Kohl des Zorns
ihm sprach. »John«, flüsterte er. »John, unternimm doch etwas!«
»Weg mit den Stühlen!« krähte der junge Master Robert und entfaltete eine Reihe gewaltiger Pläne auf den knochigen Knien. »Dort drüben soll eine Reihe verchromter Hocker hin. Wo sind die Videomaschinen?«
»Videomaschinen?« Neville mußte sich am Tresen festhalten, sonst wäre er gestürzt. Er näherte sich mit Riesenschritten einem Zustand absoluter ›Besinnungslosigkeit‹.
Omally starrte voller Verzweiflung um sich, während er sein Gehirn nach einer Lösung durchforstete. Töte sie alle! empfahl sein Cerebellum. Verschone weder ihre Kinder noch ihre Frauen, und rotte das Übel an der Wurzel aus. »Die Schrotflinte!« befahl Omally. »Wo ist der Schießprügel, Neville?«
»Keine Waffen!« stotterte der leidgeprüfte Barmann. »Kein Morden in meinem Lokal, John. Alles, nur das nicht, und unternimm endlich was! Ganz egal was!«
»Das Dartsbrett!« krähte der junge Idiot. »Weg mit dem Dartsbrett! In den Müll, in den Müll!«
»Töte sie alle!« schrie Neville mit einem Mal. »Verschone weder ihre Kinder noch ihre Frauen, und rotte das Übel an der Wurzel aus!«
Sie waren zu fünft. Fünf Handlanger der Brauerei, kräftige Burschen für einen einzelnen Mann. John überlegte, daß er wenigstens zwei von ihnen packen könnte, möglicherweise auch drei, wenn das Glück ihm hold war, doch als langfristige Lösung für irgendeine Form von Problem hatte Gewalt noch nie getaugt. Es mußte einen anderen Weg geben, und zwar einen, der weder Leib noch Leben in Gefahr brachte. »Überlaß das nur mir«, sagte Omally und straffte die herabhängenden Schultern.
»Was hast du vor?«
Omally starrte Neville lange und hart in die Augen. Es war ein Gesicht, das er seit inzwischen gut zwanzig Jahren kannte, das Gesicht eines Burschen, mit dem er lang und breit durch dick und dünn gegangen war, doch es hatte noch nie ausgesehen wie heute. Das Gesicht des Teilzeitbarmanns spiegelte eine vollkommene Niederlage. »Verloren«, sagte es.
John klopfte dem armen Kerl auf die Schulter. »Kopf hoch«, sagte er. »Überlaß alles mir, ich kümmere mich darum.«
Nevilles Mund sagte: »Danke«, doch kein Laut war zu hören.
Omally straffte die Schultern und stapfte durch den Schankraum auf den jungen Master Robert zu. Er war Neville etwas schuldig. Jeder einzelne verdammte Stammgast des Fliegenden Schwans war Neville etwas schuldig. Neville war in ganz Brentford respektiert und auf eine gewisse Weise sogar beliebt. Niemand, ganz gleich aus welchem Grund, hatte das Recht, so mit ihm umzuspringen.
Omally stapfte durch den Schankraum wie ein Titan. Wie ein Racheengel, ein Tempelritter.
Er hatte nicht die leiseste Idee, wie er es anstellen sollte.
»Was wollen Sie?« fragte der junge Master Robert ungeduldig, als Omally nahe genug herangekommen war.
»Ich … ich … äh, was wird das hier?« fragte Omally.
»Ich denke, das ist doch wohl deutlich genug zu sehen.«
John blickte sich um, als sähe er die Verwüstung zum ersten Mal. »Oh«, sagte er. »Sie bauen um, was?«
Der junge Master Robert ignorierte Omally und wandte sich wieder seinem Plan zu. Trottel, dachte er.
»Vielleicht kann ich Ihnen helfen?« erkundigte sich Omally und hielt eine Ecke des großen Plans hoch. »Sie halten ihn verkehrt herum«, fügte er hilfsbereit hinzu.
»Ich weiß, was ich tue. Seien Sie so gut und verschwinden Sie, ja?«
John schob seine unerwünschten Hände tief in die Hosentaschen. »Ein brillantes Konzept, wissen Sie das?« sagte er nachdenklich.
Der junge Master Robert musterte ihn über den Plan hinweg. »Er gefällt Ihnen also?« erkundigte er sich mißtrauisch.
»O ja!« log Omally und schielte mit Kennerblick und überzeugendem Enthusiasmus auf den Plan hinunter. »Wie ich sehe, teilt die Sprossenwand die Salonbar von der Sitzecke ab. Wo werden Sie die Nautilusmaschine aufstellen, wenn ich fragen darf?«
»Direkt hier.« Der junge Master Robert zeigte auf die entsprechende Stelle und beobachtete Omallys Reaktion.
»Vor den Eingang zum Herrenklo also«, sagte Omally. »Genial. Absolut genial!«
»Meinen Sie?«
»Selbstverständlich, jawohl. Die Trinker müssen sich an den Maschinen vorbeiarbeiten, um zum Klo zu gelangen. Sich neuen Durst antrainieren, sozusagen. Genial!«
»Genau das habe ich mir dabei gedacht«, erklärte der junge Master Robert, der sich in Wirklichkeit gar nichts gedacht hatte.
»Diese Art von Bar ist definitiv die Bar von
Weitere Kostenlose Bücher