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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Frage ist: Warum? Was hat die Kohärenz von derartiger Kritik zu befürchten?«
    Zu Christophers Verblüffung meldete sich sein Vater zu Wort.
    »Die Kohärenz ist in solchen Dingen praktisch paranoid«, erklärte er bedächtig. »Sie will immer auf Nummer sicher gehen.«
    Jones nickte nachdenklich und schwieg einen Moment. »Es ist schade, dass mein Artikel schon in Druck ist«, sagte er dann. »Es wäre nützlich gewesen, eine Verbindung zum Lifehook zu ziehen. Nicht zu ändern. Immerhin haben wir noch bei der Mail-Aktion die Chance, diesen Aspekt einzubringen.«
    Er sah in die Runde, legte die Hände zusammen, fast wie zum Gebet. »Wir müssen herausfinden, was ein Lifehook genau ist. Wie er sich von den klassischen Chips unterscheidet, die die Kohärenz bisher verwendet hat. Mit anderen Worten, wir müssen uns so einen Lifehook besorgen und analysieren.« Er sah Christopher an. »Da kommst du natürlich ins Spiel.«
    »Was soll das für einen Sinn haben?«, warf Lilian Jones, Serenitys Mutter, ein. »Melanie hat recht: Die Menschen wollen das. Okay, vielleicht wollen sie nicht gerade die Kohärenz – aber ganz bestimmt wollen sie etwas in der Art. Das ist offensichtlich, wenn du mich fragst. Wer sind wir, dass wir uns anmaßen, uns dagegenzustellen?«
    Einen Herzschlag lang war es völlig still – und doch war Christopher, als höre er ein Geräusch. Ein Geräusch, das klang, als bekäme jeder im Raum eine Gänsehaut.
    »Ich weiß es nicht«, bekannte Jeremiah Jones schließlich leise. »Ich weiß nur, dass wir nicht aufhören können. Die Kohärenz hat uns zu Terroristen erklärt. Man jagt uns mit allen Mitteln. Die Wahrheit ans Licht zu bringen, ist die einzige Chance, die wir noch haben.«
    In Christophers Ohren klang es entsetzlich hilflos, wie er das sagte, und zugleich unerbittlich entschlossen.
    Es klang nach drohendem Unheil.

25

    Wie immer war Pete der große Trendsetter der Clique. Roxanne war die Nächste, die sich den Lifehook holte, und ab da wurden es von Tag zu Tag mehr. Diejenigen, die ihn hatten, erklärten, es sei wirklich total easy, blitzschnell Gedanken auszutauschen. Das helfe einem in der Schule sogar außerhalb von Prüfungen, einfach weil man die Aufgaben gemeinsam bearbeitete, als unsichtbare Gruppe gewissermaßen.
    »So macht mir der Unterricht zum ersten Mal Spaß«, erklärte Whitney, ein Mädchen aus der Parallelklasse, am letzten offiziellen Unterrichtstag. »Fast schade, dass jetzt schon die Abschlussprüfungen sind.«
    Es war richtig schwierig, Gegenargumente zu finden. Brad entdeckte schließlich, dass es funktionierte, wenn er sich auf den Standpunkt stellte, nicht jede Mode mitmachen zu müssen, und einfach beharrlich dabei blieb. Es klang gut zu sagen, das habe etwas mit Erwachsenwerden zu tun. Er wolle für sich selbst entscheiden, welche Angebote er nutzen wolle und welche nicht. Und als Pete ihm einmal dumm kam, fragte Brad: »Okay, und was machst du, wenn John Salzman morgen rote Nasenringe zum Trend erklärt? Springst du dann auch los?«
    Nein, verteidigte sich Pete, das würde er natürlich nicht, aber das sei ja was anderes. Doch dadurch, dass er sich verteidigte, hatte er die Diskussion schon verloren, und er fing auch nicht mehr davon an.
    Wie sich der Lifehook ansonsten verkaufte, war schwer zu sagen. Auf jeden Fall war das Ding Thema in allen Talkrunden im Fernsehen und die Werbung dafür lief auf vollen Touren. Der Lifehook blockierte sämtliche Anzeigenplätze, Plakatwände und Werbezeiten. Man hatte fast den Eindruck, dass gar keine Hamburger, Autos oder Erfrischungsgetränke mehr hergestellt wurden.
    Dann wurde eine Tournee von Cloud angekündigt, die unter dem Titel »Cloud live 'n' hooked« lief und deren Konzerte exklusiv für Lifehook-Träger stattfinden sollten – Eintritt frei! Clouds neuer Song »No longer lonely« war inzwischen das offizielle Lied der Lifehook-Kampagne.
    Der blöde Chip schien solche Marketingtricks offenbar mächtig nötig zu haben.
    Aber Mist – ein Konzert von Cloud! Und nicht in einem Stadion wie sonst, sondern in einem der coolen Klubs von San Francisco, wo man die Chance gehabt hätte, Cloud aus nächster Nähe zu erleben! Einen Moment lang fragte sich Brad sogar, ob das nicht den Gang ins Lifehook-Center wert war.
    Aber wirklich nur einen Moment lang.
    Nachdem er sich damit abgefunden hatte, Cloud nicht zu sehen, und er das Pete gegenüber durchblicken ließ, meinte der nur: »Ist doch kein Problem, Mann. Ich geb dir einfach

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