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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Tipi am Rand des Gartens und teilten sich eine lange Pfeife.
    »Zeit rücken näher«, sagte Paul feierlich. »Wenn großer Manitou über die Wasser nahen, werden sich Himmel verdunkeln und Vögel fliegen auf dem Rücken. Und Grillen sprechen werden mit den Zungen von Menschen.«
    Barry nuckelte an der Pfeife. Für ihn war das Rauchen von Dope eine der angenehmeren Seiten des indianischen Alltags. Widerwillig reichte er seinem Bruder die Pfeife zurück.
    »Das sein guter Dope«, sagte er und grinste schief. »Dealer haben Rotes Bruderherz diesmal ausnahmsweise nicht übers Ohr gehauen.«
    »Werden eins mit Manitou«, sagte das Rote Bruderherz, »verstehen Wege von Elch oder fliegen mit Adler, fühlen Puls und universelles Note von allen Dingen, aller Materie, allen Menschen sein nur Teile von Ganzes. Alles einzeln Teile, aber immer ein und dasselbe. Um vollbringen, müssen hin und wieder kleines Pfeife schmauchen. Wenn Rotes Bruderherz verstehen, was ich meine.«
    »Nicht so ganz«, entgegnete Barry. »Zu viele Infinitive. Aber ich glaube, ich weiß ungefähr, worauf mein Rotes Bruderherz hinaus will.«
    »Barry«, sagte Paul, »geschätzter Bruder Barry, als menschliches Wesen du sein gutes Stück Fehlschlag.«
    »Oh, danke sehr. Wenn ich mich recht entsinne, bekleckerst du dich auch nicht eben mit Ruhm.«
    »Das meine ich nicht.«
    »Aber ich meine das.«
    »Barry, als ich dir damals, vor vielen, vielen Monden, von meiner Erleuchtung berichtet habe, war dein Herz betrübt. Du hattest keinen Glauben mehr. Habe ich dich nicht die Wege unserer Väter gelehrt, dich in den Künsten von Bogen und Tomahawk unterwiesen, dir das Wissen unserer Roten Brüder vermittelt? Und jetzt …«
    »Und jetzt sind wir beide ziemlich angeschmiert«, beendete sein Bruder den Satz und riß die Pfeife wieder an sich. »Ein schönes Rotes Zwillingspaar geben wir ab, alle beide.«
    »Du bist kein ›richtiger Mensch‹, Bruder, du bist immer noch ein Weißer Mann.«
    »Wir sind beide rein zufällig Weiße Männer, wenn ich dich erinnern darf.«
    »Nein, Barry. Ich erkenne den Großen Sinn, die letztendliche Bedeutung aller Dinge. Unsere Mühen waren nicht vergeblich. Ich stehe über dem Spott und der Verachtung, die man uns entgegengebracht hat. Ich stehe über all diesen Dingen; ich sehe das Goldene Licht.«
    »Du bist ja extrabreit! Ich behalte die Pfeife jetzt für mich!«
    »Barry, jetzt kommt die Zeit des großen Erwachens. Die Erde wird sich bewegen und erzittern. Sie ist der Wege des Menschen überdrüssig geworden. Die wenigen, die verstehen, werden vielleicht überleben, indem sie eins werden mit der Natur und so, wie zu den alten Zeiten. Und wem es an Weisheit fehlt, der wird inmitten der hochschlagenden Flammen untergehen. So steht es geschrieben, und so wird es sein!«
    Barry nuckelte kläglich an seiner Pfeife. »Du glaubst das alles wirklich, nicht wahr?«
    Sein Bruder nickte gewichtig. »Ich besitze zahlreiche Abschlüsse und einen akademischen Ehrengrad. Meinst du, ich würde so handeln, wenn ich nicht von dem überzeugt wäre, was ich tue?«
    »Du könntest dich irren.«
    »Barry, die Seele des großen Manitou wohnt in mir, genau wie in dir. Das hebt uns von anderen Menschen ab! Ich meide sie alle. Ich lasse mich einzig und allein von meinem Stern und dem glorreichen goldenen Licht führen.«
    »Und was sollen wir nun deiner Meinung nach tun, weiser Roter Bruder?«
    »Wir werden tun, was der Geist von uns verlangt. Wir sind offen für seine Lehren, rauchen viele Pfeifen und reden über alles.« Er öffnete eine Tasche mit Peyote. »Hier«, sagte er. »Kau ein paar davon, und ich werde dir von den Träumen berichten, die mir widerfahren sind. Und dann werden wir gemeinsam handeln wie ein einziger Mann.«
    »Meinetwegen«, sagte Barry. »Her mit dem Zeug.«
    »Auf den Feldern des Weißen Mannes treibt sich ein großes Übel um. Es überschattet uns und verdunkelt den Himmel. Ich kann es spüren, und ich fühle deutlich, daß wir es bekämpfen müssen.«
    »Also gut«, sagte Barry. »Fürs erste halte ich mich an die Pfeife, schätze ich. Für den Fall, daß diese magischen Pilze sich als das Billigzeug herausstellen, das man bei Tesco’s für zehn Schilling pro Pfund kaufen kann.«
     
    Inspektor Hovis ging im Besprechungsraum auf und ab. Er war nicht allein. Die versammelte Brentforder Konstablerei beobachtete schweigend ihren Chef.
    »Einhundert Millionen Pfund in Goldbarren«, echote seine Stimme durch den großen Raum,

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