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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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noch einfacher.« Er erntete Gelächter.
    Schließlich blieb er vor einem Bildschirm stehen, auf dem die Startseite von FriendWeb zu sehen war. »Und schließlich das Internet und FriendWeb. Eine einzige Nachricht, die all Ihre Freunde auf einmal erreicht – überall, jederzeit. Geht es noch schneller? Geht es noch einfacher? Geht es noch umfassender?«
    Er machte ein paar Schritte hin zur Mitte der Bühne, die Kamera fuhr zurück, sodass man sah, wie ein großes Fragezeichen hinter ihm erschien.
    »Die Antwort«, sagte er, und noch während er sprach, verwandelte sich das Frage- in ein Ausrufezeichen, »lautet: Ja. Ja, es geht noch schneller, noch einfacher, noch umfassender. Und heute Abend will ich Ihnen zeigen, wie.«
    Er ging weiter. Auf der gegenüberliegenden Seite der Bühne stand ein Regal voller kleiner bunter Schachteln. »Vor einiger Zeit«, erzählte John Salzman im Plauderton, »hat Samantha mich in den Drugstore geschickt, wie üblich mit einer ausführlichen Liste.« Kichern im Publikum. »Ja, Sie lachen. Aber Samantha weiß, dass Männer von so was nichts verstehen.«
    Vor dem Regal angekommen zog er zur allgemeinen Belustigung tatsächlich eine Liste aus der Tasche und beugte sich vor, um die Reihen der Packungen zu studieren. Er ließ sich Zeit dabei. Das Publikum giggelte und kicherte.
    »Hmm!«, machte er. »Wo ist denn ...?«
    Das Kichern im Saal griff um sich.
    Schließlich richtete er sich seufzend wieder auf, zog sein Mobiltelefon aus der Tasche und wählte eine Nummer.
    Irgendwo in den Sitzreihen klingelte es. Die Kamera schwenkte von Salzman weg, jagte über die Köpfe der Zuschauer hinweg und erfasste, dem Klingeln folgend, schließlich eine blonde, hochgewachsene Frau, die in diesem Moment gerade aufstand. Sie holte ihr Telefon aus der Tasche und nahm den Anruf entgegen. »Ja, Schatz?«
    Frenetischer Beifall, der gar nicht mehr enden wollte. Man sah die Frau mit strahlendem Lächeln in die Runde blicken. Samantha Robinson, die Freundin von John Salzman, war kaum weniger populär als er.
    »Hi, ich bin's«, sagte Salzman in sein Telefon, und die Lautsprecheranlage übertrug seine Worte in den Saal. »Ich stehe gerade im Drugstore. Dr. Leroy's Natural Hand Cream ist aus – soll ich stattdessen was anderes bringen?«
    Das schmale, markante Gesicht seiner Freundin wurde hinter ihn auf die Rückwand projiziert. Es sah aus, als blicke sie riesengroß auf ihn hinab.
    »Gibt es eine Creme mit Aloe vera?«, fragte sie.
    Salzman musterte das Regal, nahm eine Schachtel in die Hand. »Ich hab hier eine Honey-Doll-Handcreme mit –«
    Samantha schüttelte entschieden den Kopf. »Nein. Bloß nicht.«
    Er stellte die Packung zurück, griff nach einer anderen. »ActiDerm-Y15-Schaumcreme ...?«, las er vor.
    »Das ist was ganz anderes«, beschied sie ihn. »Gibt es nichts von Eu-Care?«
    »Hmm ja, hier.« Er nahm eine schlanke Flasche heraus. »Eu-Care Lotion mit Aloe vera. Aber das sieht nicht aus wie eine Handcreme.«
    Samantha lächelte milde. »Doch, doch. Bring das.«
    »Okay«, sagte er. »Bis später, Honey.«
    »Bis später.«
    Sie beendeten das gespielte Telefonat. John Salzman streckte den Arm in ihre Richtung wie ein Showmaster, der einen Stargast angekündigt hat. Es wurde frenetisch geklatscht, während Samantha über eine Seitentreppe auf die Bühne kam. Sie blieb allerdings an deren Ende stehen. Die Show war noch nicht vorüber.
    »Das war schnell«, rief Salzman, »wenn man es damit vergleicht, wie es bei unseren Eltern abgelaufen wäre. Aber es waren trotzdem« – er sah auf die Uhr – »über drei Minuten. Und ich habe mich gefragt: Muss das sein? Geht das nicht schneller und einfacher?« Er schritt langsam auf den vorderen Rand der Bühne zu. »Ich habe mit den besten Fachleuten dieses Planeten diskutiert. Ich wollte wissen: Geht da noch was? Können wir Kommunikation nicht noch einfacher machen? Noch schneller? Noch umfassender?« Er machte eine Kunstpause. »Lassen Sie mich Ihnen etwas zeigen.«
    Er holte ein Päckchen Spielkarten aus seiner Jeanstasche und deutete auf die vorderen Sitzreihen. »Dafür brauche ich einen Freiwilligen aus dem Publikum. Keine Angst, es werden keine Jungfrauen zersägt, niemand kommt zu Schaden ... Sie vielleicht? Der Herr im grauen Sakko?« Er lächelte gewinnend, wies zur Seite. »Ja, über die Treppe dort, bitte. Dan, gib dem Herrn ein Mikrofon, okay?«
    Nach kurzem Hin und Her stand der Mann neben Salzman und blinzelte nervös in die Kamera.

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