Kohärenz 03 - Time*Out
Salzman fragte ihn nach seinem Namen und seinem Beruf und er erwiderte, er hieße Gary Wilson und arbeite bei einer Versicherung. »Aber von Computern verstehe ich ehrlich gesagt nicht viel«, fügte er rasch hinzu.
Salzman schmunzelte. »Das müssen Sie auch nicht. Wenn wir sagen, Internet war gestern, dann gilt das für Computer logischerweise genauso.«
»Gut«, stieß der Mann erleichtert hervor und nestelte nervös an seinem Headset. Es krachte in den Lautsprechern. Es wirkte alles sehr spontan.
»Das sollten Sie nicht tun, Gary«, sagte Salzman rasch. »Kommen Sie, ich habe für Ihre Hände eine andere Aufgabe. Hier, nehmen Sie dieses Kartenspiel, mischen Sie es, und halten Sie es mir so hin, dass ich eine Karte ziehen kann.«
Gary Wilson tat wie geheißen. Er kaute dabei auf seiner Lippe. Im Saal lachten einige. Schließlich hielt er John Salzman einen Fächer Karten hin. Der zog eine und warf einen Blick darauf.
»Pikvier«, rief Samantha fast im selben Moment vom anderen Ende der Bühne her. Sie stand mit dem Rücken zu ihrem Freund.
Salzman drehte die Karte zur Kamera um; das Bild wurde riesig auf die Leinwand projiziert. Es war tatsächlich die Pikvier. Beifall.
»Noch eine«, sagte Salzman, zog die nächste Karte und betrachtete sie hinter vorgehaltener Hand.
»Herzdame!«, rief Samantha und drehte sich um. »Besser wird's nicht mehr.«
Er hielt lachend die Karte in die Kamera: Herzdame.
»Das war kein Zaubertrick, meine Damen und Herren«, erklärte er, während er die Karte achtlos in seine Hosentasche schob, »sondern die fortgeschrittenste Kommunikationstechnologie der Welt. Nicht Magie war im Spiel – auch nicht Telepathie –, sondern das hier.« Damit zog er ein kleines Plastiketui aus der Tasche und hielt es vor die Kamera. Es schien leer zu sein bis auf einen winzigen schwarzen Punkt. »Dieser Chip, den Sie fast nicht erkennen können, hat das bewirkt.«
Nun tauchte der Chip, riesenhaft vergrößert, an der Projektionswand hinter ihm auf.
»Dies, meine Damen und Herren, ist Kommunikation pur. Dieser Chip definiert völlig neu, was Kommunikation eigentlich ist. Wir nennen ihn den Lifehook und wir kommen damit wirklicher Magie so nahe, wie es technisch möglich ist.«
Der Chip verblasste, an seiner Stelle erschien eine stilisierte Zeichnung, die einen Querschnitt durch einen menschlichen Kopf darstellte.
»Alles, was nötig war, um Samantha wissen zu lassen, welche Karte ich vor mir hatte, war, ihr meinen Gedanken zu schicken.«
Das Bild einer Karte – das Kreuzass – blitzte im Inneren des Kopfes auf und flog zu einem zweiten Kopf im Hintergrund des Bildes, um dort ebenfalls aufzublitzen.
»Und natürlich kann das jeder Gedanke sein.«
Dasselbe Spiel, nur dass diesmal keine Spielkarte aufblitzte und davonflog, sondern – ein großes, dickes Herz.
Samantha warf ihm eine Kusshand zu. Das Publikum applaudierte.
»Das klingt einfach«, sagte John Salzman, »aber in Wirklichkeit ist es noch viel einfacher. Der Lifehook erweitert Ihre Möglichkeiten in einem Maße, dass Sie das Gefühl haben werden, vorher taub und stumm gewesen zu sein. Mir jedenfalls geht es so, seit ich ihn trage. Es ist, als habe er Tore und Fenster für mich aufgestoßen. Es ist Magie – ach was! Es ist mehr als das. Keine Magie war jemals so wirkungsvoll.«
Der Kopf hinter ihm wurde größer. Man sah einen kleinen goldenen Punkt, der gemächlich durch das Nasenloch in die Nasenhöhle hineinschwebte.
»Die Anwendung dieser Magie ist denkbar einfach. Natürlich muss der Lifehook in Kontakt mit dem Nervensystem stehen. Der ideale Platz dafür ist eine ganz bestimmte Stelle an der Oberseite der Nasenhöhle. Die Installation ist schmerzfrei, unblutig und kann jederzeit rückgängig gemacht werden.«
Man sah den goldenen Punkt landen. Die betreffende Stelle wurde herangezoomt, sodass man verfolgen konnte, wie kleine goldene Schlangenlinien von dem Punkt aus nach oben ins Gehirn wanderten. Es sah geradezu niedlich aus.
»Der Lifehook verbindet sich durch sogenannte Pseudoganglien mit dem Nervensystem. Hierüber kann er Gedanken aufnehmen und in digitale Impulse umwandeln, die er über das Mobilfunknetz zielgerichtet an den Lifehook der Person sendet, der Sie Ihre Nachricht schicken wollen. Oder an alle Ihre Freunde, wenn Sie das möchten, soweit diese einen Lifehook tragen. Das Ganze geht in Bruchteilen von Sekunden vor sich, vollkommen reibungslos und ohne jede Mühe.«
Salzman wandte sich zu der
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