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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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ein richtiges Riesenrindvieh!«
    Pooley fuchtelte wild mit den Händen und drehte sich in immer enger werdenden Kreisen. »Alles ist verloren!« heulte er. »O Dunkelheit und Verdammnis!«
    »Nun krieg dich wieder ein, Mann!«
    »Eisenkugel und Beinkette!« stöhnte Pooley. »Handfesseln und das blaue Zelt, das Gefangene Himmel nennen!«
    »Sehr prosaisch, Jim. Tu mir bitte einen Gefallen und halt die Klappe.«
    »Ich könnte verrückt werden! Ein Pooley im Knast! Diese Schande! Diese schreckliche Schande!«
    »Jim, hör sofort mit diesem Mist auf, oder du kriegst was hinter die Löffel!«
    »Wir müssen alles von Bord schaffen!« sagte Jim. »Sämtliche Beweise müssen verschwinden, am besten rüber in dein Haus oder so.«
    »Wovon träumst du eigentlich nachts?« entgegnete John. »Mein Haus kommt überhaupt nicht in Frage! Auf gar keinen Fall!«
    »Dann denk dir schnell was anderes aus.«
    »Ich versuch’s ja die ganze Zeit!«
    »Eingesperrt im Kerker!« murmelte Jim. »Festgesetzt im Knast! Im Kittchen! Ich könnte explodieren!«
    »Das ist es!« sagte Omally und schlug mit der rechten Faust in die offene linke Hand.
    »Was denn, du willst aufgeben?«
    »Nein. Explodieren. Das ist es, Jim. Bumm! Fertig!«
    »Merkwürdig«, sagte Jim. »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Bumm!« wiederholte John. »Wie in Bombe. Wir jagen den Leichter in die Luft.«
    »Wir jagen den Leichter in die Luft?« Jim nahm den Vorschlag auf und kaute ihn mental durch. Sozusagen. »Ich verstehe«, sagte er schließlich auf eine Art und Weise, die jeden kundigen Fernsehserienanhänger an einen gewissen Serienhelden in einer inzwischen berühmten Fernsehserie erinnert hätte.
     
    Diskret verließ der unifarbene, unauffällige Bus, der die gutgekleideten, wohlgenährten, ziemlich betrunkenen und vollkommen außer Rand und Band geratenen Parlamentarier samt Anhang schließlich zum nächsten Zwischenstop ihres Brentforder Tagestrips beförderte, um Punkt zwei Uhr den rückwärtigen Parkplatz, während auf der Vorderseite des Stadthauses der Haupteingang für das niedere Volk geöffnet wurde.
    Die Menge überflutete die Ausstellungshalle, und das anfängliche mißbilligende, ablehnende Gemurmel verwandelte sich nach und nach in erstauntes und ungläubiges Ächzen ob der präsentierten Wunder. Denn Wunder sind etwas Furchterregendes, und Furcht ist stets geeignet, widerwilligen Respekt hervorzurufen. Und so kam es, daß eine eingeschüchterte, staunende Menge aufmerksam lauschte, während Mucus und Membrane eine weitere glänzende Präsentation abhielten.
    Doch diese hier verlief anders als die beiden vorherigen. Sie enthielt zahlreiche versteckte Andeutungen und Nuancen, die das Unterbewußtsein der Zuhörer beeinflussen sollten. Adolf Hitler, allen gewiß in schlechtester Erinnerung, war überzeugt, daß eine Menschenmenge immer nur imstande war, zu einem beliebigen Zeitpunkt eine einzige Idee zu verdauen, und selbst diese mußte man ihr immer und immer wieder eintrichtern. Mucus und Membrane vermischten jedoch zwei einfache Konzepte, nämlich Ruhm für die Gemeinde und Wohlstand für ihre Einwohner, zu einer siegreichen Kombination. Die einfache Strategie gab den Habsüchtigen mehr als ausreichend Gelegenheit, ihre Gier unter dem Deckmantel der Sorge um das Wohlergehen ihrer Gemeinde zu verbergen.
    Man betonte ausdrücklich die Sicherheitsaspekte des eingesetzten Gravitits sowie die vorübergehende Natur des gesamten Projekts. Und die letzten Worte von Membrane überzeugten dann auch den allerletzten Zweifler: »Selbstverständlich«, so lauteten sie, »wird jeder Brentforder Bürger eine Freikarte für die gesamte Dauer der Spiele erhalten.«
    Eine winzige Pause absoluter Totenstille wurde von rasendem Applaus verdrängt, den selbst der schalldämmende Polysilikatfußboden kaum schlucken konnte. Sprechchöre intonierten: »Hoch soll Werauchimmer leben«, Hüte wurden unter die frisch gestrichene Decke geschleudert, und die Herren Mucus und Membrane schüttelten sich überschwenglich die Hände und zeigten ihre blitzenden Zahnkronen. Ihre beiden Leibwächter grinsten schief und taten, als hätten sie alles verstanden.
    Nachdem die Menge sich aufgelöst hatte und in die Straßen geströmt war, um ihr Glück in den Kneipen zu feiern und die frohe Kunde denjenigen zu überbringen, die das Spektakel versäumt hatten, kehrte in der großen Halle wieder feierliche Stille ein. Die Bildschirme summten leise vor sich hin, und die riesigen

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