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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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und schob eine weitere Pfundnote in Pooleys Richtung. »Ich glaube, ich habe dir aus Versehen zu wenig Geld herausgegeben.«
    »Ja, das glaube ich auch. Kann es sein, daß noch zehn Schilling fehlen?«
    »Oh, wie recht du hast!« Eine Zehn-Schilling-Note wechselte den Besitzer.
    »Danke sehr, John. Aber im Ernst, bist du tatsächlich überzeugt, daß unsere Wette aufgeht?«
    Omally nickte.
    »Das ist eine todsichere Sache, glaub mir!« Er zog seinen Kumpan näher zu sich heran. »Und Bob hat die Wette akzeptiert?«
    »Mit ein oder zwei unbedeutenden Einschränkungen, ja. Wir sind im Geschäft.«
    »Wunderbar!« rief Omally gedämpft. »Dann werden wir beide in Kürze sehr, sehr reich sein! Neville!« rief er laut. »Wie spät haben wir genau?«
    Der Teilzeitbarmann beäugte die alte Guinness-Uhr über der Theke. »Pub-Zeit oder Greenwicher Zeit?«
    »Greenwicher.«
    »Elf Uhr zweiundzwanzig.«
    »Danke, Neville.« Omally wandte sich wieder zu John um und klopfte ihm auf die Schulter. »Du mußt dir wirklich keine Sorgen machen!« sagte er. »Wir können uns jetzt beruhigt zurücklehnen und alles weitere dem Götterboten überlassen.«
    »Dem wem?«
    »Dem WEM und dem WER. Merkur, der geflügelte Wunderknabe.«
    »Ach der.«
    »Genau der«, sagte Omally. »Trink aus, die nächste Runde geht auf mich.«
    »Auf Merkur.« Jim hob sein Glas.

Kapitel 9
     
    Der Herausgeber des Brentforder Merkur spähte vom eselsohrigen Notizbuch seines Reporters zu dem eselsohrigen Reporter auf, der atemlos hechelnd vor seinem Schreibtisch stand, Seamus Molloy seines Namens. ›Knüller‹ für seine Freunde.
    »Und das entspricht tatsächlich der Wahrheit?« erkundigte der Herausgeber sich.
    Knüller Molloy nickte heftig. »Ich habe die Ratsmitglieder interviewt, die dem Treffen beigewohnt haben. Das heißt, diejenigen von ihnen, die noch stehen konnten. Es gab nämlich ein ziemliches Getümmel mit anschließender Schlägerei. Die Polizei mußte anrücken. Ich bin den ganzen Weg zurück gerannt.«
    Der Herausgeber des Götterboten kratzte sich mit dem falschen Ende seines Textmarkers am Kopf. Knüller Molloy beobachtete in schweigender Faszination, wie auf der glänzenden Stirn seines Arbeitgebers ein königsblaues Streifenmuster entstand.
    »Und Sie nehmen mich nicht auf den Arm, Molloy?« Der zuvor erwähnte königsblaue Arbeitgeber spähte auf seinen Terminkalender. Selbst, wenn man die ein oder zwei Tage berücksichtigte, die umzublättern er versäumt hatte — bis zum ersten April dauerte es noch einige Zeit.
    »Ich schwöre!« Knüller Molloy legte die Hand aufs Herz. »Habe ich Sie je angeschwindelt?«
    »Nicht direkt, aber wie stehe ich da, wenn sich diese Geschichte als ein weiteres dieser typischen Brentforder Gerüchte herausstellt?«
    Knüller Molloy ließ den Kopf hängen. »Die Geschichte ist so wahr, wie ich hier stehe, Sir«, beteuerte er. »Ich bin schon seit mehreren Wochen an dieser Sache dran«, log er weiter.
    »Dann … dann … dann … Das ist ja wunderbar!« Die Stimme des Herausgebers wechselte zur nächst höheren Oktave. »Einfach wunderbar!« Er schob seinen Stuhl zur Seite und ergriff Molloys schwitzige Hand, um sie in der eigenen zu quetschen. »Wissen Sie überhaupt, was das bedeutet, Molloy?« fragte er.
    Knüllers Kopf wippte heftig auf und ab. Selbstverständlich wußte er das. »Es hat mich einen Arm und ein Bein gekostet«, sagte er vorsichtig.
    »Wir haben sie!« Der Herausgeber schüttelte eine geballte Faust in Richtung eines feuchten Flecks an der Decke seines Herausgeberbüros. »Ich habe sie! Die Story! Die Exklusivstory!« Er drehte sich zu dem dicken schwitzenden Burschen um, der bescheiden lächelnd dastand. »Die Exklusivstory! Und sie gehört mir ganz allein!« Er streckte die Hand nach dem Haustelephon aus. »Mir ganz allein!« Plötzlich erstarrte der Herausgeber. Seine Augen zuckten zu seinem Reporter und musterten ihn mißtrauisch. Die Hand schwebte reglos über dem Hörer. »Molloy«, sagte er langsam, »Molloy, Sie haben doch nicht mit jemandem über diese Geschichte geredet, oder?«
    »Mit jemandem, Sir?«
    »Sie wissen schon … die …!« Die verhaßten Worte blieben dem Herausgeber in der Kehle stecken.
    »Sie meinen die Fleet Street, Sir?«
    Der Herausgeber zuckte zusammen und bekreuzigte sich. Molloy sank unbewußt in die Knie.
    »Das haben Sie doch nicht, Molloy?«
    »Ganz bestimmt nicht, Sir!«
    »Guter Mann! Guter Mann!« Die Herausgeberhand riß den Hörer von der Gabel

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