Kohl des Zorns
Omally. »Morgen, Chips.«
Der Hund schnüffelte prüfend die Luft. Sein antiquiertes Herrchen tat es ihm nach.
»Na, das ist ja vielleicht ein Ding«, sagte es dann (das Herrchen).
Omally nahm den Brentforder Merkur vom Tresen und fächelte sich nonchalant Frischluft ins Gesicht.
»Was denn, Pete?« erkundigte er sich.
»Eigenartig, wie ein besonderer Geruch eine ganz besondere Erinnerung wachrufen kann.«
»Ach ja?« Wie der bestialische Gestank aus nicht mehr ganz so frischem frischem Fisch und Nevilles Duftkugel irgend etwas anderes als Übelkeit wachrufen konnte, das blieb Omally ein unlösbares Rätsel.
»Ihr Name war Jasmin«, erinnerte sich der Alte Pete sehnsüchtig. »Sie betrieb ein Bordell, unten in Bangkok.«
»Du widerlicher alter Bastard«, sagte Omally und hatte Mühe, sein Grinsen zu verbergen.
»Ich kann mich natürlich auch täuschen.« Der Alte schnüffelte noch ein oder zwei weitere Male und meinte, das vertraute Aroma einer gewissen Sorte dunklen Rums zu entdecken, das in der überladenen Luft hing.
»Vielleicht zehn Pfund frisch pochierter Flußlachs?« erkundigte er sich laut.
Omally verschluckte sich fast an seinem Pint. »Einen großen dunklen Rum hierher, Neville!« beeilte er sich, den Alten zum Schweigen zu bringen, nachdem sein Hustenanfall vorüber war und er sich den Schaum aus dem Gesicht gewischt hatte.
»Oh, das ist sehr freundlich von dir, John. Vielen Dank auch.« Der Alte Pete kicherte verschlagen. »Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet.«
Neville kehrte von der Kühltruhe zurück, wischte sich die Fischhände an der Barschürze sauber und schenkte dem alten Halunken seine Beute aus der Rumflasche ein.
»Auf deine allerbeste Gesundheit, John.«
»Und deine, Pete.« Omally hob sein Glas und spähte traurig durch den nun leeren Boden.
»Noch mal das gleiche, nicht wahr?« erkundigte sich Neville. »Und wenn du dann doch bitte die Rechnung begleichen könntest?«
Wie auf Kommando betrat Jim Pooley den Fliegenden Schwan. »Tach zusammen«, sagte er.
Pete berührte seine Baskenmütze, Neville neigte sein schimmerndes Haupt, der junge Hund Chips bellte unverbindlich, und Omally sagte: »Guten Tag.«
»Wer ist dran?« wollte Jim wissen.
»Rate mal.« Omally hielt ihm sein leeres Glas hin.
»Ah.« Jim klopfte seine Taschen ab. »Ich bedaure, doch eine geschäftliche Transaktion hat meine Geldbörse just heute Morgen in arge Mitleidenschaft gezogen«, sagte er und bedachte Omally mit etwas, das wohl ein »vielsagender Blick« sein sollte.
»Also schön, dann zahlt jeder für sich.« Omally schob sein Glas über den glänzenden Tresen. »Zwei Pints Large bitte, Neville.«
»Und einen großen dunklen Rum«, sagte der Alte Pete mit dem Optimismus des erfolgsverwöhnten Erpressers.
»Und einen kleinen dunklen Rum«, korrigierte Omally. »Welcher übrigens der letzte ist.«
Der Alte Pete grinste zahnlos. Er war zu gerissen, um den Fisch zu töten, der die goldenen Eier legte. Nächste Woche war wieder Freitag. »Ganz wie du meinst«, sagte er daher.
Das Geschäft wurde erledigt und Omally um Begleichung seiner Rechnung gebeten. Anschließend führte John seinen Partner zu einem Nebentisch, wo sie ungestört reden konnten. Er teilte das Wechselgeld auf und gab Jim eine weitere Pfundnote.
Pooley untersuchte sorgenvoll die Überreste seines Tagelohns. »Ich kann keine größeren Noten in diesem Haufen Münzen entdecken«, sagte er.
»Es ist vollkommen unmöglich, einen bestimmten Ertrag seines Arbeitskapitals zu projektieren«, informierte ihn John. »Die Zahnräder der Geschäfte drehen sich frei und willkürlich, und ihre Achsen müssen aus diesem Grund ständig finanziell geschmiert werden. Wenn du verstehst, was ich meine.«
»Du meinst, du mußtest diesen alten Halunken ausbezahlen?« Pooley nickte in Richtung des Alten Pete, der das Glas in seine Richtung hob und: »Cheers!« sagte.
Der junge Hund Chips, dessen Gehör besser als ausgezeichnet war, nahm sich im stillen vor, Jims Knöchel einen Besuch abzustatten, sobald sich eine günstige Gelegenheit dazu ergab.
»Eine bloße Bagatelle, weiter nichts«, sagte Omally. »Was ist mit unserem anderen Geschäft?«
Pooley nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Deine Vorhersage, was die Wettquote anbelangt, hat sich als ein wenig zu optimistisch erwiesen. Aber wie du sicher weißt, ist es vollkommen unmöglich, einen bestimmten Ertrag seines Arbeitskapitals zu projektieren …«
»Touché!« sagte Omally
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