Kohl des Zorns
und gegen die Heckscheibe klopfte. » Norman!«
»Nur noch ein Stückchen. Gleich hab’ ich ihn raus!« Diesmal war das Geräusch des Pflastersteins weit dumpfer, als er auf die Straße polterte.
»Oh, verdammter Mist!« heulte Norman und hüpfte auf einem Bein herum. »Oh, verdammter …!«
»O nein!« heulte Jim. »Wir steigen! Norman, unternimm etwas!« Der Eckladenbesitzer tanzte weiter herum und fluchte. Inzwischen hatten sich alle vier Räder des Luftwagens vom Boden gelöst. Der Hartnell Luftwagen bewegte sich seinem natürlichen Element entgegen. »Norman!«
Mit einem Mal erkannte Norman die Schwere, oder in diesem Fall besser Schwerelosigkeit der Situation. Er beendete sein Umherhüpfen und machte einen mächtigen Satz in Richtung der Heckstoßstange, als diese in Augenhöhe vorüberkam.
Er verfehlte die Stoßstange, verlor das Gleichgewicht und purzelte auf die Straße zurück, wo er liegenblieb und mit Fäusten und Füßen auf den Asphalt trommelte.
»Scheiße!« brüllte er immer und immer wieder. »Scheiße!«
Der Wagen gewann in direktem mathematischem Verhältnis an Geschwindigkeit und Höhe, was jedoch nur für den Professor allein von einigem Interesse war.
»Ich schätze, du nimmst jetzt besser hinter dem Steuer Platz, Jim«, sagte der alte Gelehrte. »Ich habe noch nie ein Automobil besessen, geschweige denn gesteuert.«
»Ich habe auch noch nie ein Auto besessen. Ich habe zwar schon einmal ein Auto gesteuert, aber noch nie eins wie dieses hier. Außerdem …«
»Außerdem, Jim?«
»Außerdem hat Norman den Zündschlüssel rausgezogen.«
»Ah«, sagte der Professor. »Das stellt uns natürlich vor gewisse einzigartige Schwierigkeiten. Wie es scheint, nimmt unsere Geschwindigkeit mit einer Rate zu, die sich entgegengesetzt proportional zu einem fallenden Objekt verhält. Was bedeutet, daß wir an Masse gewinnen. Sehr interessant, wie ich bemerken darf. Nach den Newtonschen Axiomen müßte Normanit Antigravitationseigenschaften besitzen, die jedoch offensichtlich ungültig sind. Eine Größe sollte die andere egalisieren.«
»Faszinierend«, bemerkte Jim. Auf seiner Stirn erschienen Schweißperlen.
»Ja, in der Tat faszinierend«, gestand der Professor. »Aber keineswegs gut für uns. Wenn wir weiterhin mit einer derartigen Beschleunigung steigen, dann werden wir die Unterseite des Stadions in ungefähr …« er stellte ein paar rasche Kopfrechnungen an, »… fünfundfünfzig Sekunden treffen. Ich würde den Aufprall als recht heftig einschätzen, und er wird ganz ohne Zweifel zum Ende unserer Existenz führen.«
Pooley verstand ohne weitere Erklärungen. Er rutschte nach vorn auf den Fahrersitz und fing an, am Armaturenbrett zu zerren. »Ein Stückchen Draht käme mir jetzt ganz gelegen, Professor.«
»Ah, ja. Ein ›heißer Draht‹, so nennt man das, glaube ich. Eine gute Idee, Jim.« Der Professor griff in einen Riß im Polster der Rückenlehne vor sich, und mit einer durchaus bemerkenswerten Kraftanstrengung riß er ein Stück von einer rostigen Feder heraus. »Hier, Jim, dein Draht. Das sollte reichen.«
Pooley ergriff die Feder aus der hingehaltenen Hand und machte sich damit unter dem Armaturenbrett zu schaffen. »Wieviel Zeit bleibt uns noch, Professor?«
»Dreißig Sekunden, Jim. Vielleicht auch weniger.«
Jim fuhrwerkte mit der Feder und trampelte auf dem Gaspedal herum. Und fluchte eine Menge. Norman hatte den Wagen gründlich neu verdrahtet, und Jim schaffte es nicht, die Maschine zu starten.
»Es funktioniert nicht!« rief er. »Es funktioniert nicht!«
»Eine Schande!« sagte Professor Slocombe. »Trotzdem war es einen Versuch wert.«
Der Wagen beschleunigte weiter himmelwärts und wurde immer schneller.
Tief unten am Boden beobachtete Norman, wie er 27 immer weiter hinaufstieg. Atemlos zählte er 28 die Sekunden und schloß die Augen.
Nur für den Fall, daß es für irgend jemanden außer den direkt Beteiligten von Interesse sein sollte — Normans mentale Berechnungen deckten sich bis ins Detail mit denen des Professors.
Eine kleine Truppe handverlesener Beamter schlich durch die Kew Road. Vor ihnen huschten zwei Gestalten von Schatten zu Schatten und flüsterten sich drängende Worte zu. Die eine der beiden war schlank und hager und hatte den ganzen Tag lang noch keinen Bissen Nahrung zu sich genommen. Die andere war breit und massig und hatte erst kurze Zeit zuvor nach einem ausgedehnten Zwölf-Gänge-Menü die Eßstäbchen beiseite gelegt.
»Als
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