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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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hatte alles getan, um die Vorbereitungen für diesen Schlag geheim zu halten ... und nun sollte die Gegenseite schon Bescheid wissen? Woher? Wie war das möglich?
    Und vor allem: Was wollte die Kohärenz dagegen unternehmen?
    »Wir müssen das nachprüfen«, sagte Jeremiah, als sie die Krankenstation wieder verließen. »Wann beginnt die nächste blinde Zeit?«
    Die Frage war an niemand Bestimmtes gerichtet und er schien auch nicht mit einer Antwort zu rechnen. Stattdessen stürmte er allen voran in Richtung Küche, wo einer der Bildschirme stand, an denen man diese Zeiten ablesen konnte.
    »Von 10:22 bis 10:49«, stellte Jeremiah fest. »Das ist kurz. Und dann erst wieder morgen früh. Hmm, das heißt, jetzt muss alles schnell gehen.« Er hob den Kopf. »Wir brauchen zum Glück nur für eine Übernachtung zu packen. Wer könnte mich begleiten? Rus vielleicht, Finn –«
    Lilian begriff, was er vorhatte. »Willst du etwa selber gehen?«
    »Natürlich«, erwiderte er. »Die Leute in den Redaktionen haben bisher immer mit mir gesprochen. Da kann ich jetzt in der Krise nicht andere vorschicken.«
    Da war er wieder, der unbeugsame Ritter für das Gute und Wahre. Der Mann, der niemals Kompromisse machte, auch nicht für seine eigene Familie. Auf einmal fiel Lilian wieder ein, warum sie es damals nicht mehr mit Jeremiah Jones ausgehalten hatte.
    »Entschuldigen Sie«, sagte in diesem Augenblick eine jugendliche Stimme hinter ihr. »Aber das ist keine gute Idee.« Es war Christopher, der sich einmischte. »Sie sollten da nicht rausgehen. Nicht jetzt.«
    Jeremiah musterte den Jungen. Wahrscheinlich, überlegte Lilian, war sie die Einzige, die merkte, wie er seine Wut über diese Einmischung unterdrücken musste.
    »Ah ja?«, erwiderte er. »Was bringt dich zu dieser Einschätzung?«
    »Der Kohärenz ist klar, dass Mr Burns sein Wissen verraten kann. Und sie wird genau mit dieser Reaktion von Ihnen rechnen.«
    Jeremiah furchte die Augenbrauen. »Mag sein, aber was hilft ihr das? Sie weiß ja nicht, wo wir sind. Wo ich bin.«
    »Sie wird die Fahndung über das FBI und die Polizei intensivieren.«
    »Ich wüsste nicht, was man da noch intensivieren könnte.«
    »Ich schon«, sagte Christopher.
    Lilian hätte beinahe aufgelacht, als sie sah, wie sprachlos Jeremiah diese Antwort machte. Sie konnte sich nur an wenige solcher Momente erinnern. Überhaupt wusste sie immer noch nicht, was sie von dem schmächtigen, dunkelhaarigen Jungen halten sollte. Er galt als bester Computerhacker der Welt. ComputerKid nannte man ihn. Aber wenn man ihn so ansah, fiel es einem schwer zu glauben, dass es diese unscheinbare Gestalt gewesen sein sollte, die im Alter von dreizehn Jahren die Welt in die schwerste Finanzkrise aller Zeiten gestürzt hatte, einfach dadurch, dass er das Bankensystem gehackt und jedem Besitzer eines Bankkontos eine Milliarde Dollar aus dem Nichts überwiesen hatte. Bis auf ein paar Fachleute wusste bis heute niemand, wie er das gemacht hatte, und diese Fachleute schwiegen wohlweislich.
    Dann fiel ihr Blick auf ihre Tochter, und das Lachen blieb ihr im Hals stecken. Wie Serenity ihn ansah – kein Zweifel, sie war dabei, sich in diesen mageren Jungen zu verlieben. Man konnte zusehen, wie es geschah. Nur – warum? Was zum Teufel fand sie an einem Computerfreak, für den die Bezeichnung »schräger Vogel« noch geschmeichelt war?
    Jeremiah hatte sich erholt. »Und was schlägst du stattdessen vor?«, fragte er Christopher grimmig.
    »Dass jemand anders geht.«
    »Was macht das für einen Unterschied? Nach den meisten Leuten, die infrage kämen, wird ebenfalls gefahndet.«
    »Ja, aber in Ihrem Fall ist es so, dass Millionen Menschen Sie kennen, von Ihren Fernsehauftritten früher, von Buchplakaten, Interviews und so weiter.«
    »Ist mir klar. Deswegen habe ich mir den Rauschebart abrasiert, den ich früher hatte, und die Haare noch dazu«, erwiderte Jeremiah und strich sich über den spärlich behaarten Schädel.
    »Man erkennt Leute genauso leicht an ihrer Art, sich zu bewegen. Die können Sie nicht ändern.«
    Jeremiah gelang ein spöttisches Lächeln. »Ich weiß deine Fürsorge zu würdigen, aber ich glaube, du machst dir zu viele Sorgen. Ich werde schon auf mich aufpassen. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich mich durchs Land bewege.«
    »Das kann man nicht vergleichen«, beharrte Christopher. Lilian hatte den Eindruck, dass der Junge gar nicht merkte, wie er Jeremiah damit auf die Palme trieb. »Wie gesagt, die

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