Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
Vom Netzwerk:
Leichen, auftauchen, werden wir uns der Sache annehmen. Ansonsten verspüre ich nicht den Drang, dieser Angelegenheit weiter nachzugehen.« Hovis hielt dem Professor die offenen Handflächen hin. Im Gesicht des alten Gelehrten spiegelte sich Entrüstung. »Es tut mir leid, Professor, aber so stehen die Dinge nun einmal. Ich habe im Vertrauen zu Ihnen gesprochen, und ich hoffe sehr, daß Sie das respektieren. Die Angelegenheit geht fürs erste zu den Akten. Ich werde kein weiteres Wort darüber verlieren. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?«
    »Sie begehen einen schwerwiegenden Fehler, mein lieber Sherringford.«
    »Das mag sein, wie es will. Ich folge einer Spur, und ich muß meinen Ruf reinwaschen. Ich muß jetzt gehen. Leben Sie wohl.«
    »Leben Sie wohl, Sherringford«, sagte der Professor. »Und viel Glück, denn Sie werden es dringend benötigen.«

Kapitel 27
     
    Weitere Tage vergingen, wie Tage eben so vergehen. Nach und nach reihten sie sich zu Wochen, die ebenfalls vergingen. Sozusagen.
    Die Medien lagen in Lauerstellung. Regelmäßig erschienen Berichte über die Fortschritte beim Bau des Stadions, und gewiß machten allein der riesige Maßstab der Operation und die einzigartige Natur des Projekts alles Neue einer Schlagzeile würdig — doch das Debakel von Birmingham, gepaart mit der Exzentrizität des Brentforder Baus, veranlaßten die Nachrichtenleute zu eher mißtrauischer Vorsicht.
    Die Arbeit fand hauptsächlich in der Nacht statt. Mehr und mehr vorgefertigte Bauteile wurden an die dafür vorgesehenen Stellen geschafft, doch das größte Wunder von allen war, daß am nächsten Morgen nie irgend etwas von einem Stadion zu sehen war. Eine dünne, verschwommene Linie markierte die stets weiter nach außen drängenden Ränder, doch die Solarpaneele und das geniale System von unter dem Bauwerk aufgehängten Emittern projizierten helles Tageslicht auf die darunterliegende Gemeinde und tarnten das Gebäude vollkommen.
    Die Augen der Welt ruhten auf dem wenigen, was zu sehen war.
    Reporter durchstreiften die Gemeinde auf der Suche nach der kleinsten Kleinigkeit, die eine Nachricht oder einen Exklusivbericht wert sein konnte, doch sie fanden nur wenig im Vergleich zu den Mühen, die sie dafür auf sich nahmen. Sowohl Jennifer Naylor als auch Scotland Yards Inspektor Hovis trugen — wenngleich aus völlig verschiedenen Gründen — dafür Sorge.
    An einem gewissen Dienstag morgen kurz vor halb elf schlenderte John Vincent Omally in den Fliegenden Schwan. Das Entsetzen der Nacht auf Griffin Island war längst weit in den Hintergrund seines wechselhaften Verstandes gerückt, und seine Gedanken galten nun wieder — wie immer — der Suche nach der Großen Chance. Und deswegen stand John vollkommen unvorbereitet dem Entsetzen gegenüber, das sich nun seinem Blick darbot.
    Am Ende des Tresens stand Neville mit funkelnden Augen, die Hände zu Fäusten geballt, die Zähne zusammengebissen, und die Ursache für seine Aufregung war nur allzu offensichtlich. In der Mitte des Schankraums saß verkehrt herum auf einem Stuhl — der junge Master Robert, die dämonische Brut des Brauereimeisters. Und ringsum bewegten sich seine bösen Handlanger und rissen mit kalten, effizienten Bewegungen das lebende Herz aus dem berühmten altehrwürdigen Lokal.
    Omally verschlug es den Atem. In seinem Kopf verschwamm alles, und seine Augen drohten aus ihren Höhlen zu quellen. Er hatte in seinem Leben viele Schrecken kennengelernt und gar manches Trauma überlebt, doch das hier, das war die reinste Seelenfolter. Ein Realität gewordener Alptraum!
    »Weg damit!« befahl der junge Master und deutete mit träger Hand auf die Reihe antiker Britannia-Tische, die, wie die Stammgäste früher vermutet hatten, bloß der längst überfällige atomare Holocaust zu verrücken imstande gewesen wäre. »Hinaus mit dem alten Mist, und herein mit dem Neuen!« Ein Lakai zerrte eines der antiken Möbel in Richtung Tür, und darunter wurden vier helle Teppichflecken sichtbar, die das Tageslicht seit wenigstens hundert Jahren nicht erblickt hatten. »Auf den Müll, auf den Müll damit! Den Müll, den Müll, den Müll!« sang das Knabenwunder in einer schrecklichen Parodie von Heintjes berühmtem Schlager.
    Omally stolperte zu Neville. Der Teilzeitbarmann starrte durch ihn hindurch, und sein Auge zuckte verdächtig. »Neville!« ächzte Omally, »Neville, so unternimm doch etwas!«
    Das Auge des Teilzeitbarmanns erkannte endlich, wer da mit

Weitere Kostenlose Bücher