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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Zweck darin liegt zu zerstören?«
    »Hier oben kann es eine Million Menschen auf einen einzigen Schlag vernichten. Doch worauf es wirklich ankommt, ist die Tatsache, daß die ganze Welt dabei zusehen wird. Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele wird von mehr Menschen an den Fernsehern beobachtet als irgendein anderes Ereignis auf der Welt, und Kaleton will schließlich etwas vorweisen.«
    »Das ist unmenschlich. Es ist alles viel zu gigantisch. Kein menschlicher Architekt hat daran mitgebaut.«
    »Nein, Jim. Es ist, als sei sämtliche Architektur zuvor nur ein Probelauf für dieses Ding gewesen. Babel, die Pyramiden, die Inkatempel, die großen Kathedralen, all das führt zwangsläufig hin zu einem …«, der Gelehrte deutete in die Runde und vollführte eine umfassende Geste, »… hin zu einem gewaltigen Tempel für die Götter.«
    In Jims Kopf drehte sich alles. »Sie reden schon wieder von Religion, Professor.«
    »Nicht Religion, Jim. Von Ideologie vielleicht, von einem größeren Bewußtsein, größerem Wissen, aber nichts, das dem Menschengeschlecht entsprungen wäre. Götzenanbetung ist die Ursache für die abartigsten Verbrechen, die Menschen je begangen haben, aber auch für seine größten Errungenschaften. Doch das hier, das ist nicht das Werk von Menschen. Das hier ist das Werk einer höheren Wesenheit.«
    »Esoterik war nie eine meiner starken Seiten«, gestand Jim, »aber wenn Sie mich fragen, dann ist das hier Teufelswerk.«
    »Es ist alles hier, Jim. Ein meisterhafter Plan, eine großartige Formel, die Kulmination von hunderttausend Jahren angesammelten Wissens und hart erworbenen Erkenntnissen.«
    »Dann sind wir erledigt. Kaleton hat die Wahrheit gesprochen. Wer mit den Göttern marschieren will, benötigt besseres Schuhwerk, als wir es haben. Lassen Sie uns verschwinden, Professor. Wir warnen das Militär oder unternehmen sonstwas und versuchen unser Glück unten auf dem Boden.«
    »Nein, Jim.« Der Professor hob die Hand. »All das hier kann sowohl zum Guten wie auch zum Bösen führen. Wir können die Spiele retten, wir können die gesamte Menschheit retten. Das hier ist das Produkt einer hohen Magie. Wissen an sich ist niemals gut oder böse. Das entscheiden die, die es anwenden.«
    »Wie immer haben Sie nichts als ein winziges Bruchstück der Realität begriffen«, ertönte eine Stimme von überall und nirgends. »Sie glauben allen Ernstes, Sie könnten eine Karte des Universums anfertigen, mit nichts in der Hand als dem armseligen Plan aus Ihrem kleinen Hinterhof.«
    Pooley drehte sich im Kreis. Der Professor starrte ins Leere.
    »Stolzer kleiner Mann«, fuhr die Stimme fort. »Bist du überwältigt von deiner eigenen Bedeutung, daß du dir einen Gott nach deinem eigenen Ebenbild geschaffen hast?«
    »Ich kann dich nicht sehen!« sagte der Professor. »Wirst du dich freiwillig zeigen, oder muß ich zu dir in die Dunkelheit rufen?« Die Luft knisterte von einer unnatürlichen statischen Elektrizität.
    »Stolzer kleiner Mann!« wiederholte die unsichtbare Stimme.
    »Fürchtest du mich so sehr, daß du es nicht wagst, dich zu zeigen?«
    »Furcht ist ein rein menschliches Konzept, Professor.«
    »Genau wie Liebe. Aber davon kannst du natürlich nichts wissen.«
    »Liebe, Furcht, Haß sind allesamt nichts als Masken und Verkleidungen. Mauern aus Täuschung, die eine größere Wahrheit verbergen sollen.«
    Pooley strengte die Augen an, um etwas zu erkennen, irgend etwas, doch das gewaltige Stadion erstreckte sich in alle Richtungen, bis es im Dunst verschwand. Der oder die Besitzer der Stimme blieben unsichtbar und verborgen.
    Jim erschauerte. In der Unterhaltung mit Kaleton lag etwas, das ihn merkwürdig an einen B-Film erinnerte. Einen B-Film von der Sorte, die nach Jims ausgeprägten Kenntnissen des Genres ganz allgemein mit Rufen wie: »Stirb, elender Erdling!« oder ähnlich unerfreulichen Worten zu enden pflegten.
    »Was suchst du hier, Professor? Bist du gekommen, um für deine kostbare Menschheit um Gnade zu winseln? Oder vielleicht sogar nur für dich allein?«
    »Ganz im Gegenteil!« erwiderte der alte Gelehrte. »Ich bin gekommen, um dich herauszufordern. Wir haben noch eine alte Rechnung zu begleichen.«
    »Eine alte Rechnung? Da bin ich aber gespannt!« Die Stimme ertönte unvermittelt direkt neben Pooley, und der Bursche machte einen erschrockenen Satz zurück. Nur mühsam behielt er seine Blase unter Kontrolle. Kaleton saß keine zwei Yards von ihm entfernt in einem der

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