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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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sozusagen.
    Plötzlich glänzten die Augen von Ratsmitglied Cameron in einem ganz merkwürdigen Licht. Es war das Licht der Erkenntnis. Der Erkenntnis, daß DER AUGENBLICK gekommen war, der einem Mann im Verlauf seines Lebens nur einmal widerfährt. Vor ihm schwebte für alle anderen unsichtbar etwas unbeweglich in der Luft, das sich in eine allem Anschein nach endlose Reihe von Pfundzeichen verwandelte.
    »Dieses Gravitit«, begann er wie beiläufig, »ist offensichtlich preiswert in der Herstellung, wenn Sie beabsichtigen, ein ganzes Stadion aus diesem Material zu errichten.«
    Julian nickte.
    »Dann werden Sie sicher keine Einwände äußern, wenn ich diese Scheibe als Souvenir behalten möchte?«
    Hastig fischte Julian die Scheibe aus der Luft. Sie ruhte gewichtslos in seiner Hand. »Ich fürchte doch«, sagte er und schob sie in die Hosentasche zurück.
    »Oh, wie unhöflich von mir!« sagte Philip und flehte verzweifelt, daß niemand den kalten Schweiß bemerkte, der mit einem Mal auf seiner Stirn stand. »Warten Sie, lassen Sie mich Ihnen einen Scheck für Ihre Zeit und Mühe ausschreiben.«
    »Ich fürchte, das geht nicht.«
    »Ach, kommen Sie!« gurrte Cameron. »Sie nehmen doch sicher Kreditkarten. Barclay’s? Oder vielleicht American Express?«
    »Ich fürchte, das geht nicht.« Julian tätschelte seine Hosentasche.
    »Nun stellen Sie sich doch nicht so an! Bitte, es ist nur ein winziges Stück, das Sie ganz bestimmt entbehren können!« Camerons Stimme überschlug sich, und er wußte es. Genauso, wie er wußte, daß alle anderen jetzt hellhörig geworden waren.
    Ein plötzlich erleuchteter Barry Geronimo mischte sich in die Verhandlungen ein. »Ich zahle Cash, bar auf die Kralle, John. Wie klingt ein Hunderter?«
    »Hundertfünfzig!« bot Ffog. »Nein, warten Sie! Zweihundert!«
    »Gentlemen! Gentlemen!« Julian hob die Hand und brachte die fiebrigen Verhandlungen ins Stoppen. Bei diesem Projekt waren Vermögen zu verdienen, und das wußte er ganz genau. Man hatte seiner Societät die Einkünfte aus dem Gravitit versprochen, sobald es nach den Spielen auf den Markt geworfen würde. »Es ist nicht das Geld, das kann ich Ihnen versichern«, log er. »Ich kann Ihnen schließlich nicht verkaufen, was gar nicht mir gehört, nicht wahr? Unser Klient ehrt uns mit seinem Vertrauen, und wir von M. M. W. W. & R. haben noch nie das Vertrauen eines Klienten mißbraucht.«
    Philip Cameron sank in seinen Stuhl zurück. Er hatte SEINEN AUGENBLICK verpaßt, und er würde bis ans Ende seiner Tage als gebrochener Mann weiterleben. Mavis Peake legte einen Arm um seine Schultern und reichte ihm ein Taschentuch. »Schneuz dir die Nase«, sagte sie.
    »Meine Herren, bitte.« Julian Membrane hob eine mahnende Hand in Richtung der Indianerzwillinge, deren leise Unterhaltung sich Themen wie dem Skalpieren von Bleichgesichtern zugewandt hatte und die in ihren Medizinbeuteln nach geeigneten Kriegsfarben kramten. »Lukas ist ein Meister des Dimac, der tödlichsten aller der Menschheit bekannten Kampfkünste.«
    Paul spähte mißtrauisch über den Rand seines kleinen Kosmetikspiegels. »Sitting Bullshit!« fluchte er und schmierte sich mit den Fingern Mary Quant 7 auf die rechte Backe.
    »Falls es keine weiteren Fragen gibt«, schloß Lukas, »werden wir uns nun zurückziehen und Ihre kostbare Zeit nicht länger beanspruchen.«
    »Ich hätte da schon noch ein paar«, meldete sich Clyde Ffog zu Wort.
    »Und wie lauten sie?« Die unverhüllte Herablassung in Julians Stimme schnitt in Ffogs Seele wie ein Messer.
    Ein verdammt teures Geheimnis, das, dachte er bei sich. »Da wären noch ein paar unbedeutende Kleinigkeiten zu klären. Vielleicht sollten wir ohne Umschweife zur Sache kommen.«
    Julian bedachte die Geronimos mit einem flüchtigen Seitenblick. Sie waren voll und ganz mit ihrem Make-up beschäftigt. »Schießen Sie los.«
    »Erstens: Wer besitzt die Grundstücke, auf denen Sie die fünf Säulen zu errichten gedenken?«
    »Ah«, erwiderte Julian. »Die. Nun, das ist das Schöne an unserem Konzept. Unser Klient besitzt sie allesamt persönlich. Er hat sie erst vor kurzem erworben, von der Stadt Brentford. Von Ihnen, Ladies und Gentlemen.«
    »Ich verstehe«, sagte Ffog. »Wie mir scheint, haben Sie nichts außer acht gelassen.«
    Julian grinste breit und verbeugte sich leicht. »Sonst noch etwas?«
    »Nur eine Sache.« Clyde Ffog strich sich über das Kinn. Eine bizarre Laune des Schicksals stand in genau diesem Augenblick im

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