Kohärenz 03 - Time*Out
Kohärenz geahnt. Sie hatte keine größere Sorge gehabt als ihre Abschlussprüfung, sich über nichts Schlimmeres den Kopf zerbrochen als darüber, wie sie Brad Wheeler auf die Tatsache ihrer Existenz aufmerksam machen konnte. Was aussichtslos gewesen war, denn dummerweise war Brad Wheeler der Schwarm sämtlicher Mädchen an der Santa Cruz Highschool und gewohnt, dass weibliche Wesen in ihn verknallt waren.
Brad Wheeler! Unter ihren Tränen musste Serenity unwillkürlich auflachen. Das kam ihr jetzt vor, als sei es hundert Jahre her und einer ganz anderen Serenity passiert, einem unreifen, ahnungslosen Teenager, der mit ihr nichts mehr zu tun hatte.
Brad Wheeler ... Jede Wette, dass der noch nicht mal gemerkt hatte, dass sie nicht mehr da war.
19
Eine schräge Musikauswahl hatten sie hier in diesem Schuppen. Gerade war »Tell Me The Truth« gelaufen, der erste große Hit von Cloud und immer noch eine starke Nummer – Brad Wheeler stand auf die Sängerin aus Seattle –, aber jetzt brachten sie so einen alten Schmachtfetzen von den Beatles, du meine Güte!
Aber man kam schließlich nicht wegen der Musik in Jefferson 's Diner. Sondern wegen der Drinks. Vor allem, weil sie es hier nicht so genau nahmen mit der Alterskontrolle.
Brad rührte seinen Whiskey Sour um und aus irgendeinem Grund fiel ihm ein zu fragen: »Sag mal, in deiner Klasse war doch so eine mit Sommersprossen und Löwenmähne ...?«
Tamara kniff die Augen zusammen. »Serenity Jones?«
»Kann sein«, meinte Brad.
»Wieso? Was ist mit der?«
»Das frag ich dich doch gerade. Ich hab das Gefühl, die hab ich ewig nicht mehr gesehen.«
Tamara fuhr mit den Händen durch ihre langen blonden, weich gewellten Haare. Das machte sie ziemlich oft.
»Die ist krank«, erklärte sie. »Sagt man zumindest. Man sagt allerdings auch, sie sei abgehauen, und ihre Mutter auch.« Ein paar scharfe Falten bildeten sich um ihren Mund herum. »Wieso fängst du überhaupt jetzt von der an? Hey – ich bin hier!«
Ja, dachte Brad insgeheim, das ist ja das Problem. Es war eine blöde Idee gewesen, sich mit Tamara zu verabreden. Sie sah sensationell aus, das schon – aber sie hatte schlicht nichts in der Birne. Nicht, dass Brad in dieser Beziehung sonderlich anspruchsvoll gewesen wäre, aber Tamara war ihm dann doch ein zu krasser Fall. Sie schien überhaupt keine anderen Themen als Klatsch und Klamotten zu kennen. Aber darüber redete sie ohne Punkt und Komma.
»Fiel mir nur gerade ein«, sagte Brad und beschloss, sich das nicht länger anzutun. Er angelte nach seinem Autoschlüssel und sagte: »Lass uns gehen. Ich fahr dich nach Hause.«
»Was?«, begehrte sie auf. »Es ist nicht mal zehn Uhr!«
»Ich weiß. Aber ich muss noch lernen.«
Tamara bedachte ihn mit einem ausgesprochenen Schlafzimmerblick und leckte sich träge die Lippen. »Oh! Lernen. Nennt man das heute so?«
Brad unterdrückte ein Stöhnen. Da hatte er sich etwas eingebrockt. »Komm«, sagte er nur und stand auf.
Auf dem Weg zum Wagen checkte er sein Telefon. Pete hatte sich gemeldet. Meine Gebete sind erhört worden. Hast du die Keynote von Salzman gesehen?
Brad runzelte die Stirn. Er hatte keine Ahnung, wovon Pete redete.
Allerdings kam das nicht so selten vor, als dass es ein Grund gewesen wäre, sich Sorgen zu machen. Er steckte das Telefon wieder ein.
Tamara nach Hause zu bringen, war alles andere als schnell erledigt. Kaum hielt er vor dem Haus ihrer Eltern, fiel sie über ihn her. Nicht so tragisch; auf die Weise hatte er wenigstens noch Gelegenheit zu prüfen, ob in ihrer Auslage auch alles echt war. Aber dann reichte es ihm auch schon, und als sie endlich begriff, was Sache war, war es schlagartig vorbei. Sie stieg aus, knallte die Tür hinter sich zu und rauschte davon, ohne sich noch einmal umzusehen.
Erleichtert, sie los zu sein, ließ Brad den Wagen wieder an. Zu Hause schaltete er den Computer ein und suchte im Internet nach der Keynote, die er heute Abend verpasst hatte.
Das war kein Problem; das Video stand schon in voller Länge an Dutzenden von Stellen im Internet. Er schaute es sich an.
Und begriff, was Pete gemeint hatte.
20
»Jetzt sind sie vollkommen übergeschnappt«, murmelte Richard »Dick« Poldo, als die Präsentation des Lifehook zu Ende war. Er stellte seinen Fernseher leise, holte seinen Laptop, klappte ihn auf und begann, hektisch zu tippen. Die ersten Gedanken einfangen: So nannte er die Phase, wenn er einfach Ideen, Satzfragmente und Stichworte
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