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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Und da hatte Christopher entdeckt, dass sie auf jeden Kreuzungspunkt des Gitters ein Gehirn malte!
    Davon war er aufgewacht. Und sein Herz raste immer noch.
    Er stieß die Luft aus, die er unwillkürlich angehalten hatte.
    Hatte er seinen Vater geweckt? Oder hatte der schon wach gelegen? Auf jeden Fall hörte er, wie Dad sich aufrichtete, dann ging die Leselampe über seinem Bett an. »Christopher? Bist du wach?«
    »Ja.«
    »Mir geht das nicht aus den Kopf«, sagte sein Dad. »Es ist doch gut gelaufen, wie ihr den Mann aus der Kohärenz geholt habt, oder?«
    »Hat jedenfalls geklappt.« Die Frage war, ob es ein zweites Mal funktionieren würde. In den Sekunden, die es gedauert hatte, das Abschirmnetz vollends zu schließen, war Burns ja noch Teil der Kohärenz gewesen. Damit hatte die mitgekriegt, was passiert war. Sie war bestimmt schon dabei, sich Gegenmaßnahmen auszudenken.
    »Meinst du nicht, man könnte deine Mutter auf die gleiche Weise rausholen?«
    Christopher schloss für einen Moment die Augen. Diese Frage hatte ja kommen müssen. Wobei es ihn irgendwo auch beruhigte, dass Dad sie stellte. Seit sie ihn von dem Chip befreit hatten, hatte man den Eindruck kriegen können, dass er sich kaum an seine Frau erinnerte.
    Doch das tat er offensichtlich noch. Ja, es lag so viel Schmerz, so viel Sehnsucht in seiner Stimme, dass es Christopher schwerfiel zu antworten.
    Zumal er selber schon Dutzende derartiger Pläne entwickelt und wieder verworfen hatte.
    »Dad«, sagte er. »Wie soll das gehen?«
    »Na, genauso. Netz drüber, abtransportieren, raus mit dem verdammten Chip.«
    »Aber Mom ist in London.«
    »Ja. Bei der Silverstone Bank.«
    »Also. Und London liegt zehntausend Kilometer weit weg.« Es war ein gutes Zeichen, dass ihm solche Details wieder einfielen. Bisher hatte er nur gewusst, dass sie bei einer Bank in der Londoner City arbeitete. »Wir können dort nicht mal hin. Die hätten uns, ehe wir im Flugzeug säßen.«
    Sein Dad schwieg. Irgendwie war das schlimmer, als wenn er Gegenargumente gebracht hätte. »Ich vermisse sie, weißt du«, sagte er schließlich irgendwann.
    Christopher spürte einen Kloß im Hals. Ich auch, dachte er. Ich auch.
    »Vielleicht können wir sie irgendwie herlocken?«, schlug sein Vater vor. »In die Staaten zumindest?«
    »Glaube ich kaum. Die Kohärenz wird nicht vergessen haben, dass sie dich auf diese Weise verloren hat. Sie lässt Mom garantiert nicht in unsere Nähe.«
    »Wir müssten es eben so aussehen lassen, als sei es ganz anders als damals im Silicon Valley.«
    »Dad – wenn wir ›Sie-weiß-dass-ich-weiß-dass-sie-weiß‹ mit der Kohärenz spielen, verlieren wir. Keine Chance. Auf dem Gebiet ist sie nicht zu schlagen.«
    Dad starrte einen Moment lang ins Leere. »Ja. Stimmt. Ich erinnere mich. Das war immer ein endloses Einerseits, Andererseits, Hin-und-Her ... Ich frage mich jetzt oft, wie da überhaupt je ein Entschluss zustande gekommen ist.«
    Christopher schauderte. Es war nach wie vor gespenstisch, daran zu denken, dass sein Vater bis vor Kurzem selber Teil der Kohärenz gewesen war – und zwar ein richtiger Teil davon. Anders als Christopher, der während seiner Zeit in der Kohärenz insgeheim seine geistige Eigenständigkeit hatte bewahren können, hatte Dads Gehirn im Gleichtakt mit allen anderen gearbeitet.
    Dann fiel ihm sein Traum wieder ein. Das Bild seiner Großmutter. Träume sind Schäume, sagte man. Garbage-Collection des Gehirns. Nächtliche Maintenance-Routinen.
    Aber irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass ihm dieser Traum irgendetwas sagen wollte.
    Er kam nur um alles in der Welt nicht darauf, was.

7

    Den Samstag hatte Serenity vergessen können. Christopher war in einer Besprechung nach der anderen gewesen, über die Aktion in Nevada, was daraus zu lernen war, was man beim nächsten Mal besser machen konnte – endlos. Und wenn er sich nicht gerade mit Jeremiah und den anderen zusammengehockt hatte, war Serenity in der Küche eingeteilt gewesen. Keine Chance, auch nur drei Worte mit ihm zu wechseln.
    Diese ewigen Dienste – das war noch so etwas, das begann, ihr auf den Geist zu gehen. Verglichen mit den Waldcamps war das Leben in Hide-Out richtig anstrengend. Dauernd gab es was zu tun, jeder musste ran, immer war es eilig.
    In den Wäldern hatte sie auch arbeiten müssen. Aber dort waren frische Luft, Sonnenschein und Bäume um sie herum gewesen. Hier umgab sie Felsgestein und Neonlicht: Irgendwie machte das alles

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