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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Kohärenz rechnet mit so einer Reaktion. Sie wird Telefone überwachen, Anrufe zurückverfolgen ... Und anders als früher gibt es kein Camp mehr, das alle paar Tage weiterzieht. Wenn die Kohärenz Sie jetzt erwischt, wird sie Ihnen einen Chip verpassen und dann alles über Hide-Out wissen, was Sie wissen. Und dann?«
    Einen Moment lang zögerte Jeremiah. Einen winzigen Moment lang, den wahrscheinlich außer Lilian niemand bemerkte. Dann schüttelte er den Kopf. »Es muss sein. Ich muss mit den Leuten reden, den Klang ihrer Stimmen hören, und sei es nur am Telefon. Ich brauche ein Gefühl dafür, was da draußen vor sich geht. Ich kann niemand anders schicken. Wir werden eben aufpassen.« Er klatschte in die Hände. »Ende der Diskussion, Zeit zu packen.«

9

    10:37. Serenity schaute dem Geländewagen nach, wie er sich entfernte, kaum noch auszumachen war zwischen Felsen und trockenen Büschen. Ein letztes Aufblitzen einer Scheibe oder eines Rückspiegels im grellen Sonnenlicht, wie ein Zuzwinkern, dann war er verschwunden.
    Das also würde das Letzte sein, was sie von ihrem Vater gesehen hatte, falls ihm tatsächlich etwas zustoßen sollte. Es war wie ein brennender Schmerz, das zu denken, aber gleichzeitig kam es Serenity vor, als könne sie das Schicksal damit beschwören. Als würde Dad heil zurückkehren, wenn sie nur diesen Schmerz bis dahin in sich festhielt und erduldete.
    »Es ist ein unnötiges Risiko«, sagte Christopher leise neben ihr. »Ich glaube nicht, dass sie irgendwas rausfinden.«
    »Warum nicht?«, fragte Serenity.
    Jetzt drehte das Bürstenauto um, das Dad und die anderen begleitet hatte. Mit gesenkten Drahtbürsten kam es zurück, schleppte eine dichte hellbraune Staubwolke hinter sich her, die alle Spuren zudecken würde.
    »Wenn die Kohärenz schon Gegenmaßnahmen eingeleitet hat, werden das Maßnahmen sein, gegen die wir nicht das Geringste machen können«, sagte Christopher.
    Sie musterte ihn von der Seite. Da war sie wieder, diese Verzweiflung, diese Hoffnungslosigkeit. Und dennoch hatte er nicht aufgegeben, denn wenn das so wäre, dann wäre er nicht mehr hier. Aber wie brachte er es nur fertig, diesen Kampf zu kämpfen, den er längst für verloren hielt? Irgendwie kam es ihr gerade vor, als sei das der eigentliche, der wahre Heldenmut: für eine Sache zu kämpfen, nicht weil man sich Chancen ausrechnete, sondern weil es die richtige Sache war.
    Ein leiser, elektronischer Gong aus einem Lautsprecher. Die letzte Minute blinder Zeit. Der Bürstenwagen kam hereingebrettert, wirbelte so viel Staub auf, dass sich Serenity unwillkürlich das T-Shirt vor die Nase zog.
    »Serenity!« Das war Mom. Sie kam zu ihnen herüber, während das Metalltor begann, sich brummend zu schließen. »Denkst du daran, dass du Küchendienst hast? Irene braucht Hilfe beim Brotbacken.«
    Küchendienst. Ja, klar. Wie hätte Serenity das vergessen können? »Ich geh schon«, sagte sie missmutig.
    Mom wandte sich an Christopher: »Und du sollst Matthew Ingelman helfen. Es geht um Satellitendaten. Er hat gemeint, du wüsstest Bescheid.«
    Christopher nickte nur. »Okay.«
    Seltsam. Als sie sich auf den Weg machten, wurde Serenity das Gefühl nicht los, dass es ihrer Mutter vor allem darum gegangen war, Christopher und sie voneinander zu trennen.

    Christopher fand Matthew in dem Raum neben der großen Werkstatt, in dem zwei Computer und der Server standen, der die technischen Systeme von Hide-Out steuerte. »Gut, dass du kommst«, sagte Matthew. »Wir müssen uns beeilen.«
    Dad saß schon an einem der Computer, hatte eine Datei voller Zahlen vor sich am Schirm. »Fünf neue Satelliten. Mindestens.«
    Hide-Out hatte ein großes Problem: Wie konnte man verhindern, dass das Versteck von Satelliten aus entdeckt wurde? Die Umgebung des Unterschlupfs war quasi Wüste. Fahrzeuge, die sich dem Eingang näherten, wären auf den Aufnahmen von Erdbeobachtungssatelliten früher oder später unweigerlich entdeckt worden. Und wenn nicht die Fahrzeuge selbst, dann die Reifenspuren, die sie im Sand hinterließen.
    Die Hide-Out-Leute hatten auch dafür eine Lösung gefunden. Auf geheimen Wegen hatten sie sich die Bahndaten sämtlicher militärischer Satelliten besorgt, anschließend hatte einer von ihnen ein Programm geschrieben, das auf die Minute genau ausrechnete, wann das Gelände rings um die ehemalige Silbermine vom Himmel aus sichtbar war. Die Perioden, in denen kein Satellit über dem Horizont stand, nannte man »blinde

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