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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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tragen habe. Niemand, und das meine ich ganz genau so, wie ich es sage, schießt auf irgend etwas, bevor ich nicht den Befehl dazu erteilt habe. Ist das deutlich genug? Haben Sie mich verstanden?«
    Die rußgeschwärzten Gesichter der Konstabler nickten eifrig in der Dunkelheit. Konstabler Meek zog sein Schweißband in Rambo-Manier straff und überlegte, welches Ende seiner Kalaschnikow das verderbenbringende war.
    »In Ordnung, Rune. Bringen Sie uns jetzt rein.«
    »Ja, in der Tat«, sagte der Vollkommenste aller Meister. »Ja, in der Tat. Ich bringe uns jetzt rein. Warten Sie, lassen Sie mich kurz nachdenken …«
     
    »Warte, laß mich kurz nachdenken.« Professor Slocombe studierte die Blaupause des Stadions. Zusammen mit Jim Pooley stand er im Schatten der großen Eingangshalle; über ihnen an der Decke schwankte leise der Hartnell Luftwagen.
    »Wir nehmen diesen Weg, Jim. Versuch dir den Rückweg zu merken. Kann sein, daß wir uns recht hastig zurückziehen müssen.«
    Pooley steckte den Zündschlüssel sorgfältig in seine Hosentasche. »Wohin genau gehen wir eigentlich, Professor?« erkundigte er sich.
    »In die Mitte der Anlage, Jim. Zum Zentrum von allem. Zum Kern, der im Herzen der Kampfbahn untergebracht ist. Diese Gegend hier.« Er zeigte Pooley die entsprechende Stelle auf der Blaupause.
    »Aber dort ist nichts zu sehen außer einem schwarzen Fleck!«
    »Recht hast du.« Der Professor nickte ernst. »Hier entlang, Jim. Folge mir.«
    Die beiden Männer wanderten zwischen den titanischen Gebilden hindurch. Das gesamte Design und die Geometrie waren fremdartig, unnatürlich, unbegreiflich. Jim fuhr mit der Hand über ein Geländer und zog sie hastig wieder zurück. »Es summt!« sagte er. »Das Geländer vibriert.«
    »Es weiß, daß wir hier sind.«
    Jim erschauerte. »Woraus ist das alles gemacht, Professor? Das ist kein Glas und auch kein Metall, aber was ist es?«
    »Horn, Knochen, Chitin, Jim. Es ist organisch«, sagte der alte Gelehrte. »Ich schätze, dieses Stadion wurde nicht im herkömmlichen Sinne des Wortes erbaut. Ich denke, es wurde vielmehr gezüchtet.«
    »Dann … dann … dann ist es lebendig?« Pooley hatte Mühe, den ungeheuerlichen Gedanken auszusprechen. »Sie wollen sagen, daß es lebt?«
    »Nicht genau. Es schlummert. Es ist moribund, wenn du so willst. In tiefem Dornröschenschlaf.«
    »Das gefällt mir nicht.« Jim trottete hinter dem Professor her, der mit ausgreifenden, entschlossenen Schritten voranging. »Was, wenn es plötzlich aufwacht?«
    »Das, mein lieber Jim, ist der Grund, aus dem wir hier sind. Das müssen wir unter allen Umständen verhindern. Wir müssen Kaleton daran hindern, es zu aktivieren, zum Leben zu erwecken, wie man es auch immer nennen mag.«
    »Ist das der mächtige Knall, der das gesamte Universum erschüttern soll?«
    »Ganz genau der. Ein Energieausbruch, irgendein aktivierendes chemisches Reagens, irgendeine vorprogrammierte Kodesequenz. Was auch immer, wir müssen es verhindern.«
    »Es ist so unheimlich still hier oben!« sagte Jim. »Hier müssen doch Tausende von Sportlern sein, wie kommt es, daß wir noch keinen einzigen von ihnen gesehen haben?«
    »Ich würde vermuten, daß man ein betäubendes Gas eingesetzt hat. In der Nacht durch die Klimaanlagen verteilt, um zu verhindern, daß einer der Athleten umherwandert. Wir werden die Unterkünfte auf keinen Fall betreten, um der Sache auf den Grund zu gehen. Warte einen Augenblick!«
    Jim blickte auf. Irgendwie waren sie inzwischen im eigentlichen Stadion eingetroffen. Wie üblich hatte Jim wieder einmal viel zu viel geredet und zu wenig auf seine Umgebung geachtet. Er wußte nicht, wo er war, und jetzt, wo er sich umblickte, verschlug es ihm obendrein die Sprache. Aus zwei Kehlen stieg simultan ein lautes, langgezogenes Ächzen. Sie hatten eine Traumwelt betreten. Über ihnen erstreckte sich die schützende Kuppel, doch von hier unten sah sie nicht aus wie ein Dach aus Glas, sondern eher wie eine transparente, lebendige, sanft atmende Membran. Das Stadion selbst war gigantisch. So riesig, daß es unmöglich war, seine wahre Größe mit einem Blick in die Runde zu begreifen. Die Sitzreihen erhoben sich Rang um Rang, Oval um Oval wie in einem Circus Maximus, erbaut für Titanen. Der Maßstab und die Symmetrie waren furchteinflößend und doch irgendwie faszinierend.
    »Mannomann!« entfuhr es Professor Slocombe. »O Mannomannomann!«
    »Warum?« fragte Pooley. »Warum all das hier, wenn sein einziger

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