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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Projektionswand um, auf der nun groß der Schriftzug Lifehook erschien.
    »Und das ist genau das, was ich Ihnen versprochen habe. Kommunikation wird damit noch einfacher, noch schneller, noch umfassender. Das ist es, was wir meinen, wenn wir sagen: Das Internet war gestern«, schloss Salzman. »Die Zukunft gehört dem Lifehook.« Der aufbrandende Beifall war ungeheuer.

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18

    »Stopp!« Es war Jeremiah Jones, der das rief. Christopher hielt die Wiedergabe an. Der Festplattenrekorder zeichnete die Sendung ohnehin auf; sie würden sie sich zweifellos noch viele Male anschauen.
    Der Mann, der der größten Bedrohung der Menschheit den Kampf angesagt hatte, war so blass, wie Christopher ihn noch nie gesehen hatte. »Das sind also die Gegenmaßnahmen, von denen Albert Burns gesprochen hat«, stieß er hervor. »Die Kohärenz gibt sich gar keine Mühe mehr, die Existenz dieser Chips zu verheimlichen – stattdessen verkauft sie sie!«
    »Da muss man erst mal draufkommen«, knurrte Brian.
    »Das wird nicht funktionieren«, meinte Lilian Jones, Serenitys Mutter. »Wer lässt sich denn freiwillig so ein Ding einpflanzen?«
    Sie betrachteten das stillstehende Bild. John Salzman, in der Bewegung erstarrt, hinter ihm die große Leinwand, auf der der Preis des Lifehook leuchtete: 49 Dollar. Und in den ersten vier Wochen, zur Einführung, nur 19 Dollar.
    Neunzehn Dollar.
    »Wer sich so etwas einpflanzen lässt? Vielleicht mehr Leute, als man denkt«, sagte Melanie Williams ahnungsvoll.
    Christopher sah sie verblüfft an. Es war das erste Mal, dass die bisherige Freundin von Jeremiah Jones auf etwas antwortete, das dessen Exfrau gesagt hatte.
    »Aber was soll das alles?«, fragte jemand. »Was bezweckt die Kohärenz damit?«
    »Ist doch klar«, sagte Christopher. »Das ist die große Offensive.«
    Er sah in die Runde, in geweitete Augen, in Gesichter, die zu verlangen schienen, dass einer das Offensichtliche aussprach. Und da er gerade dabei war, warum nicht er?
    »Es hat begonnen«, fügte er also hinzu. »Und es wird erst vorbei sein, wenn die Kohärenz die gesamte Menschheit in sich aufgenommen hat.«

    Nachher traf sie Christopher draußen im Gang, in jenem Abschnitt, der mit prächtigen Wandmalereien verziert war, die die Sehenswürdigkeiten der Erde darstellten. Auf dem Bild stand der Eiffelturm neben der Golden Gate Bridge, das Kolosseum neben den Niagarafällen und so weiter.
    Nach dem Ende der Fernsehübertragung hatte sich Dad zusammen mit John Two Eagles, Dr. Connery, Russel, Brian und ein paar der Hide-Out-Leuten zu einer Besprechung zurückgezogen und seltsamerweise Christopher nicht dabeihaben wollen. Es sei im Moment nicht nötig, hatte er nur gemeint. Und so hockte Christopher nun einfach vor dem Bild des Tadsch Mahal auf dem Boden.
    Vor dem Tadsch Mahal. Von dem es hieß, es sei das Denkmal einer großen Liebe gewesen.
    Serenity setzte sich neben ihn. »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte sie.
    Christopher hob nur die Schultern. Er schien keine Lust zu haben, sich zu wiederholen.
    Serenity seufzte. »Okay. Und wie lange, meinst du, haben wir noch?«
    »Keine Ahnung. Es kann jetzt ganz schnell gehen.«
    Serenity spürte, wie etwas in ihrem Bauch anfing zu zittern. »Ich will das nicht«, flüsterte sie. In diesem Moment hätte sie alles darum gegeben, wenn er sie einfach in den Arm genommen hätte und wenn er hundertmal Madonna und nicht sie liebte, egal. Aber natürlich dachte er nicht mal daran.
    »Ich will es auch nicht«, sagte er leise. »Aber ich weiß gerade nicht, was man noch tun könnte. Ich muss erst gründlich darüber nachdenken.«
    Nachdenken. Serenity hatte erlebt, wie das war, wenn Christopher gründlich über etwas nachdachte: erschütternd. Als verschwände er aus der Welt. Genau das, was sie jetzt nicht haben wollte. Sie wollte nicht, dass er verschwand, nur noch körperlich anwesend war, während sein Geist sich in Regionen bewegte, die sie nie verstehen würde.
    Sie wollte ... ach, sie wollte einfach nicht allein sein. Aber sie sah seinen Blick bereits glasig werden, spürte schon, wie er ihre Anwesenheit vergaß ...
    Diesmal ertrug sie es nicht. Also ging sie, ging in ihr Zimmer, warf sich auf das Bett und umarmte ihr Kissen. Und wartete, bis die Tränen kamen und sie endlich weinen konnte um alles, was sie verloren hatte –, ihr Zuhause, ihr altes Leben, ihre Zukunft. Alles, im Grunde.
    Und wie schnell das alles gegangen war! Noch vor ein paar Wochen hatte sie nichts von der

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