Kohl des Zorns
wahr?«
Jim lenkte den Wagen in die entsprechende Richtung. »Ah, ja«, sagte er. »Der Fluß, ich habe begriffen. Aber wo genau — und vor allen Dingen: Wie?« fügte er in einem Nachgedanken hinzu.
»Ja, wie?« Professor Slocombe faltete den Plan zusammen und spähte aus dem Heckfenster. »Ich kann ein paar Hubschrauberlandeplätze erkennen, doch sie wurden für senkrechte Starts und Landungen konstruiert. Es gibt keine Landebahnen, und dann ist da immer noch die Frage, was geschieht, wenn du den Motor abstellst.«
»Ach ja?«
»Ja. Wir werden wieder nach oben schweben, meinst du nicht?«
»Oh! Ja. Ich schätze, der Hartnell Luftwagen benötigt noch ein paar zusätzliche Wochen auf dem Reißbrett. Also, Professor, was wollen wir unternehmen? Abspringen?«
»Ich bin nicht tollkühn. Laß uns so langsam runtergehen, wie nur irgend möglich. Vielleicht finden wir einen Weg.«
Jim tat wie geheißen. Sie schwebten in Richtung des Lagers der Heimmannschaft, zwischen Türmen, Pyramiden, Pinakeln und Obelisken hindurch. Je näher sie kamen, desto phantastischer und unglaublicher wurde der Anblick. Eine Landschaft wie aus einem Science-Fiction-Roman aus dem Bastei-Lübbe-Programm. 29
»Wie langsam können wir fliegen?« erkundigte sich der Professor.
Pooley steuerte nach unten und trat in die Bremse. »Ziemlich langsam, wie es scheint. Ganz schön schlau konstruiert, finden Sie nicht?«
»Der Eckladenbesitzer gibt mir immer wieder aufs Neue Rätsel auf. Bring uns genau dort vorne herunter.«
Der Wagen sank sanft aus dem Himmel dem Boden entgegen, und obwohl er unsicher zu wanken angefangen hatte, behielt Jim staunenswerterweise die Kontrolle.
»Ich habe eine Idee«, sagte der Professor. »Kannst du dort hineinsteuern?« Er deutete auf eine Stelle, wo ein breiter Gehweg in der Eingangshalle eines der merkwürdigen Gebäude verschwand.
»Ich bin nicht Luke Skywalker!« beschwerte sich Jim. »Aber die Macht ist mit uns, wenn ich mich nicht irre.«
»O ja, Jim. Ganz ohne Zweifel.«
»Na dann.« Pooley gab ein wenig Gas und lenkte vorsichtig in Richtung der Öffnung. »Bitte machen Sie nun die Zigaretten aus und legen Sie die Sicherheitsgurte an. Wir landen in wenigen Augenblicken.«
»Jetzt ist wohl kaum der geeignete Zeitpunkt zum Scherzen. Sobald wir in der Halle sind, schaltest du den Motor ab.«
Jim hatte mit einem Mal mehr Zweifel als je zuvor.
»Aber dann schweben wir doch bestimmt wieder nach oben?«
»Und kommen unter dem Eingangsbogen zum Halten.«
Das, dachte Jim, war eine zumindest äußerst zweifelhafte Hypothese. »Also meinetwegen. In den Eingang also.«
Der Wagen landete mit einem Bums und quietschenden Reifen auf dem Gehweg und hüpfte unkontrolliert zurück in die Luft. Die Maschine geriet ins Stottern und gab ein paar würgende Geräusche von sich. Jim umklammerte das Lenkrad. »Wir werden abstürzen!«
»Halt das Steuer gerade, Jim. Jetzt!«
Pooley trat mit aller Kraft in die Bremsen, riß den Zündschlüssel heraus und sandte ein letztes Stoßgebet an seinen Schöpfer. Der Wagen schrammte funkensprühend und unter dem Kreischen von gequältem Metall an einer Seitenwand entlang, geriet ins Schleudern, kam zur Ruhe und fing beinahe im gleichen Augenblick an, langsam nach oben zu steigen. Es gab ein häßliches Krachen, als er die Decke der Eingangshalle berührte, und dann — gesegnete Stille.
»Bravo, Jim! Du hast es geschafft!«
»Habe ich?« Pooleys Gesicht tauchte über dem Lenkrad auf. Er rümpfte die Nase und sah sich um. »Ich hab’s geschafft! Ich hab’s tatsächlich geschafft!«
»Richtig. Wir haben mehr als genug Zeit verschwendet. An die Arbeit!«
»So«, sagte Inspektor Hovis. »Wir haben jetzt mehr als genug Zeit verschwendet.«
Runes Räuber standen in einem dichten Haufen vor dem großen Gasometer und hantierten mit einem gewaltigen Arsenal von Waffen, an denen sie weder ausgebildet worden waren, noch hatten sie eine Ahnung von ihrer Handhabung.
Hovis spannte den Hahn seiner alten Dienstpistole. »So, Rune«, sagte er. »Seien Sie ein guter Junge und machen Sie uns endlich auf.«
»Machen Sie endlich auf …« Langsam wiederholte Hugo Rune die Worte des berühmten Inspektors. »Machen Sie endlich auf …«
»Das Element der Überraschung ist auf unserer Seite«, wandte sich Hovis zu seiner Mannschaft aus nervösen Konstablern um. »Gentlemen, ich will auf gar keinen Fall, daß Sie hier ein Blutbad veranstalten, für das ich hinterher die Verantwortung zu
Weitere Kostenlose Bücher