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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Neville und von Neville zu Omally.
    Einen entsetzlichen Augenblick lang befürchtete John ernsthaft, das Spiel sei aus. »Dieser Mann tut was?«
    »Er verehrt Sie. Neville ist niemand, der seine Gefühle zeigt«, beeilte sich Omally hinzuzufügen. »Aber es gibt einen Ausweg aus dieser Situation, ich bin ganz sicher, daß es einen gibt.«
    »Denken Sie nach, Mann! Denken Sie nach!«
    Omally suchte zwischen den Flecken an der nikotinverfärbten Decke des Fliegenden Schwans nach Inspiration.
    »Ich hätte da eine Idee«, sagte er schließlich unvermittelt. »Ein uralter Trick, aber vielleicht funktioniert er ja?«
    »Reden Sie, Mann! Reden Sie!«
     
    Eine halbe Stunde später stand Neville allein im Fliegenden Schwan. Alles war so, wie es immer gewesen war. Derselbe abgetretene Teppich, dieselben alten Tische, dasselbe Dartsbrett, alles dasselbe wie immer.
    Omally stand im Eingang und winkte zum Abschied. »Keine Ursache«, rief er. »Gern geschehen.«
    Die Tür schloß sich zum Geräusch des davonrauschenden BMWs mit dem jungen Brauereibesitzersohn hinter dem Steuer.
    »Wie?« fragte der Teilzeitbarmann. »Wie hast du das gemacht?«
    Omally wandte sich zu seinem hochgeschätzten Arbeitgeber um. Der Ausdruck auf Nevilles Gesicht war einer, den Omally bis an sein Lebensende in Erinnerung behalten würde.
    »Psychologie«, erwiderte der große Sohn Irlands. »Und die eine oder andere kleine Notlüge.«
    »Ich möchte dir einen Drink spendieren«, sagte Neville und wollte zum Whiskymaß gehen. »Oder zwei oder drei, wenn du magst.«
    »Nicht während der Arbeit, Sir«, widersprach John in gespieltem Ernst.
    Neville schenkte zwei Mehrstöckige aus. »Setz dich, und erzähl mir, was du gemacht hast«, sagte er. »Ich will jede Einzelheit wissen.«
    »Wirklich nichts Besonderes«, antwortete John und nippte an seinem Scotch. »Ich hab’ ihm lediglich erzählt, daß meines Wissens die Konkurrenz plant, all ihre Kneipen in Olympische Bars umzubauen, und wenn er sich wirklich von ihnen unterscheiden wolle, wäre es das Beste, die ›Altenglische‹ Atmosphäre des Fliegenden Schwans aufrechtzuerhalten. Eine Insel unbefleckten Englands inmitten all der pseudo-amerikanischen Bars, das waren meine Worte. Ein guter Vergleich, wie ich denke. Und es hat bestens funktioniert.«
    »Du bist ein Genie!« sagte Neville. »Aber was, wenn er herausfindet, daß alles Lügen sind? Wenn die anderen Bars gar nicht umbauen?«
    »Ich nahm mir die Freiheit, anzudeuten, daß die anderen Kneipen erst am letzten Tag vor den Spielen umgebaut werden. Wenn er es herausfindet, ist es zu spät.«
    Neville blickte nachdenklich drein. »Aber wenn er es herausfindet …« Er verstummte.
    »Wenn er es herausfindet, erzähle ich ihm, daß noch mehr Industriespionage im Spiel war. Daß die konkurrierenden Brauereien alle seinem Beispiel gefolgt sind. Aber es ist natürlich zu spät für sie, weil unser neues Schild bereits an der Tür hängen wird.«
    »Unser neues Schild? Was denn für ein neues Schild?«
    Omally nahm all seinen Mut zusammen. »Unser neues Namensschild«, sagte er flüsternd.
    »Was?« brüllte Neville. » Was? Soll der Fliegende Schwan immer noch umgetauft werden?«
    »Nein, nein!« beschwichtigte ihn John und schüttelte den Kopf. »Ich habe den jungen Trottel überzeugen können, daß lediglich ein oder zwei belanglose Änderungen vorgenommen werden müssen.«
    »Aha. Und welche?«
    »Nun«, Omally zögerte noch immer. Er wich ein wenig vor dem Teilzeitbarmann zurück. »Auf dem neuen Schild wird stehen: ›Inn Zum Fliegenden Schwan , ältestes und originalgetreu erhaltenes Bierhaus von Brentford. Wir grüßen unsere amerikanischen Verwandten.‹«
    » Inn Zum Fliegenden Schwan«, murmelte Neville.
    »Ihr Götter!«

Kapitel 28
     
    Gegen vier Uhr nachmittags war Omally unsicheren Rades auf dem Cagliostro Crescent unterwegs. Zusammen mit Neville hatte er noch mehrere »Verdauungsschnäpse« der dreifachen Sorte genommen, um Johns siegreiche Verteidigung des Fliegenden Schwans vor einem Schicksal zu feiern, das, wenn nicht schlimmer als der Tod, dem doch so ziemlich nahe kam. Neville war sentimental geworden, was häufig der Fall war, wenn er zuviel getrunken hatte, und hatte sich überschwenglich bedankt.
    »Du hast dem Fliegenden Schwan einen Dienst von derartiger Größe erwiesen«, hatte er dem grinsenden Iren gesagt, »daß keinerlei finanzielle Belohnung auch nur einigermaßen angemessen sein kann. Allein der Gedanke, dir eine solche

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