu springen.
    Immerhin: Sobald man einmal drüber war und flog, ging es einfacher.
    »Wenn ich zurückdenke, weiß ich, dass du mir von Anfang an gefallen hast. Vor allem deine Sommersprossen, ehrlich gesagt«, fuhr Christopher fort mit dem seltsamen Gefühl, dass die Worte plötzlich von selber aus seinem Mund flossen. »Keine Ahnung, warum, aber aus irgendeinem Grund habe ich Sommersprossen immer gemocht, und du ... du hast die schönsten, die ich je gesehen habe.«
    Serenity hatte die Augen noch weiter aufgerissen. »Meine ... Sommersprossen?«, flüsterte sie mit krächzender Stimme.
    »Also, nicht nur, natürlich«, beeilte sich Christopher zu erklären. »Eigentlich finde ich alles an dir toll. Wie du aussiehst, wie du bist, wie du ... und ich könnte ewig mit dir reden, zum Beispiel. Wenn ich –« Er hielt inne, fasste sich an die Brust. Es war, als überschritte er eine weitere Schwelle, wenn er davon erzählte. »Wenn ich dich sehe, fühlt sich das an, als ob hier ... etwas aufgeht. Und das fühlt sich gut an. Und ich wollte ... na ja, weil wir keine Ahnung haben, wie viel Zeit uns bleibt ... also, ich wollte, dass du das weißt.« Irgendwie kamen jetzt die Gedanken in seinem Kopf durcheinander. Er brach ab. Das Atmen nicht zu vergessen, war schwierig genug.
    Aber nun, da gesagt war, was gesagt werden musste, war ihm leichter ums Herz. Es fühlte sich richtig an. Was immer jetzt geschah, er würde damit fertig werden.
    Serenity saß in sich zusammengesunken da, als wäre plötzlich alle Kraft aus ihr gewichen, und starrte ihn ungläubig an.
    »Ich dachte ... ich dachte, du bist in Madonna verliebt!«, flüsterte sie.
    Christopher schüttelte den Kopf. »Madonna? Nein. Ich war nur eine Zeit lang durcheinander, weil sie mich geküsst hat, aber ... Nein. Definitiv nicht.«
    Serenity sah ihn immer noch an, ohne sich zu rühren. Dann sagte sie leise: »Du könntest mich mal halten. Statt so schrecklich weit von mir weg zu sitzen.«
    »Oh.« Christopher rückte neben sie, legte die Arme um sie. Wie im Flugzeug. Nur besser.
    Serenity hob den Kopf, musterte ihn, als sähe sie ihn das erste Mal. Ihre Augen schimmerten feucht. »Oh, Mann ...«, hauchte sie.
    Dann küsste sie ihn.

60

    Endlich! Das war alles, was Serenity denken konnte. Endlich war es heraus. Endlich war die Wand, die zwischen ihnen gestanden hatte ... nun, eingestürzt war sie noch nicht, aber zumindest

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