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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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meine Lifehook-Karte. Moment...« Sein Blick ging kurz schräg nach oben, dann sagte er: »Alles klar. Ich hab einen Platz auf mich reserviert. Merkt doch keiner, wenn du an meiner Stelle hingehst, um dir das Gesäusel von der Tante anzuhören.« Pete stand auf Metal, je härter, je lieber. Er zückte eine Plastikkarte, die das Lifehook-Logo trug, und hielt sie Brad hin. »Viel Spaß.«
    Brad nahm die Karte, völlig verdattert über die unverhoffte Wendung seines Schicksals. Ja, das konnte funktionieren. Auf der Karte stand nur Petes Name, das Datum, an dem der Chip eingepflanzt worden war, und dessen Seriennummer. Kein Foto, kein Fingerabdruck, nichts.
    »Danke«, stieß er hervor. »Du bist ein echter Freund.«
    Pete hob spöttisch die Brauen. »Mit dem Lifehook hätte dich das nur einen Gedanken gekostet. Sag ich nur mal so.«

26

    Lakeview war eine kleine Stadt in Südkalifornien, am Highway 243 gelegen und ungefähr gleich weit von San Bernardino und Palm Springs entfernt. Wenn Immobilienmakler den Ort beschrieben, hoben sie die Naturnähe und die Freizeitmöglichkeiten hervor – womit der nahe gelegene San-Bernardino-Nationalpark gemeint war –, die familienfreundliche Atmosphäre und die hervorragende ärztliche Versorgung. Dass Lakeview, anders als der Name vermuten ließ, nicht an einem See lag und auch keine Aussicht auf einen solchen bot, blieb dagegen meist unerwähnt.
    Einer der weniger gut angesehenen Ärzte von Lakeview war Dr. Phil Garner. Man sagte ihm Probleme mit Alkohol nach, und obwohl allgemein bekannt war, dass er das Ausstellen ärztlicher Bescheinigungen großzügig handhabte, galt es als ratsam, einen anderen Arzt aufzusuchen, wenn man ernsthaft krank war. Dr. Garner sang im örtlichen Gesangverein mit, wozu er dank seiner vollen Baritonstimme weitaus befähigter war als zur Ausübung des Arztberufs, und er war einer von denen, die jedes neue technische Spielzeug sofort haben mussten: Die Mobiltelefone, die er zugunsten des jeweils noch aktuelleren Modells abgelegt hatte, füllten schon zwei große Schubladen.
    Dr. Garners Praxis lag in einem Einkaufszentrum am Stadtrand. Nachts gab es dort einen Wachdienst, doch da Lakeview ein so friedliches Städtchen war, nahm der es mit den Rundgängen nicht so genau.
    Das war günstig für die drei Männer, die kurz vor drei Uhr mit einem Auto auf den weitläufigen Parkplatz rollten. Sie fuhren, seit sie von der Hauptstraße abgebogen waren, ohne Licht, und ihr Autokennzeichen war gefälscht. Der Wagen glitt an einem Supermarkt, einem Ein-Dollar-Laden, einem Bio-Händler und einer Bankfiliale vorbei und kam vor der Praxis von Dr. Garner zum Stehen. Die Männer, die ausstiegen, trugen Handschuhe und dunkle Kleidung, und sie schlugen die Wagentüren nicht zu, sondern lehnten sie nur an. Sie unterhielten sich im Flüsterton.
    Jeder Beobachter hätte sofort gemerkt, dass diese Männer etwas im Schilde führten. Nur gab es keinen Beobachter.
    Sie machten sich an der gläsernen Eingangstür der Praxis zu schaffen. Ab und zu leuchtete eine Taschenlampe auf, man hörte Metall auf Metall kratzen. Endlich gab es ein scharfes Knacken und die Tür schwang nach innen auf. Die Männer zögerten keinen Moment hineinzugehen.
    Einem patrouillierenden Wachmann wäre der parkende Wagen aufgefallen. Unter Umständen hätte er auch die blassen Lichtkegel von Taschenlampen hinter den Scheiben der Praxis bemerkt. Doch wie gesagt, es patrouillierte niemand. Der Wachmann, der in dieser Nacht Dienst tat, übte seinen Beruf seit zwanzig Jahren aus, und in diesen zwanzig Jahren war nie irgendetwas passiert. Das hatte ihn zu der Auffassung gebracht, dass es völlig genügte, wenn er einmal in der Woche wirklich alle Runden so drehte, wie es im Plan vorgesehen war. Das letzte Mal war erst vier Tage her, der Film, der gerade im Fernsehen lief, ziemlich spannend, also war er diese Nacht eher großzügig mit dem Zeitplan.
    Zwanzig Minuten später kamen die Männer wieder heraus. Sie trugen ein Gerät aus Stangen und Haltebügeln mit sich, das sie in Wolldecken wickelten und sorgsam im Kofferraum ihres Wagens verstauten, außerdem eine prall gefüllte Stofftasche.
    Nun, da sie sich auf den Rückweg machten, gaben sie sich keine Mühe mehr, leise zu sein. Die Türen des Wagens schlugen lautstark zu, der Motor brummte los. Als das Auto zurückstieß, glitten die Lichtkegel der Scheinwerfer für einen Moment über ein Schild, das erst seit einer Woche über der Praxistür hing. Darauf

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